Cinderellas letztes Date
forschendem Blick beobachtete.
„Du bist mir gefolgt? Was soll das?“ Ruby stemmte die Fäuste in die Hüften und starrte Billy durch das offene Fenster seines Autos an. Er parkte gegenüber vom „Bean & Leaf“ und hatte von seinem Standort aus ideale Sicht auf den Tisch, an dem Ruby keine fünf Minuten zuvor mit Owen gesessen hatte. Sie hätte nur den Kopf heben müssen und Billy auf Beobachtungsposten gesehen. Aber sie hatte nur Augen für Owen gehabt. „Musst du nicht arbeiten?“, blaffte sie den Polizisten an.
„Mach ich doch grade“, konterte er gelassen. „Ich fahre Streife und untersuche dabei den Fall Clarissa Cartwright. Noch Fragen?“
„Vertraust du mir nicht?“
„Vertrauen ist gut, Kontrolle besser“, erwiderte Billy. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du dich mit dem Sohn des Bürgermeisters triffst?“
„Das war privat.“
„Echt? Das nenne ich ein kurzes Date.“ Billy grinste sie frech an.
„Ich hatte kein Date mit Owen White.“
„Aber du hättest gern eins – oder warum bist du so rot geworden, als er dich zum Abschied geküsst hat?“
„Du hast einen Knick in der Optik“, entgegnete sie, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Verdammt! Billy war der Letzte, der von ihrer Schwärmerei für Owen erfahren sollte. Sie wollte sich mögliche Chancen bei ihm nicht verbauen und ihn näher kennenlernen, ohne dass eine unerfüllte Liebe zwischen ihnen stand. Außerdem sollte er nicht wissen, dass Owen sie verschmäht hatte. Das vertrug ihre Eitelkeit nicht. Sie seufzte. „Ich habe mich mit Owen getroffen, weil er der letzte Freund meiner Schwester war.“
„Und warum hast du mir das verschwiegen?“
„Weil er ein Freund der Familie ist … wie auch sein Dad. Meine Geschwister … äh … mein Bruder und ich nennen Bürgermeister White Onkel David.“
„Und deshalb bekommt Owen eine Spezialbehandlung? Und ich werde nicht eingeweiht. Verstehe ich nicht.“ Billy ließ nicht locker.
„Ach, vergiss es!“ Ruby fühlte sich ertappt. Sie hatte noch nie gut lügen oder Ausreden erfinden können. Sie hoffte inständig, Billy ließe das Thema auf sich beruhen. Das tat er auch, aber auf seine Art.
„Was immer es mit Owen White und dir auf sich hat“, meinte er, „es geht mich nichts an. Aber wir haben besprochen, dass wir bei unseren Nachforschungen ein Team bilden. Und als Partner dürfen wir uns nichts verschweigen, sondern müssen zusammenarbeiten.“
„Du hast recht. Tut mir leid. Und ich verspreche dir, es kommt nie wieder vor.“ Sie sah Billy entschuldigend an. Er schien ziemlich genervt von ihrem Alleingang zu sein.
„Ist schon okay. Wie schmeckt denn der Kaffee im ‚Bean & Leaf‘?“
„Ganz gut. Warum fragst du?“
„Ich könnte einen vertragen.“ Billy stieg aus dem Pontiac. „Und während wir Kaffee trinken, erzählst du mir, was Owen White zu sagen hatte.“
7. KAPITEL
„Das ist Miss Cartwright!“ Der Croupier des Black-Jack-Tisches in „Trump’s Taj Mahal“ in Atlantic City reichte Ruby das Foto ihrer Schwester zurück. „Bis vor Kurzem hat sie jede Woche an meinem Tisch gespielt. Aber seit einer Weile habe ich sie nicht gesehen. Wie geht es ihr? Hat sie etwas angestellt?“ Er deutete auf Billys Polizeidienstmarke, die er ihm vorgehalten hatte, um den zuerst einsilbigen Casinoangestellten zum Reden zu bringen.
„Nein, alles in Ordnung. Reine Routinesache“, behauptete Billy und steckte seine Marke wieder ein.
„Hat sie allein gespielt?“, hakte Ruby nach, bevor der Croupier weitere Fragen bezüglich ihrer Schwester stellte.
„Nein. Bis auf einmal kam sie stets in männlicher Begleitung“, antwortete der Croupier und legte sechs fabrikneue, noch verpackte Pakete französischer Spielkarten auf den Tisch.
„Mit diesem Mann?“ Ruby hielt ihm ihr Handy unter die Nase. Im Foto-Ordner befanden sich mehrere Aufnahmen von Owen, die sie während der Feier zum 55. Geburtstag ihres Vaters im letzten Sommer aufgenommen hatte.
Der Croupier betrachtete das Bild und nickte. „Ja, mit ihm war sie hier … unter anderem.“
„Was meinen Sie damit?“ Ruby sah ihre Vermutung bestätigt, dass Clarissa auch Owen nicht treu gewesen war.
„Nun, Miss Cartwright kam häufig in Begleitung dieses jungen Mannes. Aber noch öfter besuchte sie unser Casino mit einem älteren Herrn.“
„Wie sah er aus?“, fragte Ruby.
„Ende vierzig, Anfang fünfzig, teuer gekleidet, sehr distinguiert, für sein Alter gut aussehend.“
„Können Sie ein
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