City of Death - Blutfehde (German Edition)
mir einen fragenden Blick zu, grinste aber dabei.
»Stacy, das ist Andre, Wills bester Freund. Er ist ein Vampir.« Den letzten Teil sagte ich mit Nachdruck. Andre grinste nur und ließ seine Fangzähne hervorblitzen. »Andre, das ist Stacy, meine beste Freundin.« Das mit der Freundin betonte ich besonders, sollte er irgendetwas Bestimmtes mit ihr vorhaben.
Er grinste mich an. »Schon verstanden.« Und zog sie von ihrem Stuhl auf die Beine.
Stacy gab einen überraschten Laut von sich, wirkte aber ganz angetan von dem Vampir.
»Darf ich mir Stacy einen Augenblick ausleihen?«
Misstrauisch hob ich die Augenbrauen.
»Ihr habt eine halbe Stunde. Und Andre …«, rief ich ihm hinterher, denn sie hatten sich schon ein Stück weit entfernt, »ich weiß, wo du wohnst.«
Er lachte. »Nein, weißt du nicht.« Dann waren sie verschwunden.
»Und wieder lässt sie mich stehen«, murmelte ich und leerte den restlichen Cocktail in einem Zug. Und nun? Sollte ich mir Gesellschaft suchen, Will und Max auf die Nerven gehen? Ich zündete mir eine Zigarette an und beobachtete die Leute. Es kam mir in letzter Zeit so vor, als wüsste ich gar nicht mehr, wie man sich amüsierte. Wann war ich das letzte Mal in einem Club gewesen und hatte tatsächlich getanzt, anstatt nur an der Bar zu sitzen und Cocktails zu schlürfen? War denn mein
Partyleben schon mit dreiundzwanzig Jahren vorbei?
»Rauchen ist ungesund«, erklang Wills Stimme. Er saß urplötzlich neben mir, auf Stacys Platz.
»Erzähl mir mal was Neues«, sagte ich und nahm einen langen Zug.
»Darf ich?« Er streckte die Hand nach der Zigarette aus.
»Äh …« Ich gab sie ihm, er hätte allerdings auch eine Ganze haben können.
Will nahm die Zigarette entgegen, zog einmal kräftig daran und blies den Rauch in die tanzende Menge. Dabei verursachte er so einen großen Ring, dass mein Kopf hineingepasst hätte.
»Nicht schlecht«, sagte ich, auch wenn sich eine Frau von anderen Dingen sicherlich mehr beeindrucken ließ.
Er gab mir die Zigarette zurück, und ich zog nur noch einmal daran, weil ich nicht unhöflich erscheinen wollte. Dann drückte ich sie aus.
»Also, was machst du hier? Als ich dich vorhin fragte, wolltest du lernen.«
»Das habe ich auch, konnte danach aber nicht mehr einschlafen. Glaubst du, das liegt an dem Vampirblut, das ich jetzt in mir habe?«
»Definitiv.«
Ich schaute ihn überrascht an.
»Du wirst nachtaktiver und kannst länger wach bleiben. Aber keine Sorge«, fügte er hinzu, als er meinen panischen Gesichtsausdruck sah. »Es wird sich in Grenzen halten. Du brauchst also nicht zu befürchten, nur noch tagsüber schlafen zu können.«
»Dann bin ich ja beruhigt.« Mir fiel auf, dass immer mehr der umstehenden Frauen auf Will aufmerksam wurden. »Wo ist eigentlich Stacy? Meine Männer sagten, du wärst in Begleitung?«
Ach, wurde ich jetzt auch schon beschattet? »Andre hat sie entführt. Sag mal, er tut ihr doch nichts, oder?«
Will lachte, ich fand das allerdings nicht komisch. »Keine Sorge. Andre ist der Gentleman schlechthin. Er würde deiner Freundin nie ein Haar krümmen.«
»Und sie auch zu nichts zwingen?«, hakte ich nach.
»Auch das nicht.«
»Gut.« Ich bestellte mir noch einen Caipi und unterhielt mich mit Will. Wieder fiel mir auf, dass er sich verändert hatte. Er war zuvorkommend, nett, ja fast schon charmant. Was war los mit ihm? Soweit ich mich erinnerte, hatte das angefangen, nachdem wir uns aus Viktors – und ich meine das wortwörtlich – Fängen befreit hatten. Irgendwann schaute Will auf seine Armbanduhr.
»Musst du noch irgendwo hin?«
Er sah von seiner Uhr auf. »Nein, ich treffe mich gleich mit einem … nennen wir ihn Kollegen. Und da ist er auch schon.« Will erhob sich, und ich drehte mich zu dem Unbekannten um. Er war etwa so groß wie ich und so braun, dass er locker mit Sunnyboy Chane mithalten konnte. Ich konnte
allerdings nicht sagen, ob seine Bräune natürlich war oder ob mit UV-Strahlen nachgeholfen wurde. Er und Will gaben sich die Hand, dann stellte Will uns einander vor. »Romeo, das ist Cherry, Tochter von Terry Olsen, dem Leiter von D.I.P.«
Der Name meines Vaters schien ihm etwas zu sagen, denn seine Begrüßung fiel sehr respektvoll aus.
»Cherry, das ist Romeo Roalstad, Ranger von Friedrichshain-Kreuzberg.«
Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter. »Der Werwolf?«
Er nickte bestätigend und küsste meinen Handrücken. Romeo Roalstad war so was wie eine Legende unter den
Weitere Kostenlose Bücher