City of Lost Souls
Lächeln zwar nicht, senkte aber die Lider und betrachtete ihn durch ihre dichten Wimpern. »Du bist gar nicht so übel«, bemerkte sie. »Wenn du willst, kann ich Maia ein paar Nettigkeiten über dich erzählen.«
»Nein, danke«, erwiderte Jordan, der sich nicht sicher war, was genau Izzy unter Nettigkeiten verstand, und es lieber nicht herausfinden wollte. »Aber es ist vollkommen normal, wenn man in schwierigen Zeiten mit dem Menschen zusammen sein möchte, den man … « Fast hätte er »liebt« gesagt, doch dann wurde ihm bewusst, dass Isabelle dieses Wort nicht benutzt hatte, und schwenkte rasch um: »… an dem einem was liegt. Allerdings glaub ich nicht, dass Simon weiß, was du für ihn empfindest.«
Isabelle riss die Augen auf und klimperte mit den Wimpern. »Spricht er denn manchmal von mir?«
»Er denkt, dass du wirklich stark bist«, erklärte Jordan. »Und dass du ihn überhaupt nicht brauchst. Ich glaube, er fühlt sich … irgendwie überflüssig in deinem Leben. Nach dem Motto: Was kann ich ihr schon geben, wenn sie bereits perfekt ist? Warum sollte sie einen Typen wie mich überhaupt wollen?« Jordan hielt inne. Eigentlich hatte er nicht so viel erzählen wollen, und außerdem war er sich nicht sicher, ob seine Worte nicht weniger auf Simon als vielmehr auf ihn und Maia gemünzt waren.
»Dann meinst du also, ich soll ihm sagen, was ich fühle?«, fragte Isabelle mit dünner Stimme.
»Ja. Definitiv. Sag ihm, was du für ihn empfindest.«
»Okay.« Isabelle schnappte sich die Tequila-Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. »Dann marschier ich jetzt sofort zu Clarys Haus und sag’s ihm.«
Ein leises Gefühl der Unruhe regte sich in Jordans Brust. »Das kannst du nicht machen. Es ist fast drei Uhr nachts … «
»Wenn ich bis morgen warte, verlier ich den Mut«, verkündete Isabelle in jenem vernünftigen Ton, den nur sehr Betrunkene anschlugen, und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Ich werd einfach da rübermarschieren und dann werd ich ans Fenster klopfen und ihm sagen, was ich für ihn empfinde.«
»Weißt du denn überhaupt, welches Fenster Clarys ist?«
Isabelle kniff die Augen leicht zusammen. »Hm, nein.«
Plötzlich zeichnete sich vor Jordans innerem Auge die schreckliche Vorstellung ab, wie eine betrunkene Isabelle Jocelyn und Luke aus dem Schlaf riss. »Dann lass es lieber, Isabelle.« Er beugte sich vor, um ihr den Tequila abzunehmen.
Doch Isabelle wandte sich mit der Flasche ruckartig von ihm ab. »Ich glaub, ich ändere gerade meine Meinung über dich«, stieß sie in leicht drohendem Ton hervor, der noch viel Furcht einflößender gewesen wäre, wenn sie Jordan dabei hätte ansehen können, ohne zu schielen. »Ich glaub, ich mag dich eigentlich gar nicht mehr.« Dann stand sie auf, starrte mit einem überraschten Ausdruck in den Augen auf ihre Füße – und kippte nach hinten.
Nur dank seiner blitzschnellen Reflexe gelang es Jordan, sie aufzufangen, bevor sie auf dem Boden aufschlug.
7 Durch der Nymphen Macht
Clary trank bereits ihre dritte Tasse Kaffee, als Simon endlich die Tür zu Taki’s aufdrückte und das Restaurant betrat. Er trug eine Jeans, eine rote Sweatshirtjacke – warum sollte er sich mit Wollmänteln herumschlagen, wenn er die Kälte doch nicht mehr spürte? – und schwere Lederstiefel. Als er sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte, drehten sich viele Köpfe nach ihm um. Simon hatte sich zu einem echten Hingucker entwickelt, seit Isabelle sich um seinen Kleidungsstil kümmerte, überlegte Clary, während er auf sie zukam.
Schneeflocken hingen in seinen braunen Haaren, aber während Alecs Wangen von der Kälte gerötet waren, wirkte Simons Gesicht unverändert bleich. Er rutschte auf die Sitzbank auf der gegenüberliegenden Tischseite und musterte Clary ruhig aus seinen funkelnden dunklen Augen. »Ihr habt mich gerufen?«, fragte er und ließ seine Stimme so tief wie Graf Dracula klingen.
»Genau genommen hab ich eine SMS geschickt«, erwiderte Clary, schob ihm die Speisekarte zu, aufgeklappt auf der Seite mit Vampirgerichten. Sie hatte schon zuvor einen Blick darauf geworfen, aber der Gedanke an Blutwurst und Blutshakes ließ sie schaudern. »Hoffentlich hab ich dich nicht geweckt«, fügte sie hinzu.
»Nein, nein«, winkte Simon ab. »Du glaubst nicht, wo ich gerade herkomme … « Er verstummte, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. »Hey.« Unvermittelt waren seine Finger unter ihrem Kinn und hoben Clarys Kopf an. Das
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