Clancy, Tom
an einem langen Handgriff.
Dann
erschien der Wärter wieder unter dem Fahrerfenster.
»Bitte
steigen Sie aus.« Weaver stieg aus. Der Wärter prüfte noch einmal Weavers
Kennkarte und brauchte gut und gern zehn Sekunden, bis er überzeugt war, dass
Foto und Gesicht übereinstimmten. »Bitte stellen Sie sich neben das
Wärterhaus.«
Weaver
befolgte den Befehl; der Wärter stieg in die Truckkabine und durchsuchte sie
zwei Minuten lang, bis er endlich wieder ausstieg und Weaver die Kennkarte
zurückgab.
»Dock
Nummer vier. Man wird Sie einweisen. Höchstgeschwindigkeit ist zehn Meilen in
der Stunde.«
»In
Ordnung.«
Weaver
stieg wieder in die Kabine und ließ den Motor an. Der Wärter hob ein Funkgerät
an den Mund und sagte etwas. Einen Augenblick später versanken die Betonpolier
im Boden. Der Wärter winkte Weaver durchzufahren.
Dock 4 war
nur hundert Meter entfernt, an der Rückseite der Anlage. Auf halber Strecke
stand ein Mann in Overall und mit Schutzhelm, der ihn weiterwinkte. Weaver fuhr
vor und rangierte dann den Truck rückwärts an das Dock. Er schaltete den Motor
aus.
Der
Dock-Vorarbeiter kam zur Fahrertür. »Sie können im Aufenthaltsraum warten, wenn
Sie wollen. Wir brauchen ungefähr eine Stunde.«
Tatsächlich
brauchten sie fast neunzig Minuten. Im Training hatte Weaver bisher nur Fotos
von dem Ding zu sehen bekommen. Er und die anderen Fahrer hatten ihm den
Spitznamen »King Kongs Hantel« verpasst, aber die Leute vom Energieministerium
hatten keine Mühen gescheut, ihnen alle wichtigen Einzelheiten einzutrichtern.
Offiziell wurde das Ding als »GA-4 Legal Weight Truck (LWT) Spent Fuel Cask«
bezeichnet, also als Behälter, in dem unter Verwendung von Lastwagen mit bestimmtem
zulässigem Gesamtgewicht ausgebrannte Brennstäbe transportiert werden konnten.
Der Behälter war ein eindrucksvolles Stück Ingenieurskunst. Wieso die Fahrer
auf die Idee gekommen waren, den Behälter mit einer Hantel zu vergleichen,
wusste Weaver nicht, aber er nahm an, dass es vielleicht etwas mit der Widerstandsfähigkeit
zu tun hatte. Den Ausbildern zufolge hatten die Konstrukteure den Behälter
jeder denkbaren Zerreißprobe unterzogen, ihn aus beträchlicher Höhe fallen
lassen, angezündet, beschossen und ins Wasser getaucht. Für jede Tonne Atommüll
- Brennelemente entweder aus Druckwasser- oder aus Siedewasserreaktoren -
wurden vier Tonnen Schutzmaterial für die Hülle des GA-4 verwendet.
Verdammt,
dachte Weaver, in das Ding kam man nicht rein, und man konnte es auch nicht
klauen, es sei denn, man hatte einen Truck, einen Kran oder vielleicht auch
einen Schwerlast-Hubschrauber zur Verfügung. Das wäre dann so ähnlich wie die
Idioten, die man manchmal im Fernsehen sah und die einen Geldautomaten mit
einer Kette an ein Auto banden, ihn aus der Verankerung rissen, wegschleppten
und dann doch irgendwo liegen lassen mussten, weil sie ihn nicht knacken
konnten.
»Hab noch
nie einen aus der Nähe gesehen«, sagte Weaver zum Vorarbeiter.
»Sieht aus
wie in einem Science-Fiction-Film, stimmt's?«
»Ja, so
kommt's einem vor.«
Um den
Vorschriften Genüge zu tun, gingen die beiden um die gesamte Ladepritsche
herum und checkten die einzelnen Punkte, die auf ihren Formularen standen, wie
vor dem Start eines Flugzeugs. Sämtliche Halteketten waren neu und in der
Fabrik einer Zerreißprobe unterzogen worden, genau wie die Ratschen an den
Zurrgurten und Ketten, die alle mit Zweifach-Vorhängeschlössern gesichert
waren. Endlich waren sie überzeugt, dass der Behälter nicht von der Pritsche
fallen konnte. Weaver und der Vorarbeiter unterschrieben die Formulare jeweils
zweifach; jeder erhielt ein Exemplar.
Schließlich
winkte Weaver dem Vorarbeiter zum Abschied zu und stieg in die Kabine. Er
schaltete den Motor an, fuhr das GPS-Navigationssystem hoch, das auf dem
Armaturenbrett befestigt war, und wählte auf dem Touchscreen-Menü seine Route
aus. Das Nävi war vom Energieministerium mit Dutzenden möglicher Fahrtrouten
vorprogrammiert worden. Noch so eine Sicherheitsmaßnahme, hatte man ihm
erklärt: Die Fahrer erhielten erst dann Zugriff auf die Routen, wenn sie
startklar in der Einrichtung standen, von der sie ihre Ladung abholten.
Die Route
erschien auf dem Bildschirm als rote Linie, die sich über eine Karte der
Vereinigten Staaten erstreckte. Nicht schlecht, dachte Weaver. Die Route verlief
meist auf großen Highways. Insgesamt rund 2 600 Kilometer. Vier Tage Fahrt.
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