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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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fragte sie.
    »Na, was glaubst du denn? Unser Vater«, erwiderte Sebastian. »Er hat eine Peitsche aus Dämonenmetall benutzt, damit keine Iratze der Welt sie heilen konnte. Die Narben sind eine Art Erinnerung.«
    »Eine Erinnerung an was?«
    »An die Gefahren des Gehorsams.« Vorsichtig berührte Clary eine der Narben – sie fühlte sich heiß an, als wäre sie erst vor Kurzem entstanden, und rau, während die umliegende Haut glatt war. »Meinst du nicht ›Gefahren des Ungehorsams‹?«
    »Ich meine genau das, was ich gesagt habe.«
    »Tun die Narben weh?«
    »Permanent.« Ungeduldig warf Sebastian einen Blick über die Schulter. »Worauf wartest du noch?«
    »Nichts. Schon gut.« Clary platzierte die Spitze der Stele auf Sebastians Schulterblatt und versuchte, ihre Hand ruhig zu halten, während ihre Gedanken sich überschlugen: Wie leicht konnte sie ihm nun eine Rune auftragen, die ihm schaden würde, ihn krank machen und ihm den Verstand verdrehen – aber was würde dann mit Jace passieren? Clary schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht und zeichnete die Fortis -Rune am Übergang vom Schulterblatt zum Rücken, genau dort, wo seine Flügel ansetzen würden, wenn er ein Engel wäre.
    Als sie fertig war, drehte Sebastian sich um, nahm ihr die Stele ab und streifte sein Hemd wieder über. Clary erwartete kein Dankeschön – und bekam auch keines. Nachdem Sebastian das Hemd zugeknöpft hatte, rollte er die Schultern und grinste. »Du bist gut«, sagte er – mehr aber auch nicht.
    Einen Augenblick später hörten sie Schritte auf der Treppe und Jace kehrte ins Erdgeschoss zurück, wobei er sich eine Wildlederjacke überzog. Außerdem hatte er seinen Waffengürtel angelegt und trug dunkle Halbfingerhandschuhe.
    Clary zwang sich zu einem warmen Lächeln. »Sebastian hat gesagt, dass ich doch mitkommen darf.«
    Verwundert hob Jace die Augenbrauen und meinte dann: »Also gleiche Haarschnitte für uns alle?«
    »Das will ich nicht hoffen«, entgegnete Sebastian. »Ich seh mit Locken einfach schaurig aus.«
    Kurz schaute Clary an sich herunter. »Muss ich mich umziehen … meine Kampfmontur anlegen?«
    »Nein, nicht nötig. Bei dieser Art von Besorgung rechnen wir eigentlich nicht mit einem Kampf. Aber es ist nie verkehrt, gut vorbereitet zu sein. Ich hol dir schnell was aus der Waffenkammer«, erklärte Sebastian und verschwand ins Obergeschoss.
    Clary verfluchte sich innerlich, weil sie bei ihrem ersten Erkundungsgang die Waffenkammer nicht entdeckt hatte. Dort gab es bestimmt den ein oder anderen Hinweis darauf, was die beiden planten …
    Im nächsten Moment berührte Jace ihre Wange. Clary zuckte erschrocken zusammen – sie hatte seine Anwesenheit fast vergessen. »Bist du dir auch sicher, dass du wirklich mitwillst?«, fragte er.
    »Natürlich. Ich krieg hier in der Wohnung sonst noch ’nen Lagerkoller. Außerdem hast du mir beigebracht, wie man kämpft, also sollte ich das Gelernte auch mal anwenden.«
    Jace’ Lippen verzogen sich zu einem diabolischen Grinsen; dann streifte er Clarys Haare nach hinten und murmelte ihr etwas darüber ins Ohr, was sie sonst noch von ihm gelernt hatte und anwenden sollte. Er richtete sich erst wieder auf, als Sebastian zurückkehrte, der eine Jacke übergestreift hatte und einen Waffengurt in der Hand hielt. Ein Dolch steckte darin und eine Seraphklinge. Blitzschnell zog er Clary zu sich heran, wickelte den Gurt zweimal um ihre Taille und drückte ihn auf ihre Hüften hinunter. Clary war zu überrascht, um sich dagegen zu wehren, und Sebastian war schon fertig, bevor sie die Gelegenheit hatte, ihn wegzustoßen. Dann wandte er sich ab und ging zur Wand, wo die Umrisse einer Tür auftauchten – schimmernd wie ein Durchgang in einem Traum.
    Eine Sekunde später traten sie hinaus ins Freie.
    Ein sanftes Klopfen an der Tür der Bibliothek riss Maryse aus ihren Gedanken und sie schaute auf. Durch die Fensterscheiben sah sie einen stark bewölkten dunklen Himmel und die Tischleuchten mit den grünen Lampenschirmen warfen kleine Lichtinseln im ganzen Raum. Die Institutsleiterin konnte nicht sagen, wie lange sie schon an ihrem Schreibtisch gesessen hatte, aber die Tischfläche vor ihr war mit leeren Kaffeebechern förmlich übersät.
    Maryse erhob sich und rief: »Herein.«
    Die Tür wurde mit einem leisen Klicken geöffnet, doch ansonsten herrschte völlige Stille – kein Rascheln, keine Schritte. Einen Moment später schwebte eine Gestalt in einer pergamentfarbenen Robe in den

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