Claifex: Nefilim KI
bestellten bei Zweiundvierzig eine reichliche Mahlzeit für zwei. In meiner Kabine duschte ich umständlich, da ich die Wunde schonen musste, und zog anschließend frische Kleidung an. Ich fand eine Hose, die über das Exoskelett passte. Dann kam Zweiundvierzig und servierte einen heißen Gemüseeintopf, der auf seinem Wochenplan für heute angesagt war.
»Seit wann planst du das Essen im Voraus, Zweiundvierzig?«, fragte ich ihn verdutzt.
»Unser anhaltender Aufenthalt fern von Versorgungsmöglichkeiten sowie die Tatsache, dass wir für mehr Personen als ursprünglich geplant ausreichend Nahrung bereithalten müssen, macht eine vorausschauende Gestaltung der Nahrungszubereitung zu einer empfehlenswerten Handlungsweise.«
»Hm, das klingt vernünftig. Ist genug Essen für die Kalimbari an Bord? Was verzehren die eigentlich?«
»Bei sinnvoller Rationierung sind ausreichend Vorräte vorhanden, da Kalimbari scheinbar bis auf ein paar Kleinigkeiten alles, was auch Menschen zu sich nehmen, essen können.«
»Gut. Danke, Zweiundvierzig.«
Der Gaia verabschiedete sich und wünschte uns einen guten Appetit. Er tat es jedes Mal mit denselben Worten und der exakt gleichen Betonung. Verlässlich. Programmiert. Synthetisch.
Susannah probierte ein paar Löffel voll. »Der Eintopf ist lecker.«
»Rezept von meiner Oma. Ich habe den Robotern alle Rezepte von ihr eingegeben. Sie fragen jedes Mal, wenn eine der Zutaten nicht vorhanden ist, was sie nun machen sollen. Kein bisschen kreativ.«
»Es sind letztlich nur hochentwickelte Maschinen. Einer unserer Mitarbeiter auf Sol IV hat an einem Algorithmus gearbeitet, der den Geschmackssinn verbessert. Das sollte die Verwendbarkeit in der Gastronomie verbessern, was sich viele unserer Kunden von uns gewünscht hatten. Immer wenn wir dachten, jetzt funktioniert es, braute und mischte unser Test-Gaia wieder etwas zusammen, dass niemand genießen konnte, für ihn aber wohlschmeckend war. Es war einfach fürchterlich.«
Wir unterhielten uns noch ein bisschen über verunglückte Kochrezepte und aßen den Gemüseeintopf auf. Dann rief ich Sargon über das Interkom.
»Wir treffen uns in fünf Minuten zur Besprechung über unser weiteres Vorgehen auf dem Aussichtsdeck.«
»In Ordnung. Ich habe da schon etwas herausgefunden, aber das können wir auch gleich besprechen.«
Ein paar Minuten später saßen wir alle um den großen runden Tisch in der Mitte des Aussichtsdecks, wobei Sargon sich einfach auf den Boden gesetzt hatte. Er überragte uns damit immer noch ein kleines Stück, aber so mussten wir nicht nach oben starren, wenn wir mit ihm sprachen.
Sieraa sah ich nun zum ersten Mal in Ruhe und war überrascht, wie menschlich sie wirkte. Trotz ihrer fremdartigen Physiognomie sah sie mit ihrem langen schwarzen Haar, das in vielen dicken Zöpfen geflochten war und ihrer auch für menschliche Begriffe guten Figur, recht attraktiv aus. Ich musste feststellen, dass die Kalimbari ungeachtet ihrer eher katzenhaften Erscheinung mehr Ähnlichkeiten mit den Menschen aufwiesen, als viele andere Spezies, von den Lukrutanern mal abgesehen. Möglicherweise das Resultat einer weitestgehend konvergenten Evolution. Oder Zufall.
»Ich habe eine Weile gebraucht, aber nun bin ich sicher. Dies sind die Koordinaten«, sagte Sieraa und stellte einen tragbaren Holoprojektor auf den Tisch, um den sie mich zuvor gebeten hatte.
Sie nahm Verbindung zur Sphäre auf und gab die Koordinaten in das zentrale Kartenverzeichnis der Sphäre ein. Statt der üblichen dreidimensionalen Darstellung des Zielortes erschien jedoch ein großes rotes Dreieck mit drei Punkten darin – das Symbol der Claifex, regiert von den Großen Drei im Motaxun-System. Eine blinkende Textansage verbot den Zugriff auf die Daten.
»Aha. Die Claifex zensiert einen öffentlichen Zugang zu den Informationen«, sagte ich, dann meldete sich Sargon zu Wort.
»Ich kenne diesen Ort. Hier fand eine Schlacht zwischen der Claifex und den terranischen Streitkräften statt, eine der Letzten, kurz vor Ende des Krieges. Es sollte sich dort ein ausgedehntes Trümmerfeld befinden. Die Claifex riegelt das Gebiet mit automatisierten Sonden sehr erfolgreich ab.«
Ich sah die Kalimbari an. »Ich kann nicht für euch beide sprechen, aber wir müssen da rein. Möglichst ohne weitere Verzögerung, daher biete ich euch jetzt die Chance, das Schiff zu verlassen. Wir könnten eine entlegene Handelsstation oder Ähnliches ansteuern, wo ihr von Bord gehen
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