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City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)

City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)

Titel: City of Death - Blutiges Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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unschuldiges Gesicht betrachtete, konnte man nur Mitleid empfinden.
    Irgendwann fuhr der Zug ein, und da unser Abteil bis auf unsere Plätze belegt war, setzte ich mich zu Will, Liam und Andre, während Chane, Felicitas und Darrel ein paar Sitze weiter Platz nahmen.
    »Wieso setzt du dich nicht zu den anderen und redest mit ihnen?«, fragte Andre.
    Ich schielte über die Schulter und warf den dreien einen unauffälligen Blick zu. »Ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll«, flüsterte ich.
    »Du kannst dir die Mühe sparen, sie können dich hören«, bemerkte Will.
    Das war wahr, dennoch fühlte ich mich besser, wenn ich diese Tatsache ignorierte. Also bedeutete ich ihnen mit einer hektischen Geste leiser zu sprechen.
    Irgendwann musste ich eingenickt sein, denn ein unsanftes Rütteln weckte mich. Es war Will, und seine Stimme klang alarmiert. »Wach auf!«
    »Hm?«, machte ich verschlafen und versuchte, die Augen zu öffnen, doch meine Lider waren so schwer, dass ich den Versuch sofort wieder aufgab. Einen Moment! Will und alarmiert? Ich riss meine Augen auf und schreckte hoch. »Was ist? Was ist los?«
    »Vampire«, murmelte Andre so leise, dass die Fahrgäste ihn nicht hören konnten.
    »Wo?«, fragte ich, obwohl alle drei in die Nacht hinausstarrten. Vielleicht war ich doch noch nicht ganz wach.
    »Sie folgen uns, und es sind viele«, sagte Liam und deutete zwischen die Bäume.
    Ich strengte meine Augen an, aber der ICE war so schnell, dass ich außer den dunklen Schatten der Bäume rein gar nichts sah. »Außenseiter?«, fragte ich. Ein kurzer Blick auf die Anzeige sagte mir, dass wir bald Berlin erreichten. Sie waren doch nicht auf dem Weg zur Hauptstadt, um einen weiteren Angriff zu planen, oder?
    »Die Frage ist eher …«, sagte Will, als seine Stimme von einem ohrenbetäubenden Knall übertönt wurde. Der Krach und der darauffolgende Ruck waren so heftig, dass es sich anfühlte, als wären wir in einen anderen Zug gefahren. Die Fahrgäste gerieten in Panik und schrien, dann wurden alle in Fahrtrichtung sitzenden Passagiere aus ihren Sitzen geschleudert.
    Andre fing mich auf, als ich aus meinem Sitz fiel und auf ihm landete, dann hob sich der Waggon in die Senkrechte und drückte mich gegen ihn. Die Wucht war so enorm, dass er und Liam in ihre Sitze gedrückt wurden. Etwas explodierte, doch konnte ich nicht sagen, ob vor oder hinter mir, weil sich die Welt plötzlich drehte. Menschen kreischten, Koffer und Taschen flogen umher, Scheiben barsten, und ich selbst wurde aus Andres Händen gerissen. Jemand krallte sich gewaltsam an meinen Beinen fest,  was mich vor Schmerzen aufschreien ließ. Als mein Kopf kurz darauf gegen einen Sitz stieß, sah ich einen Moment Sterne vor meinen Augen blitzen, doch es war noch nicht vorbei. Der Waggon überschlug sich und ließ alle möglichen Gegenstände umherfliegen. Wer auch immer mich festgehalten hatte, war verschwunden, dafür landete ich mit dem Gesicht auf einer Fensterscheibe. Noch im allerletzten Moment sah ich die Gefahr kommen und stützte mich auf die Arme, dann brach ein Baumstamm durch die Scheibe, genau dort, wo eben noch mein Gesicht gelegen hatte.  
    Der Waggon überschlug sich ein letztes Mal, dann blieb alles still.

Ich konnte nicht sagen, ob ich für einen Moment weggetreten war, aber ich öffnete die Augen und befand mich in einem Höllenszenario. Von irgendwo drang Rauch in unser Abteil, der sich in einer dicken Wolke an der Decke sammelte, und das da oben – Moment mal – , das war nicht die Decke – das waren Sitze! Unser Zugabteil lag verkehrt herum! Ich kniff die Augen zusammen, weil der Rauch immer dichter wurde und Tränen mir die Sicht erschwerten. Mein Bein schmerzte. Ich musste es mir irgendwo aufgerissen haben, vielleicht war es auch die Person gewesen, die sich festgekrallt hatte, jedenfalls brannte und blutete meine linke Wade. Trotz der Schmerzen zwang ich mich aufzustehen und stieß mit dem Kopf gegen ein Bein, das in der Luft hing. Mein Gott!
    Da waren Menschen in ihren Sitzen eingeklemmt! Genau dort, wo sich der Rauch sammelte. »Können Sie mich hören?«, fragte ich und rüttelte an dem Bein. Es gehörte einem stämmigen Mann, doch er antwortete nicht. »Hey!«, rief ich, doch bei dem Krach der um mich herum tobte, hörte er mich wahrscheinlich gar nicht. Verdammt! Ich zog mich an einem der Sitze hoch und zwang denjenigen, mich anzusehen. Sein Gesicht war grau, die Augen weit aufgerissen und starr. Er war erstickt.

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