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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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dem Jace nach dir suchen wird.«
    »Und wohin … ?«, setzte Clary an, unterbrach sich aber, da ihr die Antwort dämmerte. An wen hatten sie sich jedes Mal gewandt, wenn sie in den vergangenen Wochen Hilfe gebraucht hatten?
    Inzwischen war der bröckelnde Gehweg der Greenpoint Avenue wie mit einer Schicht Puderzucker bestäubt. Vor ihrem Aufbruch hatte Jocelyn einen langen Mantel übergestreift, doch darunter trug sie noch immer die Sachen, die mit Lukes Blut getränkt waren. Sie hatte die Lippen zusammengekniffen und hielt den Blick fest auf die Straße geheftet. Clary fragte sich, ob ihre Mutter wohl ähnlich ausgesehen hatte, als sie Idris verließ: ihre Stiefel mit grauer Asche überzogen, der Engelskelch unter ihrem Mantel versteckt.
    Clary schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen. Offenbar ging ihre Fantasie mit ihr durch – sie sah Dinge, die sie gar nicht wissen konnte. Aber vielleicht versuchte ihr Verstand auch nur, die schrecklichen Bilder zu verdrängen, die sie kurz zuvor tatsächlich gesehen hatte.
    Plötzlich kam ihr Sebastians Anblick wieder in den Sinn, wie er Luke den Dolch in die Brust gerammt hatte, und sie hörte erneut Jace’ vertraute Stimme, als er von »Kollateralschäden« sprach.
    Denn wie bei vielen verlorenen Kostbarkeiten gilt auch in diesem Falle: Wenn ihr ihn wiederfindet, könnte euer Freund möglicherweise nicht mehr so sein, wie ihr ihn in Erinnerung habt.
    Jocelyn zitterte und schlug ihre Kapuze hoch, um ihre Haare zu bedecken. Weiße Schneeflocken hatten sich bereits in ihre leuchtend roten Locken gemischt. Sie blieb stumm, während sie durch die menschenleere Straße eilten, die von polnischen und russischen Restaurants, Friseurläden und Schönheitssalons gesäumt war.
    Plötzlich blitzte vor Clarys innerem Auge ein Bild auf – dieses Mal eine echte Erinnerung, kein Werk ihrer Fantasie: Ihre Mutter scheuchte sie mitten in der Nacht über eine dunkle Straße, an deren Rändern sich schmutzige Schneehaufen auftürmten. Dann ein niedriger grauer und bleierner Himmel …
    Sie hatte dieses Bild schon einmal gesehen … als die Brüder der Stille zum ersten Mal in ihrem Verstand herumgewühlt hatten. Jetzt begriff sie auch, worum es dabei ging: eine Erinnerung an die Zeit, als ihre Mutter sie regelmäßig zu Magnus gebracht hatte, um ihr Gedächtnis manipulieren zu lassen. Auch damals musste es tiefer Winter gewesen sein, aber Clary erkannte die Greenpoint Avenue aus ihrer Erinnerung wieder.
    Kurz darauf erhob sich vor ihnen das Lagergebäude aus rotem Backstein, in dem Magnus wohnte. Jocelyn drückte die Glastür auf und gemeinsam drängten sie sich in den übel riechenden Eingang, wobei Clary durch den Mund zu atmen versuchte, während ihre Mutter ein, zwei, drei Mal auf Magnus’ Klingel drückte. Schließlich sprang die Tür auf und sie eilten die wacklige Treppe hinauf.
    Die Wohnungstür stand weit offen und Magnus lehnte bereits wartend am Rahmen. Er trug einen kanariengelben Pyjama und grüne Pantoffeln mit Alien-Gesichtern, inklusive wippender insektenartiger Fühler. Seine stachligen schwarzen Haare waren zerzaust und seine goldgrünen Augen sahen müde aus. »Sankt Magnus’ Heim für bedürftige Schattenjäger in Not heißt euch willkommen«, sagte er zur Begrüßung mit tiefer Stimme und breitete die Arme aus. »Die Gästezimmer sind dort drüben. Schuhe abputzen nicht vergessen!« Dann trat er einen Schritt zurück, ließ Clary und Jocelyn ein und drückte die Wohnungstür hinter ihnen fest ins Schloss. Das Loft war dieses Mal in einer Art viktorianischem Dekor gehalten: Sofas mit hohen Rückenlehnen und große, vergoldete Spiegel an allen Wänden, während sich blütenförmige Lichterketten um die Metallsäulen wanden.
    Vor dem Hauptraum ging ein kleiner Flur ab, der zu drei Gästezimmern führte. Clary wählte willkürlich eines auf der rechten Seite. Der Raum war orangefarben gestrichen, genau wie ihr ehemaliges Zimmer in Park Slope, und verfügte über ein Schlafsofa und ein kleines Fenster, von dem man die dunklen Scheiben eines geschlossenen Restaurants sehen konnte. Miau Tse-tung lag zusammengerollt auf der Bettdecke, die Nase unter dem Schwanz vergraben. Clary setzte sich neben ihn, kraulte ihm die Ohren und spürte das wohlige Schnurren, das durch seinen kleinen, pelzigen Körper vibrierte. Während sie ihn streichelte, fiel ihr Blick auf den Ärmel ihres hastig übergestreiften Sweatshirts: Er war dunkel verfärbt und blutverkrustet. Lukes

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