City Vampire - Nacht ueber New York
eigene Moral.“
„ Können Sie sich denn vorstellen, wer in den Besitz dieses Wissens gelangt ist – außerhalb des Ordens?“, fragte David.
Der Professor raufte sich die Haare. „Ich habe keine Ahnung. Wir sind sehr diskret – ich nehme an, Sie haben von mir nicht über das Internet oder aus dem Telefonbuch erfahren.“
Maggie verkniff sich ein Grinsen. Nein – das hatten sie in der Tat nicht.
„ Ich werde Ihnen behilflich sein, wo ich nur kann“, sagte Professor Cramer nun. „Ich werde mich umhören. Es ist schrecklich, was da passiert.“
Maggie glaubte ihm. Sie hatte ein feines Gespür für die Menschen und dafür, wenn jemand log. Er tat es ihrer Ansicht nach nicht. Sie sah zu ihrem Kollegen hinüber und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Aber auch David schien in Bezug auf den Professor vorerst zufrieden gestellt zu sein und stand von seinem Stuhl auf. Über Quentin Lake hingegen würden sie später freilich noch sprechen.
„ Vielen Dank für Ihre Zeit, Professor.“ David zog eine Karte aus seiner Jackentasche und reichte sie dem älteren Mann. „Rufen Sie an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.“
„ Das werde ich tun“, versprach der Professor.
Auch Maggie stand auf und wollte sich schon umdrehen, als ihr noch etwas einfiel. „Da gibt es noch etwas“, sagte sie, „wir brauchen eine Liste aller ihrer Mitglieder.“
Professor Cramer presste die Lippen aufeinander. „Wir sind eine geheime Organisation – ist das wirklich nötig?“
„ Wir ermitteln hier in drei Mordfällen, Professor. Ja, es ist nötig. Wir können auch einen Gerichtsbeschluss besorgen, wenn Ihnen das lieber ist.“
„ Nein, schon gut“, lenkte Cramer ein und ließ die Schultern hängen. „Ich lasse sie Ihnen zukommen. Aber bitte seien Sie diskret.“
„ Natürlich.“ Maggie warf noch einen letzten, misstrauischen Blick auf Quentin Lake, der zusammengesunken und still auf seinem Stuhl gesessen hatte. Dann verließen sie und David Cramers Büro.
„ Ich glaube, er sagt die Wahrheit“, spekulierte Maggie auf dem Weg zurück zum Wagen. „Ich finde ihn eigentlich sogar recht sympathisch. Ich denke nicht, dass er etwas mit den Morden zu tun hat. Sein Assistent allerdings…“
„ Ich weiß, was du meinst“, bestätigte David beim Einsteigen. „Komischer Typ. Wir sollten ihn uns mal genauer anschauen.“
„ Ja, das sollten wir.“ Das Klingeln von Maggies Handy riss sie aus ihren Überlegungen. Sie schaute auf das Display. Scott! „Oh Mann“, sagte sie nur und warf David einen vielsagenden Blick zu. Dann hob sie ab.
„ Hallo, Scott.“
„ Maggie… Ich habe gar nichts mehr von dir gehört seit unserem letzten Treffen.“
Maggie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
„ Ich… ich hatte über vieles nachzudenken“, sagte sie schließlich nach einer Pause.
„ Ich weiß. Können wir uns nicht treffen? Lass uns einen Kaffee trinken gehen, okay?“
Maggie rang mit sich. Das war nicht die Art von Gespräch, die man am Telefon führen sollte – aber ihr war auch nicht danach zumute, Scott noch einmal wieder zu sehen. Der Abend mit Aleksay in der Oper hatte ihr die Augen geöffnet. Er war es, er ganz allein, den sie wollte. Er würde sie sicher nicht belügen und hinhalten, so wie Scott es getan hatte.
„ Ich halte das für keine gute Idee, Scott“, sagte sie dann. „Es würde nichts ändern. Du hast mir einfach zu oft wehgetan und ich würde dir niemals wieder vertrauen können.“
„ Aber Maggie…“ Scotts Stimme nahm einen flehenden Ton an. „Bitte hab doch Verständnis… Es ging nicht anders.“
„ Ich habe viel zu lange Verständnis gehabt“, sagte sie fest entschlossen. „Es ist zu spät. Leb wohl, Scott.“ Maggie legte auf und saß noch einen Moment lang wie erstarrt auf dem Beifahrersitz. Sie fühlte sich so frei wie seit langem nicht mehr. Wie lange hatte sie sich gewünscht, die Stärke zu besitzen, um ihm das zu sagen? Und jetzt, da es raus war, war das Gefühl der Erleichterung fast überwältigend. Lächelnd drehte sie sich zu David um, der nur einzelne Wortfetzen mitbekommen hatte und sie fragend ansah.
„ Alles okay?“, wollte er besorgt wissen.
„ Bestens“, sagte Maggie, und sie meinte es ehrlich.
Kapitel 17
Maggie saß an ihrem Schreibtisch und grübelte über den Akten zu den drei Mordfällen. Man hatte keinerlei Unterlagen über geheime Orden oder dergleichen bei den Opfern gefunden. Sie brauchte einen Beweis, dass Novi Scientiam
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