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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Erdbeere, schob sie in den Mund und leckte sich den Fruchtsaft von den Fingern.
    An diesem Gespräch zeigte sich der himmelweite Unterschied zwischen diesem Jace und ihrem, dachte Clary. Ihr Jace zeichnete sich durch eine entschlossene und alles umfassende Wissbegierde aus: Er hätte niemals einfach nur die Achseln gezuckt und sich einem fremden Plan angeschlossen. Ihr Jace war wie der Ozean, der unablässig gegen eine Felsküste brandete, dieser Jace dagegen war wie … ein ruhiger Fluss, der in der Sonne glitzerte.
    Vielleicht, weil er glücklich ist?
    Clarys Hand umklammerte die Gabel, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie hasste diese kleine, nagende Stimme in ihrem Kopf. Genau wie die Königin des Lichten Volkes säte die Stimme Zweifel, wo eigentlich kein Platz für Zweifel war, und stellte Fragen, auf die es keine Antwort gab.
    »Ich hol mal meine Klamotten«, sagte Jace, stopfte sich eine weitere Erdbeere in den Mund und sprang die Treppe hinauf.
    Nachdenklich schaute Clary ihm nach: Die transparenten Glasstufen schienen in diesem Licht unsichtbar zu sein, wodurch der Eindruck entstand, als würde er nach oben fliegen statt laufen.
    »Du isst deine Eier ja gar nicht.« Sebastian war um die Küchentheke herumgekommen – immer noch völlig geräuschlos, verdammt!, fluchte Clary innerlich – und musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ein schwacher Akzent färbte seine Worte, eine Mischung aus der Sprachmelodie der Bewohner von Idris und einem eher britischen Akzent. Clary fragte sich, ob er das bisher besser versteckt hatte oder ob es ihr einfach nur nicht aufgefallen war.
    »Ehrlich gesagt, mag ich keine Eier«, gestand sie.
    »Aber das wolltest du Jace nicht sagen, weil er so glücklich war, für dich Frühstück machen zu können.«
    Da dies den Nagel auf den Kopf traf, schwieg Clary.
    »Ist doch komisch, oder nicht?«, setzte Sebastian an. »Die Lügen, die die ›guten‹ Menschen erzählen. Wahrscheinlich wird er dir für den Rest deines Lebens morgens Eier servieren und du würgst sie dann hinunter, weil du ihm nicht sagen kannst, dass du keine Eier magst.«
    Unwillkürlich musste Clary an die Elbenkönigin denken. »Die Liebe macht die Liebenden zu Lügnern?«
    »Genau. Schnelle Auffassungsgabe, das muss ich sagen.« Sebastian machte einen Schritt auf sie zu.
    Clary zuckte innerlich zusammen: Er benutzte dasselbe Eau de Toilette wie Jace – sie erkannte den zitronig-pfeffrigen Geruch, aber an Sebastian roch es anders. Irgendwie falsch.
    »Das haben wir beide gemein«, verkündete Sebastian und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
    Hastig stand Clary auf. »Was machst du da?«
    »Nur die Ruhe, Schwesterherz.« Er ließ den letzten Knopf aufspringen, sodass sein Hemd weit offen stand, und lächelte träge. »Du bist doch das Mädchen mit den magischen Runen, oder etwa nicht?«
    Clary nickte langsam.
    »Ich brauche eine Kraft-Rune«, sagte er. »Und wenn du die Beste auf diesem Gebiet bist, dann will ich, dass du sie mir aufträgst. Du würdest deinem großen Bruder doch diesen Gefallen nicht abschlagen, oder?« Seine dunklen Augen musterten sie. »Außerdem willst du doch, dass ich dir eine Chance gebe.«
    »Und du willst, dass ich dir eine Chance gebe«, erwiderte Clary. »Also schlag ich dir einen Deal vor: Ich versehe dich mit einer Kraft-Rune, wenn du mich mitkommen lässt … zu dieser Sache, die ihr erledigen müsst.«
    Sebastian streifte das Hemd ab und warf es auf die Küchentheke. »Abgemacht.«
    »Ich hab keine Stele.« Clary versuchte, ihn nicht anzuschauen, doch es fiel ihr schwer: Sebastian schien ihren persönlichen Raum bewusst zu verletzen. Sein Körper ähnelte dem von Jace – hart, ohne auch nur ein Gramm Fett, mit Muskeln, die sich deutlich unter der Haut abzeichneten. Genau wie Jace war er mit Narben übersät, doch seine Haut war so hell, dass sich die weißen Überbleibsel ehemaliger Runenmale bei ihm weniger stark abhoben als von Jace’ leicht gebräunter Haut. Bei ihrem Bruder wirkten die Narben wie Zeichnungen mit einem Silberstift auf weißem Papier.
    Sebastian zog eine Stele aus seinem Gürtel und reichte sie Clary. »Nimm meine.«
    »Okay«, sagte sie. »Dann dreh dich um.«
    Als er ihrer Aufforderung folgte, musste Clary ein Keuchen unterdrücken: Sein nackter Rücken war von tiefen Narben überzogen, die parallel verliefen – viel zu gleichmäßig, als dass sie von einem Unfall oder einem Kampf stammen konnten.
    Peitschenhiebe.
    »Wer hat dir das angetan?«,

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