City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
Mund von meinem Hals zu lösen.
Er saugte nur noch fester daran .
»Hör auf!«, rief ich und schlug ihm mit der freien Hand auf den Rücken.
Er ließ von meinem Hals ab und sah mich überrascht an. Blut tropfte von seinen Lippen.
»Du hast genug getrunken, komm runter von mir!«
Er versiegelte die Wunde, indem er darüber leckte, doch diesmal fand ich es nicht erregend. Mein Entsetzen über das eben Geschehene überdeckte alle anderen Gefühle.
Will rollte sich von mir und blieb auf dem Rücken liegen. Dadurch hatte ich eine sehr gute Sicht auf … Ich wandte den Blick ab und setzte mich auf die Bettkante. Die Welt geriet ins Strudeln, als ich mich aufsetzte, aber das war mir egal. Lieber wurde ich ohnmächtig, als ihn noch weiter betrachten zu müssen. Vielleicht sollte ich wirklich ohnmächtig werden, dann konnte ich dieser peinlichen Situation entgehen. Mit dem Rücken Will zugewandt blieb ich einen Moment sitzen und wartete darauf, dass er etwas sagte. Normalerweise entschuldigte er sich sofort, aber diesmal tat er gar nichts.
»Bist du noch wach?«, fragte ich, ohne mich umzudrehen.
Er schnaufte. »Natürlich bin ich wach.«
»Gut.« Ich räusperte mich.
Will seufzte. »Wie lange willst du mir eigentlich noch aus dem Weg gehen?«
Ich spürte, wie die Matratze nachgab, als er sich bewegte, wusste aber nicht, was er tat. Ich hoffte nur, dass er mir nicht näher kam. »Wie bitte?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, wovon er sprach.
»Halte mich nicht für dumm, Cherry. Meine Sinne sind ausgeprägt genug, dass ich dir mit jeder Faser meines Körpers versichern kann, dass du mich willst. Und das ist weder arrogant noch Einbildung. Ich spüre es. Jedes Mal, wenn du mich berührst, wenn du mich ansiehst, und dennoch weist du mich zurück.«
»Hörst du dich eigentlich reden? Ich will nichts von dir , Will, und wenn ich Gefühle für dich habe, sind sie rein körperlich, das versichere ich dir.« Verdammt. Warum zitterte meine Stimme so?
»Warum kannst du es mir dann nicht in die Augen sagen?«
»Vielleicht weil du nackt bist.«
»Nicht mehr.«
Ich drehte mich vorsichtig um, und tatsächlich hatte er sich eine Decke umgeschlungen. Ich wollte meinen Blick heben und ihm in die Augen sehen, doch aus irgendwelchen Gründen konnte ich die Stärke dazu nicht aufbringen. Ich fürchtete mich davor, was ich in seinem Inneren sehen würde, und noch mehr fürchtete ich mich vor dem Gespräch. Seit dem Vorfall in meinem Badezimmer wusste ich, dass wir irgendwann darüber sprechen mussten, aber nicht hier, nicht so.
»Du bist ein jämmerlicher Feigling«, sagte er, was mich wütend aufschauen ließ.
Ich wollte etwas Beleidigendes erwidern, als ich seinen amüsierten Blick bemerkte. Dieser verdammte Mistkerl hatte mich mit Absicht beleidigt, damit ich ihn ansah. Er hatte gewusst, dass ich mich darüber aufregen würde , und genau das war es, was mir an Will Angst machte. Er war ein Meister der Manipulation, so wie Liam ein Meister der Täuschung war, und da lag das Problem. Wer sagte mir, dass er nicht nur mit mir spielte? Wer sagte mir, dass er wirklich das fühlte, was er zu fühlen vorgab? Ich kannte Will schon so lange und im Grunde genommen überhaupt nicht. Er hingegen wusste alles von mir. Vielleicht liegt das Problem nicht an Will , erklang eine Stimme in meinem Kopf. Vielleicht ist es ihm nur deshalb so leicht, dich zu manipulieren, weil du ihm hilflos ausgeliefert bist. Klappe !, ermahnte ich die Stimme in meinem Kopf. Ich würde sicher nicht Wills Spielzeug werden. Und ich würde es auch nicht weit genug kommen lassen, um herauszufinden, ob seine Gefühle echt waren. Nicht wenn die Gefahr bestand, dass er mit mir spielte. Ich war schon einmal auf einen Mann hereingefallen, das würde mir sicher kein zweites Mal passieren. Und was wusste ich schon von Will? Er war ein Vampir, und Vampire waren unberechenbar!
»Was denkst du?«, fragte er und legte sich auf die Seite, den Kopf auf die Hand gestützt.
»Nichts«, log ich.
»Ah«, sagte er und nickte wissend. »Deshalb auch das Gefühlsfeuerwerk in deinem Inner en. Mal sehen.« Er schloss die Augen und blähte die Nasenlöscher, als wolle er etwas erschnüffeln. »Du schämst dich, bist entsetzt über dein Verlangen, wütend auf dich selbst, verwirrt und du hast Angst.«
»Natürlich habe ich Angst vor dir.«
Er sah mich an. »Oh nein. Wir reden hier nicht von mir. Die Zeiten sind vorbei, in denen du mir vormachen kannst, dass du nichts für mich
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