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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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dir sprechen.«
    Er reckte den Hals zur Tür hin, dann raunte er: »Bitte, Pandora, es ist nicht klug, wenn man ihr nicht gehorcht. Wenn du nicht auf der Hut bist, wird sie dir sämtliche Gedanken nehmen, auf immer, und du wirst dich innerlich leer und ausgehöhlt fühlen. Du kannst von Glück sagen, dass sie es nicht schon getan hat.«
    »Und warum hat sie’s nicht?«, fragte Pandora, selbst überrascht.
    »Weil sie glaubt, du könntest ihr noch von Nutzen sein«, sagte Mr Sorrel und biss sich auf die Lippe. »Sie will mit deiner Hilfe den Jungen finden.«
    Pandoras Herz raste, doch ehe sie ihm noch mehr Fragen stellen konnte, hörte sie unten eine Glocke läuten.
    »Madame Orrery«, sagte Mr Sorrel und eilte zur Tür. Er zeigte auf den Teller mit Datteln, den er gebracht hatte. »Bitte, Pandora, du musst etwas essen, wenn du wieder zu Kräften kommen willst. Ich weiß, dass man nach einer Hypnosebehandlung schlapp und hungrig ist.«
    Damit verließ er das Zimmer und schloss hinter sich ab.
    Niedergeschlagen blickte Pandora zum Fenster und überlegte, wie sie hier wegkommen könnte. Die Statue auf dem Mauervorsprung gegenüber war trüb grau, ihr Schild matt silbern. Von der Stadt her hörte sie die einzelnen Schläge einer Kirchturmuhr und zählte jede Stunde. Die Abenddämmerung drang ins Zimmer und überzog die Wände mit tiefen Schatten.
    Sie schloss die Augen … und riss sie wieder auf.
    Vor der Fensterscheibe zuckte ein rot flackernder Schein.
    Sie drehte sich danach um und schrie auf vor Schreck.
    Das Gesicht eines Mannes schaute durch die Scheibe herein! Er stand in einer Art Weidenkorb und schaukelte in der Luft auf und ab. Über seinem Kopf brannte ein Feuer.
    Pandora zog sich in den hintersten Winkel des Zimmers zurück und hielt sich das Kopfkissen vor die Brust. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment zerspringen; das Blut jagte durch ihre Adern.
    Sie schlug die Hände vor die Augen, hoffte, die böse Erscheinung würde verschwinden, aber dann blinzelte sie doch zwischen den Fingern hervor.
    Der Mann war immer noch da, er klopfte außen an die Scheibe und winkte sie zu sich heran.
    »Pst! Mädchen! Auf ein Wort!«, drang seine Stimme herein.
    Entsetzt drehte sich Pandora nach der Tür um. Sollte sie um Hilfe rufen? Aber der Gedanke an Madame Orrery erfüllte sie mit ebensolcher Furcht.
    Dann, sehr langsam, erhob sie sich von ihrem Bett.
    Immer noch das Kissen vor der Brust, ging sie auf Zehenspitzen zum Fenster. Ihre Beine zitterten.
    Ängstlich blickte sie hinaus in die Dämmerung und sah über dem Kopf des Mannes etwas wie einen großen Kupfermond schweben. Und dann – sie fuhr erschrocken zusammen – sah sie ein Feuerwesen, das auf einer hohen Metallstange saß, mit den Flügeln schlug und heiße Flammen in die Luft züngeln ließ. Wie Funken trieben glühende Federn vor ihrem Fenster vorbei. Was war das? Ein Zaubervogel?
    Pandora wich zurück und drückte sich wie versteinert gegen die Wand. Eine Weile rührte sie sich nicht, atmete nicht einmal.
    Wieder drang die Stimme des Mannes an ihr Ohr.
    »Pst! Mädchen! Ich brauche deine Hilfe!«
    Jetzt gewann ihre Neugier die Oberhand, und zentimeterweise schob sie sich von der Wand weg. Vorsichtig stieg sie auf die Truhe unter dem Fenster und sah hinaus.
    Das Gesicht des Mannes war dreckverschmiert, und seine Stirn von einem Dreispitz halb verborgen. Alle möglichen Metallgeräte, unter anderem ein Anker, lagen klirrend und klappernd neben ihm. Pandoras Augen wanderten noch einmal zu dem feurig lodernden Wesen.
    Der Mann bedeutete ihr, das Fenster zu öffnen, und langsam, scheu gehorchte sie und drückte es auf, so weit es ging, nicht mehr als vier, fünf Zentimeter.
    »Bitte!«, sagte der Mann. »Ich brauche deine Hilfe!« Er hatte schwer zu tun, sein Gefährt, das immer wieder gegen die Hausmauer prallte, unter Kontrolle zu halten. Pandora hörte die Seile knarren und scheuern, und als der Vogel wieder zischend seine Flammen in die Luft stieß, duckte sie sich.
    »Ich muss einen Jungen finden«, sagte er. »Cirrus Flux. Weißt du, wo er ist?«
    Als sie Cirrus’ Namen hörte, wurde ihr kalt bis ins Mark. Eine Gänsehaut überlief sie. Woher wusste dieser Mann von Cirrus Flux? Und wie konnte er sich so in der Luft halten?
    »Weißt du, wo er ist?«, flüsterte der Mann noch einmal.
    Sie brachte kein Wort über die Lippen, schüttelte nur den Kopf.
    Der Mann betrachtete sie aufmerksam. »Aber du

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