Cinderellas letztes Date
Beziehung?“
„Wo denkst du hin? Natürlich nicht! Allerdings lag das an Clarissa. Es war ihr Wunsch, dass weder ihre Familie noch meine von uns erfährt. Ich wollte, dass die ganze Welt es weiß. Ich hätte mich sogar mit meinem Vater angelegt. Schließlich sind unsere Familien nicht wirklich miteinander verwandt.“ Er schüttelte genervt den Kopf und rührte weiter in seinem Kaffee. „Für mich ist es ein schwerer Schlag, dass Clarissa tot ist. Vor allem verstehe ich nicht, warum sie sich umgebracht hat. Zwischen uns lief alles hervorragend …“ Sein Blick wanderte ins Leere. Tränen traten ihm in die Augen.
„Wie lange wart ihr ein Paar?“ Ruby musste verhindern, dass er vor ihr zu weinen begann. Sonst würde sie auch heulen – um ihre Schwester und um ihre eigene enttäuschte Liebe zu ihm.
„Nicht so lange. Zwei Monate. Aber wir kannten uns schließlich eine Ewigkeit.“ Er wischte sich verschämt übers Gesicht. „Der Zufall hat uns zusammengebracht. Es war ein langweiliger Montagabend. Keiner meiner Kumpels hatte Lust oder Zeit, etwas zu unternehmen. Ich bin ins ‚Rialto‘ gegangen. Du kennst das Kino bestimmt. Dort laufen Filmklassiker, die man sonst nirgends mehr sieht – höchstens im Fernsehen, aber das ist nicht dasselbe. Ich habe mir ein Ticket für ‚Frühstück bei Tiffany‘ gekauft. Im Kinosaal saßen außer mir höchstens zehn Zuschauer … alles Frauen. Ich wette, normalerweise gucken sich nur schwule Männer den Film an. Aber ich stehe auf Audrey Hepburn und liebe alte Hollywood-Schinken.“
„Und eine der Kinogängerinnen war meine Schwester.“ Ruby lächelte gedankenverloren. Sie kannte Clarissas Faible für alte Filme.
Er nickte. „Wir waren überrascht, uns dort zu treffen. Ich habe mich neben sie gesetzt. Wir haben Popcorn gegessen und sind nach dem Film was trinken gegangen. Im Morgengrauen haben wir uns verabschiedet und dabei das erste Mal geküsst. So fing alles an.“
Wie romantisch, dachte Ruby eifersüchtig. Gerne wäre sie an Clarissas Stelle gewesen. „Und wie ging es weiter? Wo habt ihr euch getroffen? Ashbury ist eine kleine Stadt, da wird viel getratscht.“
„Wir sind oft weggefahren. Meist nach Atlantic City in ‚Trump’s Taj Mahal‘. Wir waren mindestens zweimal im Monat für ein paar Tage dort. Immer in der Woche. Schließlich durfte Clarissa nicht bei euren sonntäglichen Familientreffen fehlen. Sie hat die Kunstakademie geschwänzt, und ab ging’s in die Spielermetropole. Wir haben nur in den besten Hotels übernachtet, Champagner getrunken und gespielt. Clarissa hat sich mit illegalen Substanzen wach gehalten. Das fand ich nicht so prickelnd. Aber sie ließ sich nicht reinreden. Ich hab’s dann aufgegeben. Schließlich war sie alt genug, um zu wissen, was sie tat. Zudem gehörten Drogen zu Clarissas leichtlebiger Art. Heute bereue ich, ihr nicht mehr ins Gewissen geredet zu haben. Aber ich kann es nicht mehr ändern. Wir hatten einfach unheimlich viel Spaß. Mit ihr war jeder Tag ein Abenteuer.“ Er lächelte bei der Erinnerung. Dann nahm sein Gesicht einen ernüchterten Ausdruck an. „Tja, das ist für immer vorbei.“ Er trank einen Schluck Kaffee.
„Ihr müsst sehr viel Geld ausgegeben haben.“
„Unsummen! Allerdings habe ich sehr viel Geld von meinem Großvater geerbt. Euer Dad hat inzwischen bestimmt rausgefunden, wie hoch Clarissa ihre Kreditkarte belastet hatte, oder?“
Ruby nickte.
Owen seufzte. „Na ja, das kann ihr jetzt egal sein … Ich kann auch nicht gerade gut mit Geld umgehen. Aber ich habe Clarissa ständig ermahnt, nicht so viel auszugeben. Aber wie schon in punkto Drogenkonsum wollte sie auch hierbei nicht auf mich hören. Sie war halt spielsüchtig.“
„Was?“ Ruby starrte ihn entgeistert an.
„Ja, das war echt krass. Sie ist sogar öfter allein nach Atlantic City gefahren, um ihre Spielsucht auszuleben. Ich habe sie eine Woche vor ihrem Tod das letzte Mal gesehen. Ich gehe davon aus, sie hat in dem Zeitraum auch ein paar Tage im ‚Taj Mahal‘ gezockt.“
Ruby schüttelte ungläubig den Kopf, dann platzte es aus ihr heraus: „Langsam habe ich keine Lust mehr, dauernd neue Horrorgeschichten über Clarissa zu hören.“
„Was hast du denn noch gehört?“, hakte Owen nach.
Ruby zögerte. Clarissas zahlreiche Affären warfen kein gutes Licht auf sie … Sie wollte ihre Schwester vor Owen nicht bloßstellen. Andererseits hatte Clarissa nicht das geringste Problem damit gehabt, sie an der Nase
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