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City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)

City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)

Titel: City of Death - Blutiges Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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Post auf den Beistelltisch im Flur ab und pflanzte mich vor den Fernseher. Weil ich mich nach dem kleinen Intermezzo mit Liam aber alles andere als müde fühlte, beschloss ich nach ein paar vergeblichen Minuten des
    Durchschaltens, Laufen zu gehen. Ich zog meine frisch gewaschenen, aber schmuddelig aussehenden Sportsachen an, warf eine Jacke über und schnappte mir eine Wasserflasche sowie eine Plastiktüte.
    Sich zu verwandeln und durch den Wald zu rennen, würde ich zwar nicht als Sport betrachten, aber danach fühlte ich mich immer, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir – und das machte durstig. Da ich vor ein paar Monaten beinahe Werwölfen in die Klauen gerannt wäre und bis heute nicht herausfinden konnte, zu wem sie gehörten, hatte ich vorerst vom Grunewald zum Tiergarten gewechselt. Von der Entfernung her machte es keinen Unterschied, ich wohnte genau zwischen den Parks. Den Grunewald hatte ich aber allein schon deshalb lieber, weile er erstens größer war und man zweitens um diese Uhrzeit nur wenigen Menschen begegnete – wie Joggern oder Turteltäubchen. Im Tiergarten dagegen tummeln sich viele ... sagen wir mal ... zwielichtige Gestalten, die das ein oder andere zu verkaufen hatten. Im Moment war mir das aber immer noch lieber, als von Werwölfen zerrissen zu werden. Mit anderen Raubtieren vertrugen sich Werwölfe nämlich nicht besonders und hatten sie höchstens zum Fressen gern.
    Ich parkte den Wagen am S-Bahnhof Tiergarten und joggte zu meinem Stammbaum, nahe der Straße. Dort konnte ich mich in Ruhe verwandeln und meine Sachen vergraben und musste mir keinen Kopf wegen der Dealer machen. Die hielten sich immer weit weg von der Straße auf. Ich ließ meinen Blick prüfend über den Park schweifen, dann entledigte ich mich meiner Sachen und steckte sie mitsamt den Schuhen in die Plastiktüte. Schließlich stopfte ich die Tüte in das dafür vorhergesehene Loch und legte Äste und Blätter drauf. Ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut und schauderte an der frischen Luft, doch ich fror nur einen Moment, denn in der nächsten Sekunde kniete ich mich auf den Waldboden und verwandelte mich.
    Es begann mit einem leichten Prickeln, das sich vom Kopf an über den gesamten Körper ausbreitete. Meine Haut zog sich zusammen, unangenehm, aber nicht schmerzhaft, und explodierte wenige Augenblicke später in Fell. Ein letzter wohliger Schauer ging durch mich hindurch, dann stand ich auf vier Pfoten. Ich verharrte einen Augenblick auf der Stelle und wartete, dass meine Sinne schärfer, die Nase feiner und die Geräusche intensiver wurden. Dabei streckte ich meine Pfoten aus und grub die Krallen in den feuchten Waldboden. Es fühlte sich herrlich an. Meine empfindlichen Ohren zuckten, als ich das verräterische Rascheln eines Kleintieres in der Nähe hörte und kurz darauf ein Eichhörnchen witterte. Gottseidank war ich kein Werwolf, weshalb ich in Tiergestalt noch meine kompletten menschlichen Sinne beisammen hatte, andernfalls hätte mich mein tierischer Instinkt das arme Ding sofort jagen und verschlingen lassen. Im Gegensatz zu anderen Gestaltwandlern konnte ich jedoch kein rohes Fleisch essen und schon gar keine eben erlegten Tiere; deshalb jagte ich gelegentlich Kleintieren hinterher, ließ sie aber letztendlich mit einem Schrecken wieder laufen. Als Werhund war ich größer und schwerer als ein deutscher Schäferhund, aber auch schneller und stärker. Glücklicherweise hatten sich aber nur die letzten beiden Eigenschaften auf mein menschliches Ich übertragen. Ich warf noch einen letzten prüfenden Blick auf das verdeckte Loch und lief los.
    Heute machte es jedoch keinen großen Spaß herumzurennen. Ich kam eigentlich gar nicht dazu, weil sich einfach zu viele Menschen im Tiergarten aufhielten. Die meiste Zeit über schlich ich von einer Wiese zur anderen, konnte ein paar Minuten frei herumrennen und musste dann wieder hinter einen Busch springen, um nicht entdeckt zu werden. Das machte nicht wirklich Spaß, weswegen ich auch nicht allzu lange blieb.
    Ich war gerade auf dem Rückweg zu meinen Sachen, als ein entsetzlicher Schrei erklang. Es war einer dieser berühmten spitzen Schreie, den Frauen ausschließlich in Horrorfilmen ausstießen und bei dem sich einem die Nackenhaare aufstellten. Schlitternd kam ich auf dem feuchten Waldboden zum Stehen und spitzte die Ohren, dann eilte ich in die vermeintliche Richtung.
    Wenige Minuten später fand ich eine Frau neben einer Parkbank liegen. Sie lag

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