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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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besser auf irgendein marxistisches Machwerk – schwören lassen, daß er die Formel nicht wieder aufschreiben wird? Du weißt verdammt genau, daß er dem niemals zustimmen würde. Oder soll ich ihn einfach in Frieden seine Memoiren schreiben lassen – alles darüber, wie man diese höllische Waffe konstruiert?«
    Das Schweigen war fast greifbar.
    »Du hast mir keine große Wahl gelassen, oder? Was soll ich also tun? Ihn im Namen des Patriotismus umbringen?«
    Kan Dahn antwortete nicht gleich, denn Bruno hatte ihm eigentlich nur eine mögliche Antwort gelassen, und so sagte er schließlich: »Du mußt ihn wirklich mitnehmen.«

10
    D ie Tür zu Van Diemens Zimmer war abgeschlossen. Kan Dahn lehnte sich ein wenig dagegen, und sie flog gegen die Wand. Bruno war als erster drin. Er hielt die Schmeisser im Anschlag, denn es war ihm glücklicherweise noch rechtzeitig eingefallen, daß er ohne eine erkennbare Verteidigungsmöglichkeit jeden zufällig auftauchenden Wachtposten dazu veranlaßt hätte, seinerseits die Waffe zu benutzen.
    Der erschrockene Mann, der sich jetzt auf einen Ellbogen aufstützte und sich den Schlaf aus den Augen rieb, hatte ein schmales Aristokratengesicht, graue Haare, einen grauen Schnurrbart und einen ebenfalls grauen Vollbart. Er sah nicht im entferntesten so aus, wie man sich im allgemeinen einen wahnsinnigen Wissenschaftler vorstellt. Seine fassungslos aufgerissenen Augen wanderten von den Eindringlingen zu einer Klingel auf seinem Nachttisch.
    »Wenn Sie das versuchen, sind Sie ein toter Mann«, drohte Bruno, und sein Ton ließ keinen Zweifel daran, daß er es ernst meinte. Und Van Diemen zweifelte auch nicht daran. Roebuck schnitt die Zuleitung zu der Klingel mit der Drahtschere durch.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie?« Van Diemens Stimme ließ nicht die geringste Furcht erkennen – er machte den Eindruck eines Mannes, der zu viel durchgemacht hat, um sich noch vor irgend etwas zu fürchten.
    »Wir wollen Sie. Und wir wollen die Formel der von Ihnen entdeckten Antimaterie.«
    »Aha. Nun, mich können Sie jederzeit haben. Lebendig oder tot, ganz wie Sie wollen. Aber um die Formel zu bekommen, müssen Sie mich erst töten. Doch ist sie sowieso nicht hier.«
    »Klebt ihm den Mund zu und bindet ihm die Hände auf dem Rücken zusammen. Und dann werden wir uns hier mal ein bißchen umsehen. Nach Papieren, nach Schlüsseln, vielleicht auch nur nach einem Schlüssel.«
    Die Durchsuchung, die etwa zehn Minuten dauerte und Van Diemens Räume in ein irreparables Chaos verwandelte, endete absolut ergebnislos. Einen Augenblick lang stand Bruno unschlüssig da. Sie hatten nicht mehr viel Zeit.
    »Durchsucht seine Kleider.«
    Aber auch hier fanden sie nichts. Bruno trat zu der gefesselten und zwangsweise schweigenden Gestalt, die aufrecht im Bett saß, betrachtete sie einen Moment lang nachdenklich, streckte dann die Hand aus und zog vorsichtig an einer goldenen Kette, die der Mann um den Hals trug. Van Diemen trug kein Kruzifix daran und auch keinen Davidsstern, dafür aber etwas, das ihm wahrscheinlich noch viel wertvoller war als die beiden anderen Dinge für einen Katholiken oder Juden: einen glänzenden, kunstvoll gearbeiteten Bronzeschlüssel.
    Zwei Wände in Van Diemens Büro waren mit metallenen Aktenschränken verstellt. Vierzehn waren es im ganzen, und jeder hatte vier auf Gleitschienen laufende Schubladen. Das war gleichbedeutend mit sechsundfünfzig Schlüssellöchern. Roebuck versuchte gerade sein Glück bei dem dreißigsten: ohne Erfolg. Manuelo und Kan Dahn ließen keinen Blick von ihm. Bruno aber schaute unverwandt Van Diemen an, dessen Gesicht bis jetzt nicht die geringste Regung gezeigt hatte. Doch dann zuckte plötzlich kaum merklich einer seiner Mundwinkel.
    »Das ist es«, sagte Bruno.
    Und er hatte recht. Der Schlüssel ließ sich leicht herumdrehen, und Roebuck zog die Schublade auf. Van Diemen versuchte, sich auf ihn zu werfen, was zwar verständlich, aber ebenso unsinnig war, denn Kan Dahn hielt ihn die ganze Zeit mit einem Arm fest. Bruno trat an die Schublade heran und blätterte eilig die Papiere durch. Schließlich nahm er ein Bündel Papiere heraus, sah schnell die anderen Akten durch, wiederholte den Vorgang und machte die Schublade wieder zu.
    »Gefunden?« fragte Roebuck.
    »Gefunden.« Bruno nickte und steckte die Papiere tief in die Innentasche seines scheußlichen Jacketts.
    »Das war ja richtig langweilig«, beschwerte sich Roebuck.
    »Verzweifle nicht«,

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