Circus
ist der Chef der nationalen Geheimpolizei.«
Sie blieb stehen und schaute zu ihm auf: »Woher weißt du das? Wie kannst du das wissen?«
»Ich weiß es eben. Ich kenne ihn, aber er kennt mich nicht. Du vergißt, daß dieses Land früher einmal meine Heimat war. Ich kenne Sergius, und ich werde ihn nie vergessen. Wie könnte ich den Mann vergessen, der meine Frau getötet hat!«
»Den Mann, der … oh, Bruno!« Sie dachte nach und sagte dann: »Aber er muß es doch wissen.«
»Er weiß es ja auch.«
»Aber dann muß er auch wissen, warum du hier bist.«
»Ich nehme es jedenfalls an.«
»Ich gehe morgen mit dir. Ich schwöre es.« Ihre Stimme hatte einen leicht hysterischen Unterton.
»Ich habe noch einiges zu erledigen. Und bitte sei so nett und schreie nicht so. Der Typ mit den Dauerwellen ist ziemlich nah hinter uns.«
»Ich habe Angst, ich habe solche Angst!«
»Das ist ansteckend. Komm mit, dann serviere ich dir einen wirklich guten Kaffee.«
»Wo?«
»In meinem Paradies, um das du mich so beneidest.«
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, dann sagte sie schließlich: »Hast du daran gedacht, daß dein Paradies vielleicht verwanzt sein könnte?«
»Wer sagt denn, daß wir dienstliche Dinge besprechen werden?«
Sergius allerdings war sehr intensiv mit dienstlichen Dingen beschäftigt.
»Das ist alles?« fragte er Alex. »Sonst ist nichts passiert? Bruno und das Mädchen gingen in das Lokal, er sprach ein paar Worte mit den beiden Männern, die schon da saßen, dann setzte er sich mit dem Mädchen an einen anderen Tisch und bestellte etwas zu essen. Dann kam ein dritter Mann herein, setzte sich zu den beiden anderen, ging zu Brunos Tisch, pumpte sich ein paar Geldscheine und kehrte auf seinen Platz zurück.« Alex nickte. »Und Sie sagten, Sie wüßten die Namen der anderen Männer nicht, Sie hätten sie noch nie vorher gesehen, aber einer sei ein Riese gewesen – noch größer als Angelo.«
Alex warf einen Blick auf Angelo. »Ja, er war viel größer«, sagte er mit sichtlicher Befriedigung.
Angelo hatte nichts von Kan Dahns gutmütiger Herzlichkeit und war auch sonst nicht gerade sympathisch. Er verzog wütend das Gesicht, aber keiner beachtete es, wahrscheinlich weil es bei ihm schwierig war, zwischen einem wütenden und seinem normalen Gesichtsausdruck zu unterscheiden.
»Nun, wer das ist, wissen wir wenigstens«, meinte Sergius. »Würden Sie die drei Männer auf Fotografien wiedererkennen?«
»Natürlich«, sagte Alex gekränkt.
»Angelo, geh und sag Nicolas, er soll alle Abzüge bringen, die er fertig hat.«
Angelo kam mit Nicolas und etwa zwanzig Abzügen zurück. Schweigend gab Sergius sie an Alex weiter, der sie eilig durchblätterte. Dann legte er einen auf den Tisch. »Das ist das Mädchen«, verkündete er.
»Wir wissen, daß das das Mädchen ist«, sagte Sergius mühsam beherrscht.
»Entschuldigen Sie, Herr Oberst.« Alex legte drei weitere Fotos auf den Tisch. »Und das sind die drei Männer.«
Sergius nahm sie und gab sie Kodes, der einen kurzen Blick darauf warf und dann erklärte: »Kan Dahn, Manuelo, der Messerwerfer, und Roebuck, der Lassoexperte.«
»Genau.« Sergius lächelte sein gespenstisches Lächeln. »Sie müssen rund um die Uhr beschattet werden.«
Kodes sah ihn überrascht an. »Die drei Männer können doch auch rein zufällig dagewesen sein. Schließlich gehören sie zu den Stars des Circusprogramms, und es wäre doch nur natürlich, wenn sie befreundet wären. Und schließlich ist der ›Schwarze Schwan‹ vom Circus aus das am nächsten gelegene Lokal.«
Sergius seufzte. »So war es immer, und so wird es immer sein: Ich muß wirklich alles allein machen – alle Entscheidungen, die zu treffen sind, und alle Kopfarbeit, die anfällt, müssen von einem hochgestellten Offizier erledigt werden, was zweifellos der Grund dafür ist, daß ich ein solcher bin.«
Falsche Bescheidenheit war keine von Sergius' Untugenden. »Unser Bruno Wildermann ist ein cleverer Bursche, und er kann durchaus gefährlich werden. Irgendwie kam er offensichtlich zu der Vermutung, daß er beschattet wurde, und unterzog seine Vermutung einer Überprüfung. Und deshalb bat er Roebuck, jedem zu folgen, der ihn möglicherweise verfolgen würde. Und daraus läßt sich schließen, daß Roebuck und die beiden anderen etwas mehr sind als nur Freunde von Bruno. Roebuck folgte Alex. Er ging nicht an Brunos Tisch, um sich Geld zu pumpen, sondern um ihn zu informieren, daß er,
Weitere Kostenlose Bücher