City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
verfangen.«
»Hmhm«, machte ich, weil ich Angst hatte, er könnte etwas aus meiner Stimme heraushören. Als er den ersten Faden zog, waren die lustvollen Gefühle wie weggewischt. Der Schmerz war so heftig, dass ich einen Schrei nicht unterdrücken konnte. Tränen stiegen mir in die Augen, und meine Hände schlossen sich krampfhaft um das Waschbecken.
»Es sind noch mehr Fäden«, sagte Will und zog den nächsten.
Als ich spürte, wie er Fleisch und Haut mit herausriss, stand ich kurz vor einer Ohnmacht. Meine Arme knickten ein, und plötzlich hing ich nur noch mit dem Oberkörper über dem Waschbecken. Ich war mir sicher, dass ich kein weiteres Mal aushalten würde. Ich wollte mich von dem Becken entfernen, doch Will hielt mich mit der freien Hand an Ort und Stelle fest.
Er nahm ein paar Lagen Toilettenpier, hielt sie gegen die Wunde und gab mir ein Handtuch.
»Beiß hinein, wenn es hilft, aber die beiden Fäden werde ich noch ziehen.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als sein Angebot anzunehmen, denn er hatte meinen Körper so fixiert, dass ich mich bauchabwärts keinen Millimeter bewegen konnte. Ich griff mit den Armen nach hinten und nahm das Handtuch entgegen. Als ich es zusammenrollte und zwischen meine Zähne schob, zitterten meine Hände. Ob vor Erschöpfung oder Schmerzen konnte ich nicht sagen – vielleicht beides. Das Handtuch war eine sehr gute Idee gewesen, denn als Will die letzten Fäden zog, schrie ich so laut, dass ich ohne diesen Dämpfer meine Nachbarn geweckt hätte.
»Ich muss die Wunde versiegeln«, sagte er, als alle Fäden gezogen waren. »Sie blutet einfach zu stark.«
Ich nahm das Handtuch aus meinem Mund, warf es in die Badewanne und betrachtete mich schluchzend im Spiegel. Hätte ich gewusst, dass ich solche Qualen erleiden würde, wäre ich ins Krankenhaus gegangen und hätte mich mit Schmerzmitteln vollpumpen lassen. Ich versuchte , mir die Tränen aus den Augen zu wischen, doch sie kamen immer wieder nach. »Okay«, stimmte ich mit verschnupfter Stimme zu. Alles, Hauptsache die Schmerzen ließen nach! Ich drehte meinen Oberkörper so, dass ich Will beobachten konnte. Er hatte sich meinem Bein so weit genährt, dass er nur noch die Zunge ausstrecken musste, als mir etwas einfiel. »Warte!«, rief ich voller Panik.
Er zögerte und schaute zu mir auf. »Es wird doch nicht wie beim letzten Mal in der Lagerhalle, oder?« Als Will mich damals vor dem Verbluten gerettet hatte, indem er meine Wunde mit seinem heilenden Speichel schloss, wurde ich so scharf auf ihn, dass ich völlig die Kontrolle verloren hatte und ihm die Kleider vom Leib reißen wollte. Also hatte er mich so lange fixiert, bis ich wieder runtergekommen war. Damals hatten wir jede Menge Zuschauer gehabt, hier waren wir allerdings allein – in meiner Wohnung und leicht bekleidet! Keine gute Idee!
»Keine Angst. Du hast damals nur so extrem reagiert, weil du vorher schon durch Viktors Biss paralysiert warst. Wenn wir unsere Opfer beißen, geben wir ebenfalls Gift ab, und für deinen menschlichen Körper war es einfach zu viel. Du wirst dich benommen fühlen, aber mehr sollte nicht geschehen. Und solltest du mich trotzdem vergewaltigen wollen, werde ich mich schon zu wehren wissen. Versprochen.«
»Okay.« Damit senkte er seinen Kopf und leckte mir über die Wunde.
Im ersten Moment brannte es wie verrückt, und er musste mich wieder festhalten, weil ich instinktiv zurückzucken wollte, doch ein paar Sekunden später wurde aus dem Brennen ein erträgliches Jucken. »Schon viel besser!«, stöhnte ich, als die Schmerzen abflachten. Um auch die inneren Verletzungen zu heilen, hätte ich sein Blut trinken müssen, doch dass meine Haut wieder zusammengeflickt war, reichte mir vollkommen aus. Die Schmerzen waren jetzt erträglicher, und der Rest würde mit der Zeit heilen. Ich fühlte mich tatsächlich ein wenig benommen und musste mich fester am Waschbeckenrand klammern, damit ich nicht umfiel.
Will säuberte mein Bein mit einem heißen Lappen, dann packte er mich kurzerhand an der Taille und setzte mich wie eine Puppe auf dem Badewannenrand ab. Ich protestierte nicht. Stattdessen beobachtete ich ihn dabei, wie er das Blut vom Boden wischte und die beschmutzen Tücher in eine Plastiktüte tat. Ich hätte ihm helfen sollen, schließlich war en das meine Wohnung und mein Blut, aber ich fühlte mich duselig im Kopf – außerdem war ich nicht sicher, ob ich stehen konnte. Als Will das letzte Tuch entsorgt hatte,
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