Clancy, Tom
nähern
uns Hayatabad, nicht wahr?«, erkundigte sich Chavez.
»Gutes
Auge. Ja, Sie haben recht. Wir sind noch etwa dreieinhalb Kilometer entfernt.
Das da vorn ist die Gul Mohär Lane.«
Plötzlich
überquerte das Moped, von links her kommend, zwei Spuren, um in letzter
Sekunde doch noch die Ausfahrt zu erwischen. Embling, der bisher schon auf der
äußerst rechten Spur gefahren war, betätigte einfach den Blinker und folgte
ihm.
In den nächsten zwanzig Minuten schlug der Mopedfahrer eine
Route ein, die eindeutig potenzielle Verfolger abschütteln oder in die Irre
führen sollte. Dies machte er ziemlich gut, wie Clark zugeben musste. Sie
fuhren an der Universität von Peshawar, dem Touristenbüro und dem Britischen
Friedhof vorbei. Schließlich nahm er die Pajjagi Road in Richtung Norden, ließ
den Peshawar-Golfklub rechts liegen und überquerte erneut den Kabul-Kanal.
Bald waren
sie in den Außenbezirken der Stadt angelangt. Links und rechts tauchten die
ersten grünen Bewässerungsfelder auf. Embling ließ sich zurückfallen, bis der
Mopedfahrer vor ihnen nur noch ein hellgelber Fleck war.
Nach zehn
Kilometern bog er nach Westen ab und folgte einer kurvigen, von Bäumen
eingefassten Straße, um am Ende in einer engen Zufahrt zu verschwinden. Embling
fuhr noch ein paar hundert Meter weiter, drehte dann um und machte den Motor
aus. Sie warteten. Es war still. So weit außerhalb der Stadt gab es keinen Verkehrslärm
mehr. Die Minuten verrannen. Schließlich war eine halbe Stunde vergangen.
Plötzlich
war das knatternde Geräusch eines Mopedmotors zu hören. Embling ließ den Wagen
an und trat aufs Gas.
Nach einem
halben Kilometer bogen sie in einen leicht abschüssigen Feldweg ein, den sie
entlangfuhren, bis die Hauptstraße durch das Rückfenster kaum noch zu sehen
war. Vor ihnen lag eine alte Scheune, deren Dach teilweise eingestürzt war.
Chavez drehte sich in seinem Sitz um. Einen Augenblick später huschte auf der
Straße oben das Moped vorbei. »Und jetzt, John?«
»Wir
lassen ihn fahren. Ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir suchen. Wenn der
Junge jetzt zum Abholbriefkasten fährt, wird er bald genug zurückkommen.«
Tatsächlich
sahen sie ihn vierzig Minuten später an ihrem Feldweg vorbeifahren. Kurz darauf
verstummte das Motorengeräusch.
»Ich bin
der Ansicht, dass Ihre Jagd erfolgreich war«, sagte Embling.
Clark
nickte. »Fahren wir vorbei und schauen, ob wir etwas erkennen können.«
Eine Stunde später saßen Clark und Chavez in Emblings Haus und
nippten an ihrem Tee, während der Hausherr in einem maschinengewehrartigen Urdu
drei Telefongespräche führte. Er legte auf und sagte: »Es ist ein privates
Sicherheitsunternehmen.«
Als sie an
der Zufahrt vorbeigekommen waren, hatten sie vor einem zweistöckigen Bauernhaus
einen weißen Lieferwagen mit einer rotweißen Firmenaufschrift stehen sehen,
nach dem sich Embling jetzt erkundigt hatte.
»Den Namen
des Kunden konnte ich jedoch nicht herausfinden. Er hat die Firma erst vor
Kurzem beauftragt. Letzte Woche, um genau zu sein. Zwei Mann pro Schicht
bewachen ihn jetzt rund um die Uhr.«
Clark blickte
auf die Uhr. In fünf Stunden wurde es dunkel. Er schaute Chavez an, der jedoch
die Gedanken seines Partners bereits erraten hatte. »Holen wir ihn uns.«
»Nigel,
ich fürchte, dass Sie keine Waffen für uns haben?«
»Sie
fürchten zu Unrecht - ich habe ein beeindruckendes Sortiment.«
Z wei
Stunden nach Sonnenuntergang bog Clark mit Emblings Honda in den Feldweg zur
verlassenen Scheune ein. Er schaltete in den Leerlauf, machte den Motor aus
und ließ den Wagen in den Schatten der Scheune hinunterrollen. Als das Auto
anhielt, schaltete er in die Parkstellung, Chavez machte das Deckenlicht aus
und sie stiegen aus.
Was sein
Sortiment an Waffen anging, die in einem alten Überseekoffer in seinem Schrank
ruhten, hatte Nigel nicht übertrieben. Sie entschieden sich für ein Paar schallgedämpfte
SIG Sauer P226, Kaliber 9 mm Parabellum, die Standardausrüstung des britischen
SAS. Sie beide hatten viele Stunden mit der P226 auf dem Schießstand geübt.
Embling gab beiden noch einen ledernen Schlagstock mit einer eingenähten
Bleikugel mit. »Vielleicht sind Sie ja einmal gnädig gestimmt«, meinte er mit
einem Lächeln.
Jetzt
flüsterte Chavez: »Wie gehen wir vor?«
»Wahrscheinlich
hält ein Mann draußen Wache, ob nun in Bewegung oder stationär, während sich
der andere Wachmann drinnen aufhält. Wir schalten zuerst den
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