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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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in einem der zu dieser Zeit leeren Restaurants statt, die die Innenseite des Vorhofs säumten. Die Verärgerung über die allgemein als unnötig und schikanös betrachtete Maßnahme war groß, und Wrinfield mußte mit Engelszungen reden, um seine Leute dazu zu bringen, sich der Prozedur zu unterziehen. Sergius, der den Ablauf des Geschehens von Wrinfields Faltbüro aus überwachte, blieb völlig ungerührt von der Mißlaune der Circusleute und den zahlreichen nicht gerade liebenswürdigen Blicken, die ihm zugeworfen wurden. Gegen Ende der Aktion kam ein Telefongespräch für ihn, aber er führte es in seiner Landessprache, so daß weder Wrinfield noch Maria, die sich ebenfalls im Büro aufhielten, ein einziges Wort der Unterhaltung verstehen konnten.
    Sergius leerte sein Wodkaglas – er schien einen ebenso unersättlichen Appetit auf das Nationalgetränk zu haben wie ausgetrockneter Sand auf Wasser – und fragte: »Wo ist Bruno Wildermann?«
    »Hier im Stadion. Aber – Sie haben doch nicht ernstlich vor, auch seine Fingerabdrücke nehmen zu lassen? Seine eigenen Brüder …«
    »Aber ich bitte Sie! Sehe ich denn wie ein Idiot aus? Kommen Sie, es betrifft auch Sie.«
    Als die beiden Männer auf ihn zukamen, unterbrach Bruno die Überwachung des Aufspannens eines niederen Drahtseiles quer über die mittlere Manege. Er wandte sich mit ausdruckslosem Gesicht an Sergius und fragte: »Haben Sie schon eine Nachricht, Oberst?«
    »Ja. Sowohl von dem Suchtrupp, der zu Fuß unterwegs war, als auch von der Luftwaffe. Beide Berichte sind negativ ausgefallen.«
    »Dann sind sie also doch entführt worden.«
    »Es scheint die einzig plausible Erklärung zu sein.«
    Am Spätnachmittag wurde Bruno aus der Manege, wo eiserne Solonummer probte, in Wrinfields Büro gerufen. Er glitt an einem Seil auf den Boden hinunter, zog sein Mandarinkostüm an und ging zum Büro, das nur ein paar Meter von dem noch leeren Tigerkäfig entfernt aufgestellt worden war. Wrinfield saß an seinem Schreibtisch. Maria an ihrem. Sergius und Kodes standen dazwischen. Die Atmosphäre war gleichzeitig gespannt und bedrückt.
    Sergius nahm Wrinfield ein Blatt Papier aus der Hand, das dieser gelesen hatte, und gab es Bruno. Die Nachricht war in Englisch abgefaßt und besagte: »Die Wildermann-Brüder werden gegen Bezahlung von 50.000 Dollar freigelassen. Gebrauchte Scheine. Beliebiger Nennwert. Instruktionen für die Übergabe am Sonntag. Auslieferung Montag. Wird nicht bezahlt, erhalten Sie Montag zwei linke kleine Finger. Desgleichen für den Fall, daß zwar Bezahlung erfolgt, das Geld aber auf irgendeine Weise kenntlich gemacht worden ist. Am Dienstag wieder zwei Finger. Am Donnerstag haben die beiden Trapezartisten dann jeweils nur noch eine Hand.«
    Bruno gab Sergius den Zettel zurück.
    »Ihr Verdacht hat sich also als richtig erwiesen.«
    »Ich hatte recht: keine Nerven, keine Gefühle. Ja, es scheint so.«
    »Es scheinen wenig zartfühlende Burschen zu sein.«
    »Allerdings.«
    »Professionelle?«
    »Ja.«
    »Halten sie ihre Versprechen?«
    Sergius seufzte. »Wenn es die sind, auf die ich tippe – und dieser Wisch sieht genauso aus wie schon mehrere vorher –, dann handelt es sich um eine ausgesprochen tüchtige Kidnapperbande, die in den vergangenen paar Jahren eine ganze Reihe von Entführungen unternommen hat.«
    »Sie kennen die Bande?«
    »Wir nehmen an, einen oder zwei davon zu kennen.«
    »Warum sind die dann immer noch auf freiem Fuß?«
    »Ein Verdacht, mein lieber Wildermann, ist kein Beweis. Man kann nicht auf einen bloßen Verdacht hin die Todesstrafe für jemanden fordern.«
    »Sie haben mir aber meine andere Frage noch nicht beantwortet: Werden sie die Androhung, meine Brüder zu verstümmeln, wahrmachen? Werden sie aber andererseits, wenn das Lösegeld bezahlt wird, meine Brüder auch tatsächlich lebend zu uns zurückschicken?«
    »Ich kann Ihnen keine Garantie geben. Aber nach den bisherigen Erfahrungen zu urteilen, würde ich sagen, daß beide Fragen ziemlich sicher mit einem Ja zu beantworten sind. Als Spezialisten auf dem Gebiet der Entführung würden sie sich nur selbst schaden, wenn sie sich nicht an die von ihnen gemachten Zusagen hielten. Das klingt in diesem Zusammenhang zwar etwas skurril, aber ihr Erfolg steht und fällt mit dem Vertrauen, das man in sie setzen kann. Wenn die entführte Person nach der Bezahlung des Lösegeldes prompt und gesund auf freien Fuß gesetzt wird, so werden die Eltern und Verwandten des

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