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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Stimme, die in melodisch klingendem Italienisch sprach. Das Mädchen von gestern Abend, schoss es Clary durch den Kopf. Die Blondine, von der Sebastian behauptet hatte, sie würde in seinem Zimmer schlafen. Erst in diesem Augenblick wurde Clary bewusst, wie sehr sie davon überzeugt gewesen war, dass er log.
    Aber er hatte die Wahrheit gesagt. Ich gebe dir eine Chance, hatte er gesagt. Kannst du mir ebenfalls eine Chance geben?
    Konnte sie das? Schließlich ging es hier um Sebastian. Fieberhaft dachte Clary darüber nach, während sie duschte und sich anzog. Die Kleidung in dem großen Schrank hatte Valentin speziell für Jocelyn ausgesucht und sie unterschied sich so grundlegend von Clarys Stil, dass ihr die Wahl schwerfiel. Letztendlich entschied sie sich für eine Jeans – dem Preisschild nach zu urteilen eine teure Designer-Marke – und eine Seidenbluse mit Tupfen und einer Schleife am Kragen, deren Retro-Look ihr gefiel. Dann warf sie ihre eigene Samtjacke über und kehrte in Jace’ Zimmer zurück. Er war verschwunden und Clary brauchte nicht lange zu raten, wohin: Aus dem Erdgeschoss drang das Klappern von Geschirr, das Geräusch lachender Stimmen und der Duft von frisch zubereitetem Frühstück zu ihr herauf.
    Eilig sprang Clary die Treppe hinunter, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm, blieb dann aber auf der untersten Stufe abrupt stehen und spähte in die Küche. Sebastian lehnte mit verschränkten Armen am Kühlschrank, während Jace etwas in einer Pfanne zubereitete. Es duftete nach Zwiebeln und Eiern. Er war barfuß, seine Haare waren zerzaust und sein Hemd hatte er nur nachlässig zugeknöpft. Jace’ Anblick versetzte Clary einen Stich ins Herz: Nie zuvor hatte sie ihn so gesehen, am frühen Morgen, noch umgeben von der warmen Aura des Schlafs, und sie empfand abgrundtiefe Trauer bei dem Gedanken, dass all diese »ersten Male« mit einem Jace geschahen, der nicht wirklich ihr Jace war.
    Auch wenn er glücklich wirkte, keine dunklen Ringe mehr unter den Augen hatte und lachte, als er die Eier in der Pfanne wendete und ein fertiges Omelette auf einen Teller gleiten ließ …
    Einen Moment später raunte Sebastian ihm etwas zu, woraufhin Jace sich umdrehte und Clary lächelnd ansah. »Rühreier oder Spiegeleier?«, fragte er.
    »Rühreier. Ich wusste gar nicht, dass du so was kannst.« Clary stieg die letzte Stufe hinunter und ging zur Küchentheke. Durch die Fenster fiel Sonnenlicht herein – Clary konnte nur schätzen, dass es später Vormittag sein musste, da sie bisher keine einzige Uhr im Haus gefunden hatte – und die Küche glänzte vor Glas und Chrom.
    »Wer kann denn keine Eier braten?«, fragte Jace sich laut.
    Sofort hob Clary die Hand – genau wie Sebastian. Erschrocken zuckte sie zusammen und nahm den Arm hastig wieder herunter, doch Sebastian hatte es gesehen und grinste. Ständig trug er dieses Grinsen im Gesicht, ärgerte Clary sich im Stillen und sie wünschte, sie könnte es ihm von der Visage wischen. Stattdessen wandte sie den Blick ab und machte sich daran, aus den Lebensmitteln auf dem Tisch ihr Frühstück zusammenzustellen: Brot, Butter, Marmelade und Schinken. Dazu Orangensaft und Tee. Die Jungs ließen es sich gut gehen, überlegte sie. Andererseits: Wenn sie sich an Simon orientierte, hatten Teenagerjungs eigentlich immer Hunger. Nachdenklich warf Clary einen Blick aus dem Fenster – und stutzte. Die Aussicht zeigte nicht länger den Kanal, sondern einen weit entfernten Hügel, auf dem eine Burg thronte.
    »Wo sind wir denn jetzt?«, fragte sie.
    »Prag«, erklärte Sebastian. »Jace und ich haben hier was zu erledigen.« Dann schaute auch er aus dem Fenster und fügte hinzu: »Wir sollten bald aufbrechen.«
    Clary schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »Kann ich mitkommen?«
    Doch Sebastian schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht?« Clary verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist das vielleicht irgendein Männerding, an dem ich nicht teilnehmen darf? Lasst ihr euch denselben Haarschnitt verpassen?«
    Jace reichte ihr einen Teller mit Rühreiern, schaute aber in Sebastians Richtung. »Vielleicht könnte sie ja doch mitkommen«, sagte er. »Das, was wir zu erledigen haben … ist schließlich nicht gefährlich.«
    Sebastians Augen waren wie der Wald in Robert Frosts Gedicht: dunkel und tief. Und sie gaben nichts preis. »Alles kann sich in eine Gefahr verwandeln.«
    »Okay, es ist deine Entscheidung«, erwiderte Jace achselzuckend, nahm sich eine

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