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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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zwölf Begriffe!«
    »Möglicherweise«, bestätigte Joanna.
    Finn seufzte, hüpfte auf die Kante des Schreibtisches und ließ die Beine baumeln. »Und wo sollen wir anfangen zu suchen?«
    »Dort, wo Papa als Letztes hingegangen ist, bevor er verschwand«, schlug Joanna vor und hielt ihrem Bruder einen Zettel vor die Nase. »Der lag im Flur hinter der Haustür, als ich nach Hause kam und Papa nicht da war.«
    Finn las ihn:
    Hallo Spatz!
    Bin kurz in der Gelateria. Spaghetti stehen
    auf dem Herd. Mach sie warm.
    Ich bringe das Dessert. Bis gleich!
     
    »Ein Zettel?« Finn verzog das Gesicht. »Wieso hat er dir keine SMS geschickt?«
    »Weil ich zum Handball war«, antwortete Joanna. »Dorthin nehme ich mein Smartphone nie mit, damit es mir niemand in der Umkleide klauen kann.«
    »Gelateria, ist das nicht ein Eiscafé?«
    Joanna grinste. »Und was für eins! Unsere Suche beginnt wenigstens lecker! Los, komm mit!«
    Das Vivoli in der Via dell’Isola delle Stinche, einer kleinen Gasse in der Nähe der Santa-Croce-Kirche, galt nicht nur als das bekannteste Eiscafé in Florenz, sondern war weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt.
    Nach nur knapp zehn Minuten Fußweg blieb Finn im Eingang des Eiscafés stehen und ließ die Einrichtung auf sich wirken.
    Solch eine Eisdiele hatte er noch nie gesehen. Die rostbraunen Fliesen mit den gleichmäßig diagonal eingearbeiteten weißen Tupfern, die braune Holzdecke und die großen, geschwungenen holzvertäfelten Tresen zu beiden Seiten verliehen dem Café ein gemütliches, vornehmes Ambiente. Der eine Tresen, vor einer Wand aus Spiegeln und Glasborden voller Spirituosen, diente als Bar, in der auch eine gigantische Espresso-Maschine und die leckersten Kuchen in der Auslage die Blicke auf sich zogen. Der andere Tresen bestand aus einer einzigen, riesigen Glasvitrine mit einer unfassbaren Auswahl an Eissorten. Zwischen den beiden Tresen hindurch führte ein schlauchartiger Gang in die Tiefen des Eisparadieses, der zur einen Seite mit Tischen und Stühlen gesäumt war. An der Wand darüber hing ein großes Gemälde der Ponte Vecchio.
    Ungewöhnlich waren auch die Öffnungszeiten. Nicht selten hatten solche Eiscafés bis spät in die Nacht geöffnet, erzählte Joanna.
    »Nachts?«, wunderte sich Finn. »Die Italiener gehen nachts Eis essen?«
    »Die Italiener machen alles nachts«, antwortete Joanna mit einem Schmunzeln auf den Lippen: »Ins Restaurant gehen, Eis essen, trinken, auf der Straße sitzen, feiern, sich unterhalten. Das Vivoli aber hat nur von 7 bis 20 Uhr geöffnet, ist also mehr ein Café, wo die Leute morgens auf dem Weg zur Arbeit ihren Espresso trinken. Abends mussten Papa und ich dann woanders ein Eis essen gehen.«
    »Ihr seid abends Eis essen gegangen? Cool!«, fand Finn. Er überlegte, was seine Mutter ihm erzählen würde, wenn er mit dem Vorschlag ankäme, nachts so kurz vor elf doch noch mal ein dickes Spaghetti-Eis essen zu gehen! »Bist du dann morgens in der Schule nicht total müde?«
    Seine Schwester schüttelte den Kopf. »Normalerweise schlafe ich mittags ein Stündchen. Wie die meisten Italiener.«
    Finn riss die Augen auf. Tagsüber schlafen, um nachts Eis zu essen. Er sagte es ja immer wieder: Diese Italiener machten irgendwie alles umgekehrt. Genau wie dieser …
    Finn stoppte in seinen Gedanken. Das durfte doch nicht wahr sein! So ein Zufall! Als hätte er ihn durch seine Überlegungen direkt hierhergerufen, entdeckte er Andrea, der vor dem Glastresen stand und gerade damit beschäftigt war, dem Verkäufer zu diktieren, welche vier Kugeln Eis er in seinen Becher mit Sahne und Soße und Streuseln haben wollte.
    »Andrea!«, rief Finn.
    Joanna drehte sich suchend nach allen Seiten, um herauszubekommen, wen ihr Bruder meinen könnte. Da sah sie, wie Andrea sich breit grinsend zu Finn umwandte und ihn herzlich begrüßte.
    »Das beste Eiscafé der Stadt du hast schnell gefindet!«, lobte Andrea.
    Der Verkäufer wartete mit dem Eislöffel in der Hand schweigend hinter dem Tresen. Es schien für ihn vollkommen normal zu sein, dass ein Kunde sich mitten im Bestellvorgang mit etwas völlig anderem beschäftigte. Andrea hatte ihm erst drei Sorten genannt: croccantino, fiordilatte, pistacchio. Aber der Verkäufer wurde weder nervös noch fragte er nach. Auch die anderen Kunden in der Schlange nahmen keinen Anstoß an der ausführlichen Begrüßung zwischen Andrea und Finn, sondern warteten ebenfalls einfach ab. Irgendwann würde es schon

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