Cinderellas letztes Date
Also bitte! Wegen ein bisschen Frischfleisch werfe ich nicht mein Leben weg.“
Frischfleisch?! Ruby sprang mit einem Satz nach vorn, holte mit ihrer Rechten aus und schlug David White mit aller Kraft auf die Nase. Billy packte Ruby. Doch zu spät.
„Aua, mein Gesicht. Bist du irre?“ Der Bürgermeister starrte Ruby entsetzt an und hielt sich die Nase. Er eilte aus seinem Büro ins angrenzende Bad und checkte im Spiegel sein Aussehen. „Ich blute. Mein Gott! Du hast mir die Nase gebrochen. Ich habe morgen einen Fernsehauftritt. Und wie soll ich das Rose erklären?“
„Lassen Sie mal sehen!“ Billy ließ Ruby los, aber er warnte sie. „Noch so ein Ding, und ich muss dich wegen Körperverletzung einbuchten.“ Dann folgte er dem Bürgermeister ins Badezimmer und untersuchte dessen Gesicht. „Da ist gar nichts gebrochen“, stellte Billy nach gründlicher Überprüfung fest. „Aber den TV-Auftritt würde ich absagen. Es dauert zirka zwei, drei Wochen, bis die Nase abgeschwollen ist.“
„Wenn ich das deinem Vater sage!“, fuhr David White Ruby an.
„Mach doch!“, konterte sie. „Du hast echt Nerven. Was meinst du, wie mein Dad reagiert, wenn er von deiner Affäre mit meiner Schwester erfährt und ich ihm von deinen zweifelhaften Koseworten wie ‚Frischfleisch‘ berichte.“ Ruby rieb sich die Hand. Sie hatte so heftig zugeschlagen, dass ihr jeder Finger schmerzte. Aber das war die Sache wert gewesen.
„Also gut“, lenkte der Bürgermeister ein. „Die Wahrheit ist: Clarissa und ich hatten eine knapp zweimonatige Affäre. Mir war schon im letzten Jahr aufgefallen, dass aus dem hübschen Mädchen eine schöne junge Frau geworden war. Aber ich habe sie nicht verführt. Die Initiative ging von ihr aus. Das müssen Sie mir glauben“, wandte er sich an Billy. „Sie begleitete Peter … ähm … ihren Vater zu einem Golfturnier, an dem ich auch teilnahm. Beim anschließenden Dinner schob sie mir unter dem Tisch einen Zettel mit ihrer Handynummer zu. Ich fand das sehr bezaubernd. So schulmädchenhaft. Ich rief sie an, und Clarissa schlug vor, dass wir nach Atlantic City fahren. Das machten wir … nach unserem ersten Treffen sogar sehr regelmäßig. Ich mietete für sie ein Zimmer in ‚Trump’s Taj Mahal‘. Ich nahm an, unsere Geschichte sei eine Beziehung auf Zeit. Aber Clarissa sah das offensichtlich anders. Dieses Missverständnis tut mir leid. Ich hatte schon Skrupel wegen Peter. Schließlich ist er mein bester Freund. Doch wie lautet das Sprichwort: ‚Der Geist ist willig. Aber das Fleisch ist schwach.‘“
„Ich hoffe für Ashbury, dass Sie bei Ihrem Job als Bürgermeister andere Prioritäten setzen“, bemerkte Billy.
„Ich verbitte mir jedwede Kritik“, meinte David White verärgert. Doch seiner unsicheren Stimme war anzuhören, dass er sich langsam, aber sicher über die Konsequenzen klar wurde, die dieses Gespräch mit Billy und Ruby für ihn und seine Zukunft haben würde.
„Wo waren Sie in der Nacht, als Clarissa ermordet wurde?“
„Zu Hause.“ David White antwortete wieder ruhiger. Aber an den Bewegungen seiner Kiefer war seine Nervosität zu erkennen.
„Mit wem?“, fragte Billy.
„Allein.“ David White atmete schwer.
„Die ganze Zeit?“, forschte Billy nach.
„Ich bin um 21 Uhr nach Hause gekommen. Unser Hausmädchen hatte mir das Abendessen auf dem Herd bereitgestellt. Ich habe es warm gemacht und mich in meine Bibliothek zurückgezogen. Dort habe ich bis in die frühen Morgenstunden gelesen. Meine Frau war mit Freunden im Theater. Sie hat mich um drei Uhr morgens geweckt, als sie nach Hause kam.“
„Sie haben für die Tatzeit kein Alibi“, erklärte Billy. „Clarissa ist zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens ermordet worden. Es hätte kein Problem dargestellt, zwischen ein Uhr und zwei Uhr morgens vom Bergsee bis zu Ihrem Haus zu fahren. Und dann wäre Ihnen immer noch eine Stunde Zeit geblieben, bis Ihre Frau …“
„Meine Frau hätte auch schon um eins zurück sein können“, brüllte White los. „Und dann?“
„Hättest du eine andere Ausrede auf Lager“, konterte Ruby.
White schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Schluss damit“, sagte er. „Alibi hin oder her … Ich habe diese Aufnahme nicht gemacht. Ich wusste nicht, dass sie existiert. Clarissa muss unser Gespräch aufgezeichnet haben. Das bestätigt nur, dass sie mich langfristig erpressen wollte. Aber ich habe sie deswegen nicht ermordet und auch nicht
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