City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen
Jahrzehntelang. Im Grunde waren sie alle seiner niemals würdig gewesen. Sie hatten vergessen, was sie waren – oder vielleicht hatten sie es auch niemals verstanden. Doch er wusste, was er war. Und am Ende würden sie vor ihm niederknien. Einer nach dem anderen. Sie würden um ihr Leben betteln. Würde er es ihnen gewähren? Vielleicht. Das käme darauf an, ob sie sich unterordnen würden. Aber Janus – nein, Janus würde den Tod finden, so oder so. Er würde ihn zerquetschen wie ein Insekt.
Er lachte in sich hinein, still und grausam. Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint und ihm eine Chance gegeben, die er zu nutzen verstanden hatte.
Seine Domäne war frei von den störenden Eindrücken der Welt. Es war so stockfinster, dass der Schatten hier überall war. Der nasse Atem seiner letzten Beute war der einzige Laut in der pechschwarzen Stille.
„Bitte“, hörte er sie sagen, als er sich ihr wieder näherte. Ihr nackter Körper war übersät von Bisswunden. Dort, wo er seine Gier gestillt und seine Dunkelheit hinterlassen hatte. Ihre blonden Haare waren bereits verkrustet mit ihrem eigenen Blut und dem Dreck des Untergrunds. „Bitte nicht.“
Ihr Elend steigerte seine Ekstase ins Unermessliche. Der Schatten schlug seine Fangzähne in ihren Oberschenkel und begann zu trinken, wäh rend sie unter Qualen aufschrie, bis sie das Bewusstsein verlor.
Gesättigt dachte er an die andere. Eine Detektivin war sie. Und wunderschön, das musste er zugeben. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er sie vielleicht verwandeln sollte … aber nein. Janus war offensichtlich ganz vernarrt in sie, das konnte er beobachten, und das war Grund genug, sie zu töten! Es würde ihm sogar eine ganz besondere Freude sein. Und er würde Janus dabei zusehen lassen, wie sie starb.
Tatsächlich war es ein genialer Schachzug gewesen, diesen Auftragskiller zu engagieren. Ein grausames, stolzes Grinsen umspielte seine Lippen. Er hatte Janus die ganze Zeit beobachtet und er wusste, wie sehr es ihn verwirrt hatte, dass der Mörder seiner menschlichen Grußkarte – dem Callgirl – ein Mensch gewesen war. Ja, das war ein Spaß! Wie langweilig wäre es doch gewesen, sich sofort zu erkennen zu geben. So war die Sache viel spannender.
Und dieser armselige Mensch, dieser Killer , hatte doch tatsächlich geglaubt, ihm überlegen zu sein! Er hatte sich für so unglaublich stark gehalten. Dabei war er doch bloß ein Mensch. Jämmerlich, klein und sterblich. Niemand würde mehr seine Pläne durchkreuzen! Jeden, der es versuchte, würde er vernichten. Mittlerweile dürfte Janus auch erfahren haben, dass der Mann, der ihm die Polizei auf den Hals gehetzt hatte, ebenfalls tot war. Und vielleicht, vielleicht wusste er ja sogar mittlerweile, wer ihn getötet hatte. Vielleicht erfuhr er es durch seine kleine Detektivin. Er hoffte es – zu schön war es, sich den Ausdruck des Schreckens auf Janus Gesicht auszumalen, wenn ihm klar wurde, dass er es war.
Er brauchte nur noch ein klein wenig Geduld. Janus war der Anfa ng. Mit ihm begann seine Rache.
Bald schon würden sie alle bereuen, sich jemals gegen ihn gewandt zu haben.
Kapitel 20
Janus und Lara schoben Renaulds Leichnam zurück in die Kammer und verließen die Rechtsmedizin. Janus wollte nicht darüber reden, nicht jetzt, nicht an diesem Ort. Sein Gesicht wirkte wie in Stein gemeißelt, während er seine Gefühle zu verbergen suchte; schweigend fuhren sie zu ihm nach Hause. Erst als er die Wohnungstür hinter ihnen geschlossen hatte, ließ seine Anspannung ein wenig nach. Er ging in die Küche und kehrte mit zwei Gläsern und einer Flasche Wodka zurück. Er goss ihnen beiden einen ordentlichen Schluck ein, nahm die Gläser wieder auf und reichte eines an Lara weiter. Sie nahm es entgegen, verzog aber den Mund. „Ist das dein Ernst? Wodka?“
„Mein voller Ernst “, sagte Janus. „Trink, du wirst es brauchen.“ Lara zuckte mit den Schultern, schloss die Augen und nahm einen großen Schluck. „Bah, also mein Getränk wird das nicht.“ Sie ließ sich in den bequemen Sessel fallen. „Und jetzt verrate mir bitte, was los ist.“
„In Ordnung.“ Auch Janus setzte sich. Gedankenverloren ließ er den Wodka in seinem Glas kreisen. „Der Vampir, der das getan hat – sein Name ist Skolgar. Er ist sehr alt, älter als ich. Und … er ist böse.“ Er lachte bitter. „Skolgar bedient nun wirklich alle Klischees über böse Vampire, die es gibt auf der Welt.“
„Was macht dich
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