Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
Bruno, von einem Mann in einem schwarzen Regenmantel, mit einem schwarzen Bärtchen und sehr wenig Verstand verfolgt worden war.« Er strafte den unfähigen Beschatter mit einem vernichtenden Blick. »Ich nehme an, es ist Ihnen nicht eingefallen, sich wenigstens einmal umzusehen, was?«
    »Nein, tut mir leid, Herr Oberst.«
    Sergius schenkte ihm einen Blick, der an den eines ausgehungerten Krokodils erinnerte, das gerade einen fetten Bissen erspäht hat.

7
    A m Mittwochabend fuhr der Circus nach Crau ab. Vor der Abreise hatte Bruno Dr. Harper in dessen Unterkunft aufgesucht. Für einen Mann, der so viel im Kopf hatte und der sich vor einer Unternehmung sah, die fraglos den kritischen Punkt seiner Karriere bedeutete, war Harper bemerkenswert ruhig und entspannt. Das war mehr als man von Wrinfield sagen konnte, der mit einem Drink in der Hand und einem ausgesprochen mutlosen Gesicht dasaß. Wrinfield hatte seinem Optimismus Höchstleistungen abverlangt, aber jetzt, da es ernst wurde, machte er den Eindruck, als habe er das Gefühl, daß alles schiefgehen würde. Crau dräute als riesige schwarze Wolke an seinem Horizont.
    »'n Abend, Bruno. Setzen Sie sich. Wollen Sie was trinken?«
    »Nein, danke. Das Feiern hebe ich mir für später auf.«
    »Das tun Sie dann mit der bezaubernden Miß Hopkins, nehme ich an.«
    »Richtig.«
    »Warum heiraten Sie das Mädchen nicht?« fragte Wrinfield ungehalten. »So wie sie jetzt ist, kann ich sie nicht gebrauchen – den ganzen Tag brütet sie vor sich hin.«
    »Das werde ich schon noch tun. Vielleicht ist sie besorgt oder nervös. So wie Sie, Mr. Wrinfield.«
    »Was werden Sie schon noch tun?« fragte Harper.
    »Sie heiraten.«
    »Guter Gott!«
    Bruno war nicht beleidigt. »Die Ehe ist etwas durchaus Alltägliches.«
    »Weiß sie schon was?« fragte Wrinfield mißtrauisch.
    Er hatte Maria sehr ins Herz geschlossen und behandelte sie wie eine Tochter – vor allem seit Henrys Tod.
    »Ja.« Bruno lächelte. »Und Sie wüßten es auch schon eine Weile, wenn Sie die Augen offengehalten hätten. Sie saß heute abend am Tisch neben Ihnen.«
    Wrinfield schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich, sie trug ja einen Ring! Sie hat noch nie einen Ring getragen, seit ich sie kenne.« Er dachte kurz nach und kam zu dem verblüffenden Schluß: »Es ist ein Verlobungsring!«
    »Sie hatten eine Menge Dinge im Kopf, Sir. Wie Maria. Ich habe ihn heute nachmittag gekauft.«
    »Meine herzlichsten Glückwünsche. Wenn alles vorüber ist, müssen wir einen Toast auf das glückliche Paar ausbringen, was, Dr. Harper?«
    »Natürlich. Ich freue mich auch sehr für Sie beide.«
    »Ich danke Ihnen. Allerdings kam ich nicht, um mit Ihnen über den Verlobungsring zu sprechen, sondern vielmehr über die Begleitung, die ich beim Kauf desselben hatte. Ich fürchte, man hat Verdacht geschöpft. Vor ein paar Tagen ging ich abends mit Maria in ein Lokal. Zufällig kam Roebuck kurz nach uns auch dorthin. Und er erzählte uns, daß er irritiert gewesen sei, weil uns den ganzen Weg vom Circus bis zu dem Lokal jemand verfolgt und dann gegenüber Posten bezogen habe, von wo aus er uns beobachten konnte. Vielleicht war es aber auch ein Zufall oder ein Produkt von Roebucks lebhafter Fantasie. Gestern abend war ich ziemlich sicher, daß Maria und ich verfolgt wurden. Aber heute bekam ich dann die Gewißheit, weil es heller Tag war. Es sind zwei Schatten: Einer von ihnen hat blonde Dauerwellen und der andere eine Vollglatze. Wir wanderten ziellos wie ein paar Touristen herum, wo immer der Zufall uns hintrieb, und die beiden folgten uns auf Schritt und Tritt.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Dr. Harper.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie meine Geschichte nicht angezweifelt haben. Mir gefällt die Sache auch nicht. Und außerdem verstehe ich es nicht. Ich habe aber auch nicht das geringste getan, um in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht liegt es einfach daran, daß ich Wildermann heiße und hier einmal zu Hause war. Vielleicht werden auch noch zehn andere Circusleute beschattet – wer weiß?«
    »Sehr beunruhigend«, sagte Wrinfield. »Ausgesprochen beunruhigend. Was werden Sie tun, Bruno?«
    »Was kann ich schon tun? Weitermachen wie bisher, das ist alles. Ich werd's nehmen, wie's kommt. Aber eins ist wenigstens sicher – in der Nacht der Nächte werden sie mich nicht beschatten.«
    »In der Nacht der Nächte?«
    »Hat Dr. Harper es Ihnen nicht gesagt?«
    »Ach, Sie meinen Dienstag

Weitere Kostenlose Bücher