City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
ich wusste, sie würde etwas Abfälliges sagen. In dieser Hinsicht war einfach immer auf sie Verlass.
»Ich wundere mich, dich in Mr. Healys Begleitung zu sehen «, kam es auch schon prompt aus ihrem Mund. »Warst du doch vor ein paar Wochen noch mit Mr. Drake hier.« Sie nannte Will extra beim Nachnahmen, um sicherzugehen, dass Liam wusste, von wem sie sprach. Miststück!
Sie lachte gekünstelt. »Natürlich steht es mir nicht zu , über deinen Lebensstil zu urteilen. Ich meine, irgendwie leben wir doch alle gern locker, oder?« Beim letzten Satz sah sie zu Liam hinunter, der sich zwischenzeitlich wieder hingesetzt hatte.
Liam sah etwas verwirrt von ihr zu mir , doch ich war auf so eine Anspielung vorbereitet und lächelte genauso gekünstelt zurück. »Glaub mir, Sophia, niemand nimmt es hier so locker mit seiner Partnerwahl wie du, und nicht einmal, wenn ich wollte, könnte ich mit dir mithalten. Wie du ja schon selbst sagtest, ist Liam heute mit mir hier. Wenn du also nichts Gescheites mehr hinzuzufügen hast, würde ich mich gern mit Liam weiter unterhalten.« Ich betonte seinen Vornamen, um ihr klarzumachen, dass ich mit ihm per Du war. Ich weiß, das war kindisch, aber bei Sophia fiel es mir immer verdammt schwer, das Niveau zu halten.
»Nun«, sagte sie zu Liam. »Wenn Sie sich einmal mit Erwachsenen unterhalten wollen, rufen Sie mich an.« Sie legte ihm eine Visitenkarte auf den Tisch und ging davon.
Als die Vampirin außer Hörweite war, fragte Liam das Offensichtliche: »Ihr mögt euch nicht?«
Ich lachte, denn ‚mögen‘ war nun wirklich untertrieben.
Eine Stunde und zwei Cocktails später wurde ich allmählich müde. Ich hatte versucht , mehr aus Liam herauszubekommen, aber dieser Mann war verschwiegener als ein Stein. Er hingegen war ein wahrer Meister darin, mir die privatesten Informationen zu entlocken. Ich weiß nicht, ob es am Alkohol lag oder ob er seine Kräfte benutzte, aber als ich ihm von meinem Pflanzengießplan an der Küchentür erzählte, fiel selbst mir auf, dass ich zu viel quatschte. »Sag mal, du trickst doch nicht schon wieder, oder?«, fragte ich misstrauisch.
Er verzog die Lippen zu einem Lächeln und drehte sein leeres Glas in der Hand. »Ganz und gar nicht. Es ist nur erschreckend einfach , dir sämtliche Informationen zu entlocken.«
»Wirklich?«, fragte ich wenig begeistert und starrte vorwurfsvoll auf das zweite Glas Caipirinha, als könnte es etwas für meine Verschwatztheit. Genug getrunken , ermahnte ich mich und schob das Glas beiseite. Ich zündete mir eine Zigarette an, aber eher um etwas zu tun zu haben, als wegen des Verlangens danach – ich wurde allmählich echt müde.
»Wir sollten gehen. Bevor du mir noch vom Stuhle fällst«, schlug Liam vor, als ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte.
Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Wir verließen die Para-Bar, doch als ich mein Handy zückte, um mir ein Taxi zu rufen, hielt er mich zurück.
»Das brauchst du nicht. Ich fahre dich.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du brauchst dir keine Umstände zu machen. Ich kann meinen Wagen morgen abholen.«
Er blieb stehen. »Meine Manieren machen es mir unmöglich, dich allein nach Hause fahren zu lassen.«
»Aber ich fahre nicht alleine. Ich fahre mit dem Taxi«, hielt ich dagegen. Ich wollte nicht vom ihm nach Hause gefahren werden und wusste selbst nicht ganz, warum.
Sein Gesichtsausdruck wurde leicht überheblich, als er sagte: »Mal ganz ehrlich. Wenn ich dir irgendetwas antun wollte, hätte ich das bereits bei der Besichtigung tun können.« Und als hätte er meine Gedanken gelesen, fügte er hinzu: »Und herauszufinden , wo du wohnst, ist nun wirklich keine Kunst.«
Er hatte recht. Bei der Wohnungsbesichtigung waren wir allein gewesen, sodass er alles hätte mit mir anstellen können. Vielleicht reagierte ich einfach über. Wobei man bei einem Vampir nie vorsichtig genug sein konnte! Mit zusammengekniffenen Augen sah ich zu ihm auf.
»Kannst du überhaupt fahren?«
»Natürlich.«
»Also gut«, gab ich mich geschlagen und drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand.
Kurz nachdem wir los gefahren waren, fiel mir etwas ein. »Hey, du hast vorhin gar nicht auf meine Frage geantwortet!«
»Hm?«, machte er und tat , als müsse er sich auf den Verkehr konzentrieren, doch ich fiel nicht darauf rein. Er war ein Vampir und hätte wahrscheinlich blind fahren können.
»Warum bist du nach Berlin gezogen und was hast du in Irland so getrieben?«
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