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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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jetzt nicht passenderweise erröten oder so was?«
    »Nein.«
    »Eine vergessene Kunst. Nun, ich nehme aber nicht an, daß Sie nur wegen meiner Samtaugen mitgekommen sind. Haben Sie mir etwas zu sagen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie baten mich, mitzukommen, haben Sie das vergessen?« Sie lächelte. »Warum haben Sie mich eingeladen?«
    »Um unser kleines Theaterstück ein bißchen aufzumöbeln.« Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, und sie stellte ihr Glas auf den Tisch. Er beugte sich vor und legte eine Hand auf ihre. »Seien Sie nicht kindisch, Maria.« Sie schaute ihn unsicher an, versuchte zu lächeln und nahm ihr Glas wieder in die Hand. »Sagen Sie mir eins: Was muß ich tun, wenn wir in Crau angekommen sind – und wie muß ich es tun?«
    »Das weiß nur Dr. Harper. Und der ist noch nicht bereit, darüber zu sprechen. Ich nehme an, daß er es Ihnen – beziehungsweise uns – entweder auf der Überfahrt oder gleich nach der Ankunft in Europa sagen wird. Aber zwei Dinge hat er mir schon heute morgen gesagt …«
    »Ich wußte doch, daß Sie mir etwas zu erzählen haben.«
    »Ja, ich wollte Sie nur ein bißchen ärgern. Aber es hat nicht geklappt, was? Erinnern Sie sich an die beiden angeblichen Elektroingenieure? Das waren Leute von uns – Elektronikexperten, die nach Abhörgeräten suchten. Und sie konzentrierten sich auf Ihre Suite.«
    »Wanzen? In meiner Wohnung? Hören Sie, Maria, das ist aber ein bißchen zu melodramatisch.«
    »Glauben Sie? Die zweite Neuigkeit ist, daß einer unserer Experten vor ein paar Tagen zwei Wanzen in Mr. Wrinfields Büro gefunden hat – eine in der Deckenlampe und eine im Telefon. Finden Sie das auch melodramatisch?«
    Als Bruno nicht antwortete, fuhr sie fort: »Sie haben die Dinger nicht entfernt. Auf Dr. Harpers Veranlassung hin telefoniert Mr. Wrinfield mehrmals täglich mit Charles und läßt vage Hinweise und verschleierte Andeutungen über gewisse Angehörige des Circus fallen, die für ihn von Interesse sein könnten. Aber natürlich kein Wort über uns. Und wenn unsere lieben Feinde von der anderen Seite all diesen Hinweisen nachgehen, sind sie so vollbeschäftigt, daß sie keine Zeit haben, sich vielleicht über uns den Kopf zu zerbrechen.«
    »Ich glaube, die spinnen«, sagte Bruno offen. »Wrinfield und Harper, meine ich. Das ist ja schlimmer als im Kindergarten.«
    »Und was ist mit den Morden an Pilgrim und Fawcett? Erinnern die Sie auch an Ihre Kindergartenzeit?«
    »Man bewahre mich vor weiblicher Logik! Von den beiden habe ich doch gar nicht gesprochen!«
    »Dr. Harper hat eine zwanzigjährige Berufserfahrung.«
    »Zwanzig Jahre lang immer die gleiche Erfahrung, was? Okay, ich überlasse mich also der Obhut der Experten. Ich nehme an, inzwischen gibt es für das Opferlamm nichts zu tun.«
    »Nein. Das heißt, doch: Sagen Sie mir, wie ich mit Ihnen in Verbindung treten kann.«
    »Klopfen Sie zweimal und fragen Sie nach Bruno.«
    »Sie haben eine abgeschlossene Suite hier. Wenn der Zug erst einmal fährt, werde ich nicht zu Ihnen kommen können.«
    »Sieh mal an.« Bruno lächelte breit. Schon das allein war sehr ungewöhnlich für ihn, aber geradezu sensationell war die Tatsache, daß seine Augen mitlächelten. »Ich mache Fortschritte. Sie halten es also für möglich, daß Sie gern zu mir kommen wollen?«
    »Seien Sie nicht albern. Es könnte immerhin sein, daß ich zu Ihnen kommen müßte!«
    Bruno machte eine Kopfbewegung in Richtung auf das vordere Ende seiner Behausung. »Es ist nicht erlaubt, irgendeinen Teil eines Waggons eines fahrenden Zuges völlig unzugänglich zu machen. In einer Ecke meines Schlafraumes ist eine Tür, die auf den Flur führt. Aber sie hat nur eine Klinke, und die ist auf der Innenseite.«
    »Wenn ich zweimal hintereinander zweimal ganz schnell klopfe, wissen Sie, daß ich es bin.«
    »Zweimal hintereinander zweimal ganz schnell«, wiederholte er mit ernster Miene. »Ich liebe diese Kinderspiele.«
    Er begleitete sie zurück zu ihrem Abteil. Am Fuß der Treppe blieb er stehen und sagte: »Also dann, gute Nacht.«
    Er beugte sich vor und küßte sie leicht.
    Sie wehrte sich nicht, sondern fragte nur mit mildem Tadel: »Treiben Sie den Realismus nicht ein kleines bißchen zu weit?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Befehle sind Befehle. Man erwartet von uns, daß wir einen bestimmten Eindruck erwecken, und die Chance, diesen Eindruck zu untermauern, war gerade zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen: Wir werden von

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