City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
ausgehändigt hat?«
Verdammt! Während der zweistündigen Wartezeit hatte man offenbar eine Menge über mich in Erfahrung bringen können. Die Berechtigung hatte mir mein Onkel besorgt, der bei der Staatsanwaltschaft arbeitet und gute Kontakte in sämtliche Abteilungen pflegt. Was wussten die noch?
Weil er auf seine Anspielung offenbar keine Antwort erwartete, fuhr er direkt fort. »Wir haben einen silbernen Dolch und ein Magazin mit Silbermunition in Ihrer Tasche gefunden. Das sieht mir nicht nach einem spontanen Kinobesuch aus. Oder gehören diese Dinge zu Ihren alltäglichen Begleitgegenständen? Warum eigentlich Silber?« Er lachte. »Ich meine, waren Sie etwa auf Vampirjagd?«
Ich lachte ebenfalls, wenn auch aus einem anderen Grund als er.
»Sie scheinen mir eine intelligente und nette junge Frau zu sein, Frau Olsen, aber es gibt einige Dinge, die mich an Ihnen stören. Wie die Immobilienfirma Ihres Vaters, in der Sie arbeiten. Ihre Kunden scheinen besondere Vorlieben zu haben.« Er blätterte wieder in seiner Akte herum. »Sonnenschutzglas, Sicherheitsglas, hoch sichere Mechanismen, Sicherheitsschlösser, die in einem gewöhnlichen Haushalt eigentlich nichts zu suchen haben, und vieles mehr. Wer genehmigt das alles?« Er wollte fortfahren, als es an der Tür klopfte.
»Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte er und ging zur Tür.
»Da möchte Sie jemand sprechen«, hörte ich eine männliche Stimme sagen.
»Jetzt? Ich befinde mich mitten in einer Vernehmung.«
»Es ist wichtig, bitte kommen Sie mit.«
Er verließ den Raum und entfernte sich.
Zehn Minuten später kam jemand anderer durch die Tür. Als sich die Atmosphäre elektrisch auflud und es in der Luft zu prickeln begann, wusste ich, wer mich da besuchen kam, auch ohne mich umzudrehen.
Wills Aussehen traf mich ein Schlag. Es war Monate her, seit ich den Vampir das letzte Mal gesehen hatte, und mir war, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Als sehe ich seine markanten Gesichtszüge, das dunkelbraune schulterlange Haar und die fast schwarz wirkenden Augen zum ersten Mal. Mit seiner Größe und der prickelnden Machtaura schien er den gesamten Raum einzunehmen, und plötzlich kam ich mir sehr beengt vor.
»Schön, dich zu sehen«, sagte ich aufrichtig und erhob mich von dem ungemütlichen Holzstuhl. Ich wusste nicht, ob ich ihm die Hand geben oder einen Kuss auf die Wange drücken sollte. Wie begrüßt man jemanden, der sein Blut getrunken, ihn halb nackt in den Armen gehalten hatte und eine Zeit lang bei sich wohnen ließ? Jemanden, zu dem man sich hingezogen fühlte, es aber nicht wahr haben wollte, weil derjenige ein Vampir war? Ich verharrte unschlüssig auf der Stelle und fragte das Offensichtliche, einfach um das peinliche
Schweigen zu unterbrechen. »Kommst du mich holen?«
Er schnaufte. »Etwas seltsam formuliert, aber ja, ich bin hier, um dich zu holen.« Damit verließ er den Raum.
I ch folgte ihm hastig und staunte nicht schlecht, als niemand auf der Polizeiwache Notiz von uns nahm. Die Beamten gingen ihrer alltäglichen Arbeit nach; sie telefonierten, erledigten den Papierkram und kümmerten sich um andere Täter. Mein Verhörraum wurde sogar schon wieder für den nächsten Verdächtigen genutzt. Ich runzelte die Stirn, denn dazu konnte ein Vampir allein nicht fähig sein. Vampire können Menschen bezirzen, aber meist nur vereinzelte Personen. Auf dieser Wache befanden sich jedoch mehrere Dutzend Menschen. Das konnte nicht Wills Werk allein sein, und mir fiel nur eine Person ein, die dazu in der Lage sein konnte. Und tatsächlich, als ich mich darauf konzentrierte, konnte ich es fühlen. Es lag Magie in der Luft. Nur unterschwellig und kaum wahrzunehmen, wenn man nicht direkt danach suchte, aber sie war da. Es war wie ein siebter Sinn, den wir Paranormalen besaßen und der es uns zu jeder Zeit ermöglichte, unseresgleichen zu erkennen. Stacy hatte mich oft gefragt, wie es sich anfühlte, Magie zu spüren oder die Machtaura eines Vampirs oder Werwolfs wahrzunehmen, aber es war nicht zu beschreiben. Zumindest nicht so, dass ein normaler Mensch es auch nur ansatzweise verstehen konnte.
Odelia und ihre Hexen kamen uns entgegen, als Will gerade das Büro des Dienstellenleiters betreten wollte. Er bedeutete mir im Gang zu warten. Die Hexen waren noch genauso gekleidet, wie sie es heute Nachmittag in meinem Büro gewesen waren.
»Es ist erledigt«, sagte Odelia an Will gewandt.
Dieser nickte und ging an ihnen vorbei in das
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