City of Death - Blutfehde (German Edition)
Parkplatz zu finden. Die ganze Zeit über redeten wir kein Wort miteinander. Toni schien mir nicht der gesprächige Typ zu sein, und ich hatte ohnehin keine Ahnung, worüber ich mich hätte unterhalten sollen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir noch genügend Zeit hatten, eine Kleinigkeit essen zu gehen – also ich zumindest. Wir gingen zu McDonalds und ich aß zwei Cheeseburger und eine Portion Pommes. Toni sagte zwar nichts, aber man sah ihm seine Abneigung gegenüber menschlichem Essen an. Zehn vor elf traf ich Stacy vor dem Club. Toni war in den Hintergrund getreten, weil ich meiner Freundin sonst hätte erklären müssen, wer er war. Ich hätte sie natürlich auch anlügen können, aber mit dem Lügen hatte ich es nicht so, und außerdem sagte mein Vater immer, jede Lüge käme irgendwann ans Licht. Als ich Stacys Outfit sah, schüttelte ich innerlich den Kopf, denn während ich mir noch Mühe gegeben hatte, mein Kleid lang zu halten, ging ihres gerade mal über den Po. Sie konnte unmöglich auch nur einen Schritt tun, ohne dass es nach oben rutschte. Sie trug ihr Kleid rückenfrei, knallrot und hauteng. Ihr Busen war um drei Größen gepuscht und die Haare zu einer wilden Mähne gestylt. Ja, sie sah wirklich überstylt aus, aber das war ihr Problem. Sie gab mir einen dicken Schmatzer und führte mich direkt an den Türstehern vorbei. Stacy war hier keine Unbekannte, weswegen auch niemand nach unseren Ausweisen fragte. Ich drehte mich zu Toni um, der sich anständig in die Schlange eingereiht hatte. So lang wie die war, war er in frühestens einer Stunde drin.
Die Inneneinrichtung war wirklich schick. Cremefarbener polierter Boden, braune Möbel, gelbe Lichtsäulen und angenehm gedämpftes Licht. Wie immer war um kurz nach elf schon ziemlich viel los. Der Club war rappelvoll, und ich fragte mich, ob Toni überhaupt noch reinkommen würde. Das Publikum war genau so, wie man es in einem Nobelschuppen erwartete. Versnobte alte Säcke in teuren Anzügen und an jeder Seite eine vollbusige Blondine. Die Kellnerinnen trugen ägyptische Netzkleider und ließen sehr viel durchblicken, die Männer dagegen lange Gewänder und schwarze Perücken, die teilweise bis zum Boden reichten. Die Barkeeper trugen Leinenschurz und schmückten ihre Köpfe mit ägyptischen Gottheiten, wie Osiris, Seth oder Horus. Schon mal Anubis Cocktails mixen sehen? Sah lustig aus. Meine Freundin führte mich in einen abgetrennten VIP-Bereich, den Fabio auf ihren Namen reserviert hatte. Dieser Bereich war spärlicher beleuchtet als der Rest des Clubs, und die Sitzecken waren mit kuscheligen beige-roten Kissen ausgefüllt. An der Decke hingen pyramidenförmige Leuchten, und an jedem Tisch befanden sich vier oder fünf Schischas, also arabische Wasserpfeifen.
Stacy war aufgeregt und gespannt, wie ich auf ihren Freund reagierte. Sie war sich absolut sicher, dass ich ihn hinreißend finden würde. Mal schauen. Sobald wir saßen, wurden uns Getränke serviert, doch weil wir beide mit dem Auto unterwegs waren, beschränkten wir uns auf alkoholfreie Cocktails.
»Wann kommt er?«, ließ ich meine Neugier durchblicken.
Stacy sah auf die Uhr. »Müsste jeden Augenblick hier sein. Er sagte, er kommt in zehn Minuten.«
Einen Cocktail später spürte ich ein leichtes Prickeln auf der Haut und erstarrte, als sich Stacy lächelnd erhob.
»Bitte bleib sitzen, amore«, sagte jemand mit deutlichem Akzent und küsste sie leidenschaftlich.
Stacys schnappte nach Luft, lächelte nervös und deutete dann auf mich.
Ich setzte ein höfliches Lächeln auf und gab dem Vampir die Hand. Er war ziemlich groß, aber schmal gebaut. Das rabenschwarze Haar hing in dünnen Strähnen von seinem Kopf und ging ihm weit über die Schultern. Ich runzelte die Stirn, weil ich wusste, welchen Typ Mann Stacys sonst bevorzugte.
»Mein Name ist Fabio, und Sie müssen Cherry sein. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
Dieser Satz hätte mich beunruhigen sollen, tat er aber nicht, weil Stacy nichts von meinem zweiten Ich wusste. Sie wusste nicht einmal, dass es Vampire gab, also auch nicht, dass sie mit einem Untoten verkehrte. Es war ausdrücklich untersagt, die Menschen von ihrer Existenz in Kenntnis zu setzen, es sei denn, man bürge für sie und hielt sie als Blutspender oder für andere Vergnügungen. Eine andere Regelung gab es, wenn man eine dauerhafte Bindung mit ihnen eingehen wollte. Dafür bedurfte es sogar des Einverständnisses der Richter, welche prüften, ob
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