Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
er zumindest gedacht hatte, dass es sein würde.
Allein dieser seltsam schwebende Zustand von Zufriedenheit, in dem er sich befand, seit er die Nächte zusammen mit seiner Frau verbrachte. Eine trügerische Zufriedenheit, die nicht anhalten würde, wie er sich immer wieder grimmig sagte. Nicht mehr als eine Art stiller Übereinkunft, um die Zeit bis zur Geburt ihres Kindes möglichst problemlos und harmonisch zu überbrücken.
Im Hinterkopf lauerte immer noch sein ursprünglicher Plan, der eine baldige Scheidung und Ellas Rückkehr nach England vorsah, während sein Sohn und Erbe hier bei ihm bleiben würde. Doch das würde nie geschehen, wie Hassan inzwischen überzeugt war. Dafür kannte er seine Frau inzwischen gut genug.
„Was hast du gesagt?“, fragte er und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um ungebetene Bilder und Gedanken wegzuwischen.
„Dass ich es nicht länger ertrage, den ganzen Tag über nichts zu tun.“
„Du langweilst dich?“
„Ich würde eher sagen, ich bin ruhelos und habe zu viel überschüssige Energie.“ Elle schnitt eine Grimasse und zuckte mit den Schultern. „Der Garten ist fantastisch, und die Bücher aus der Bibliothek wirklich interessant, aber …“
„Na was?“
Trotzig begegnete sie seinem gelassenen Blick. Wie würde Hassan reagieren, wenn sie ihm sagte, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen wollte? Echte Zeit, in der sie mehr über ihn, seinen Charakter, seine Vorlieben und Schwächen herausfinden konnte. Sie trafen sich nur zum Frühstück und zum Dinner und lagen nachts zusammen im Bett, was Ella einfach nicht reichte. Vielleicht frustrierte sie auch Hassans Fähigkeit, trotz körperlicher Nähe eine innerliche Distanz zu wahren. Es war, als könnte sie nie wirklich zu ihm durchdringen, egal, wie sehr sie sich bemühte.
Dabei gelang es ihm hervorragend, sich als besorgter Gatte und fürsorglicher werdender Vater zu präsentieren. Jeden unausgesprochenen Wunsch las er ihr von den Augen ab und sorgte er dafür, dass sie alles hatte, was ihr Herz begehrte.
Doch für Ella fühlte es sich wie eine Art Beschwichtigungstaktik an, weil er ihr einfach nicht geben konnte, wonach sie sich zutiefst sehnte: echte Zweisamkeit.
„Ich muss irgendetwas Eigenes auf die Beine stellen.“
Ihr Mann legte die Zeitung zur Seite. Jetzt hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Und das wäre?“
„Ich möchte dich porträtieren, Hassan. In London hast du mir versprochen, ich könnte hier malen, weißt du noch? Und ich will!“ Mit jedem Wort wurde Ella aufgeregter. „Wenn das Baby erst da ist, dann … dann …“ Ihr Atem stockte, als sie seinem harten misstrauischen Blick begegnete. „Dann werde ich nicht mehr so viel Zeit haben wie jetzt, oder?“, endete sie lahm und starrte auf die langen, braunen Finger ihres Gatten, mit denen er nervös auf die Tischplatte trommelte.
Tausend Gedanken schossen ihm dabei gleichzeitig durch den Kopf. Sein Widerwillen, für einen Künstler still zu sitzen, war unter seinen Vertrauten geradezu legendär. Andererseits wären seine Berater unter Garantie hocherfreut, ein neues Porträt von ihm zu bekommen, und Ella wäre für die nächste Zeit sinnvoll beschäftigt.
„Ich denke, das wäre möglich“, erwiderte er bedächtig. „Aber nur, solange du akzeptierst, dass ich einen ausgefüllten Tagesplan habe und meine Zeit sehr kostbar ist. Ich kann dir unmöglich stundenlang Modell sitzen.“
„Das weiß ich und habe auch nichts anderes erwartet“, entgegnete Ella strahlend, ohne auch nur den Versuch zu machen, ihre Freude und Aufregung zu verbergen. Jeder wusste, dass Künstler und ihre Modelle während der Sitzungen ein ganz besonderes Verhältnis zueinander entwickelten und eine Menge über den anderen lernten. Vielleicht war das ihre einzige Chance herauszufinden, was wirklich in dem Vater ihres Kindes vorging.
„Bitte, Hassan, sag ja!“
Wider Willen musste er lächeln. „Wie könnte ich nein sagen, wenn du mich so süß bittest?“ Damit verschanzte er sich wieder hinter seiner Zeitung. „Sag Benedict einfach, was du brauchst. Er wird dafür sorgen, dass du es auch bekommst.“
Fast hätte Ella wie ein kleines Kind in die Hände geklatscht. „Oh, ja, das werde ich tun! Und … Hassan?“
„Hmm?“
„Danke.“
„Jetzt verschwinde endlich und lass mich meine Zeitung lesen“, brummelte er.
Glücklich eilte Ella davon, um Benedict zu suchen. Der zurückhaltende Engländer verhielt sich ihr gegenüber absolut untadelig
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