Cinderella undercover
schmecken«, entgegnete Stephanie und lächelte säuerlich. »Mir persönlich wäre das ja viel zu süß!«
»Ich mag es eben gern süß«, antwortete ich und kassierte dafür einen spöttischen Blick von Felicia.
»Ach übrigens: Ich fliege ja Ende der Woche nach Sri Lanka, um Perlen einzukaufen. Habt ihr irgendwelche speziellen Wünsche bezüglich Souvenirs?« Paps blickte strahlend in die Runde. Ich lächelte. Trotz allem tat es gut, ihn nach so langer Zeit wieder glücklich zu sehen. Offenbar gefiel es ihm, mit so vielen Personen in einem Haushalt zu leben.
Mama hatte nach meiner Geburt ja leider keine weiteren Kinder bekommen können.
»Ich würde mich über ein paar nette Steinchen für meine neue Kollektion freuen«, antwortete Stephanie prompt. Meine Stiefmutter in spe führte einen Antiquitätenladen und war gerade dabei, sich eine Karriere als Schmuckdesignerin aufzubauen. »Und ich mich über eine lange Perlenkette«, kam Felicias Antwort gleich hinterher.
»Ich hätte gern so ein – wie hieß noch dieses lange, indische Wickeldings… das wäre toll«, rief Kristen und sah dabei mal wieder so aus, als könne sie nicht bis drei zählen.
»Das Ding heißt Sari«, ergänzte ich und überlegte gleichzeitig, warum meine Stiefschwester eigentlich so dermaßen hohl war. Entweder war ihr IQ nahe dem Nullpunkt angesiedelt oder sie war schlicht und einfach ungebildet und ignorant!
»Und du, Cynni-Maus?«, fragte Paps und ich zuckte mit den Schultern. »Ich hab keinen besonderen Wunsch. Aber du weißt ja, was mir gefällt. Vielleicht gibt es dort ja besondere Farben oder Stoffe… »
»Also, ich muss dann jetzt mal los!«, verkündete Felicia und sprang ruckartig auf. Von einem gemütlichen langen Frühstück schien sie nicht so viel zu halten.
»Aber Schätzchen, wo willst du denn jetzt auf einmal hin?« (Stephanie nannte sowohl Kristen als auch Felicia Schätzchen . Vielleicht wollte sie dadurch vermeiden durcheinanderzukommen!?)
»Ins Fitness-Studio, wohin denn sonst? Würde so manchem von euch übrigens auch guttun«, antwortete Felicia und verließ hoch erhobenen Hauptes den Raum. Ohne ihr Geschirr mitzunehmen, wie ich leicht genervt feststellte.
Paps rief ihr »Viel Spaß, bis später« hinterher und sah Kristen und mich fragend an. »Und was habt ihr beiden Hübschen heute noch vor?« Ich verschluckte mich beinahe an meinem Brötchen. Was sollte ich wohl an einem Tag vorhaben, an dem sich um mich herum Umzugskartons türmten und die Wohnung aussah, als hätte eine Granate eingeschlagen?
Außerdem würde ich wohl auch den Tisch abräumen müssen, da Lady Felicia schon davongerauscht und Kristen ja bestimmt immer noch verletzt war.
6.
Noch nie hatte ich mich so sehr darüber gefreut, zur Schule gehen zu können, wie an diesem Montag.
»Na, wie war das erste Wochenende mit deiner neuen Familie?«, fragte Louisa, meine Banknachbarin und – wenn man das so bezeichnen wollte – zweitbeste Freundin.
Ich knurrte: »Frag nicht! Ich denke ernsthaft darüber nach auszuwandern…« Louisa musterte mich mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung. Dann streichelte sie mir kurz über den Arm, bevor unser Klassenlehrer Marcus Mohrmann, genannt Mister M, den Raum betrat.
Mister M war nicht nur mein persönlicher Lieblingslehrer, weil er so nett, klug und ziemlich sexy war, sondern auch, weil er Englisch, Philosophie und Kunst unterrichtete.
Alles Fächer, in denen ich Bestnoten hatte.
»Good morning ladies and gentlemen«, schmetterte er uns fröhlich entgegen. »How are you today?«
»Ging schon mal besser«, grummelte ich mit gesenktem Kopf, was Mister M aber trotzdem hörte. »Oh, I am sorry to hear this. Was ist passiert?«
Das Beste an Mister M war, dass er uns nicht nur als Schüler betrachtete, in die man innerhalb kürzester Zeit so viel Wissen wie nur möglich pumpen musste, sondern auch als ganz normale Kids mit eigenen, individuellen Problemen.
Also erzählte ich, dass sich mein Leben gerade komplett auf den Kopf gestellt hatte – natürlich ohne wirklich über die drei Grazien abzulästern. Die meisten wussten ja sowieso schon von meinem Umzug und dem Chaos, das bei mir seit Mamas Tod herrschte.
Mister M nickte, hörte geduldig zu und sagte schließlich: »Was haltet ihr davon, wenn wir heute Englisch einfach Englisch sein lassen und stattdessen mal darüber diskutieren, wie es ist, wenn man sich plötzlich mit einer vollkommen neuen Lebenssituation arrangieren muss? Außerdem lässt
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