Circus
gefesselten und geknebelten und augenblicklich bewußtlosen Wachtposten mit tiefer Befriedigung.
»Damit haben wir heute abend, wenn ich mich nicht verzählt habe, dreizehn Leute verschnürt. Und für die hat sich die Dreizehn wirklich als Unglückszahl erwiesen. Jetzt aber nichts wie weg.«
»Du sagst es.« Bruno wandte sich an Maria: »Hast du Verbindung bekommen?«
Sie schaute auf ihre Uhr. »Der Hubschrauber ist schon unterwegs. Rendezvous in sechzehn Minuten.«
»Hervorragend.« Er wandte sich lächelnd an seine Freunde und seine beiden Brüder: »Also, wir nehmen jetzt den Lastwagen, und ihr schleicht euch heimlich zum Circus zurück. Adieu und vielen Dank. Wir treffen uns dann in Florida. Eine schöne Vorstellung wünsche ich euch.«
Bruno half seinen Eltern und seinem jüngsten Bruder in den Laderaum des Lastwagens hinauf, stieg mit Maria vorn ein und fuhr zum Treffpunkt mit dem Helikopter. Etwa dreißig Meter vor der Holzbrücke, die über den Fluß führte, hielt er an. Maria musterte die bis nah an das Ufer heranstehenden Bäume und fragte ungläubig: »Hier soll der Hubschrauber landen?«
»Um die nächste Ecke. Auf einer Lichtung. Aber ich habe vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
»Wie könnte es auch anders sein«, seufzte sie resigniert. »Darf man wenigstens erfahren, worum es sich handelt?«
»Ich werde die Brücke sprengen.«
»Aha. Du wirst die Brücke sprengen.« Sie zeigte keine Überraschung – sie war an einem Punkt angelangt, an dem es sie nicht einmal verwundert hätte, wenn Bruno die Absicht geäußert hätte, den ›Winterpalast‹ dem Erdboden gleichzumachen. »Warum?«
Mit dem Bündel Amatolsprengkörper in der Hand stieg Bruno aus dem Wagen. Maria folgte ihm. Als sie schon fast bei der Brücke angekommen waren, fragte Bruno: »Ist dir noch nicht der Gedanke gekommen, daß die Polizei und Armee beim Geräusch des Hubschrauberpropellers – und den hört man bereits aus sehr großer Entfernung – wie ein wütender Bienenschwarm aus der Stadt angebraust kommen? Und ich habe keine Lust, gestochen zu werden.«
Maria sah ihn zerknirscht von der Seite an. »Mir scheint, es gibt eine schreckliche Menge Gedanken, die mir nicht kommen.«
Bruno nahm ihren Arm und schwieg. Sie gingen miteinander bis in die Mitte der Brücke. Dort blieb Bruno stehen, bückte sich und schob die Sprengkörper zwischen zwei seitliche Verstrebungen. Dann richtete er sich wieder auf und schaute nachdenklich auf sein Werk hinunter.
»Bist du eigentlich auf allen Gebieten Experte?« fragte Maria.
»Man muß kein Experte sein, um eine Holzbrücke hochzujagen.« Er zog eine Zange aus der Tasche. »Alles was man dazu braucht, ist ein solches Werkzeug, um die chemische Zündung scharf zu machen, und genügend gesunden Menschenverstand, um sich sofort danach in Sicherheit zu bringen.«
Er starrte immer noch nachdenklich auf die Sprengladung hinunter, und Maria frage ungeduldig: »Ja, willst du die Zünder dann nicht scharf machen?«
»Erstens mache ich nur eine scharf – die andere Ladung geht dann sowieso mit hoch. Und zweitens würde unser Bienenschwarm, wenn ich die Sprengladung jetzt schon zündete, unmittelbar nach der Explosion hier auftauchen und vielleicht noch genügend Zeit haben, um unabhängig von dieser Brücke über den Fluß zu kommen. Wir warten, bis wir den Hubschrauber kommen hören, sprengen die Brücke, fahren zu der Lichtung und benutzen die Scheinwerfer des Lastwagens als Markierungsleuchten für den Landeplatz.«
Maria hob den Kopf und horchte. Dann sagte sie: »Da kommt er schon.«
Bruno nickte, bückte sich wieder, machte den Zünder scharf, nahm Maria an der Hand und rannte mit ihr von der Brücke. Als sie etwa zwanzig Meter weit gelaufen waren, drehte sie sich um, gerade als die Explosion erfolgte. Der Lärm war außerordentlich zufriedenstellend, und das Resultat ebenfalls: Die Brücke löste sich in ihre Einzelteile auf, und die traurigen Reste fielen in den Fluß.
Der Hubschrauberflug zurück zum Schiff verlief ohne Zwischenfälle. Der Pilot hielt sich die ganze Zeit über so tief wie möglich über dem Boden, um den Radarschirmen zu entgehen. In der Offiziersmesse war Bruno kurz darauf voll damit beschäftigt, seine ziemlich aufgebrachte Braut zu versöhnen.
»Ich weiß, daß ich dich an der Nase herumgeführt habe, und es tut mir leid. Aber ich wollte dich nicht in noch größere Gefahr bringen. Ich wußte von Anfang an, daß der größte Teil unserer Gespräche
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