Cinderellas letztes Date
Latexhandschuhe, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen oder vorhandene zu zerstören. „Aber vorher müssen wir noch ein paar Frage durchgehen: Wer hat das Gespräch aufgenommen? Und wer hat dir die CD zugespielt? Warum hat sich diese Person nicht direkt an die Polizei gewandt?“
„Ich glaube, Clarissa hat die Unterhaltung aufgenommen, um sich gegen einen Übergriff abzusichern“, mutmaßte Ruby. „Aber sie hat es nicht mehr rechtzeitig geschafft, die CD bei einem Anwalt zu hinterlegen, der sie im Fall ihres Todes an die Polizei weitergibt.“
„Das ist die nahe liegendste Erklärung“, stimmte Billy zu. „Möglicherweise hat aber auch David White die Aufnahme gemacht, weil er gemerkt hat, dass deine Schwester ein ausgebufftes Luder ist.“
„Aber dann hätte er sie nicht töten müssen.“
„Vielleicht hat er das auch nicht.“
„O nein, das wirft uns in den Ermittlungen wieder zurück.“
„Nein, nein … ich glaube auch, dass Clarissa die Aufnahmen gemacht hat und White schuldig ist. Aber wir müssen alle Möglichkeiten durchspielen.“
„Tante Rose … ähm … Whites Frau könnte ihn und Clarissa bespitzelt haben“, warf Ruby ein.
„Eine Frau, die aus Eifersucht ihre Nebenbuhlerin tötet. Ein Klassiker“, erwiderte Billy. „Aber aus dem Gespräch geht hervor, dass Bürgermeister White nicht vorhatte, seine Familie wegen Clarissa zu verlassen. Also eher nicht. Was ist mit Owen? Kann er von der Affäre zwischen seinem Dad und Clarissa gewusst haben? Das würde ihn neben seinem Vater zum Haupttatverdächtigen machen.“
„Ich will Owen nicht in Schutz nehmen“, meinte Ruby. Sie hatte keine Lust, Owens Namen in Billys Gegenwart überhaupt zu erwähnen. „Aber er hat ziemlich geschockt auf die Nachricht reagiert, dass Clarissa außer ihm noch einen älteren Verehrer hatte. Er wusste nicht, dass sie zweigleisig fuhr. Und er ahnte ganz gewiss nicht, dass es sein eigener Vater war.“
„Wie du meinst“, entgegnete Billy knapp. „Anderes Szenario: Was, wenn Clarissas Affäre mit David White ein abgekartetes Spiel zwischen Owen und ihr war, um seinen Dad zu erpressen? Überleg mal, wie viel Geld die beiden in Casinos verspielt haben.“
„Schon. Aber Owen hat ein Vermögen von seinem Großvater geerbt. Mir hat er zwar nicht die exakte Summe genannt, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er bald Bankrott anmeldet.“
„Okay …“ Billy grübelte. „Und wenn Clarissas vermeintliche Feinde … Melanie, Seth und Co. … gar keine waren, sondern einer von ihnen ihr bei der Erpressung geholfen hat. Das würde erklären, wieso besagte Person mit der CD nicht zur Polizei, sondern zu dir gegangen ist.“
„Hm … aber falls ein vermeintlicher Komplize Angst hatte, erwischt zu werden, dann hätte er die Aufnahme der Polizei auch per Post zuschicken können. Zudem glaube ich nicht, dass Melanie oder einer der Jungs mit Clarissa gemeinsame Sache gemacht haben. Melanies Wut auf meine Schwester war echt. Und die Typen hatten genug eigene Probleme. Außerdem war Clarissa eine Einzelgängerin. Sie hat ihre Liebschaften vor der Außenwelt geheim gehalten und darauf geachtet, dass ihre Liebhaber nicht von ihren Nebenbuhlern erfahren. Dann weiht sie wohl kaum eine andere Person in ihren Erpressungsversuch ein.“
„Dann wollte dir jemand mit der CD einen persönlichen Gefallen tun.“
„Möglich … aber wer?“
„Tja …“ Billy seufzte. „Ich brauche deine Fingerabdrücke.“
„Warum?“
„Ich lasse die CD und ihre Hülle auf Fingerabdrücke untersuchen, und ich will dich ausschließen können. Vielleicht erfahren wir dann, wer die Aufnahme gemacht hat. Und wer dir das ‚Geschenk‘ zukommen ließ.“
„Okay. Und dann?“
„Dann …“ Billy grinste. „Dann heißt es: ‚Hallo, Bürgermeister White‘. Oder soll ich sagen: ‚Dagobert Duck‘?“
„Was unterstellen Sie mir? Ich und Mord?! Wissen Sie, mit wem Sie sprechen?“ Bürgermeister David White baute sich vor Billy auf.
Doch der ließ sich nicht beeindrucken. „Ich muss allen Hinweisen nachgehen. Und aufgrund des Mitschnitts stehen Sie unter Verdacht.“
„Verdacht? Dieses verrückte Mädchen hat sich umgebracht.“
„Clarissa war nicht verrückt.“ Ruby ballte die rechte Faust. Es war gut, dass Billy die Fragen stellte. Sie hätte nicht sachlich bleiben können. Sie stand so schon kurz davor, auszurasten.
„Deine Schwester war verrückt genug zu glauben, dass ich Familie und Karriere für sie sausen lasse.
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