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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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über
den Parkplatz zur Lobby des Motels.
    Sechzig
Meter entfernt hatte währenddessen ein dunkelblauer Chrysler 300 auf einem
Pkw-Parkplatz angehalten. Auf dem Vordersitz hob ein Mann ein Fernglas an die
Augen und beobachtete Weaver, der gerade durch die Schwingtür zur Rezeption
ging.
     
    Kersen Kaseke schaltete, wie er es in den letzten beiden Wochen viermal täglich getan
hatte, seinen Laptop an, öffnete den Webbrowser und ging auf die Website des Online -Archivs. Er war überrascht, eine Datei in seiner Inbox zu finden, das JPEG-Bild eines Vogels -
vielleicht war es ein Blauhäher. Er lud das Bild in den Download-Ordner seiner
Festplatte herunter, löschte es aus dem Online-Archiv und schloss den
Webbrowser wieder.
    Dann
öffnete er die Bilddatei, klickte sie mit der rechten Maustaste an und wählte
die Option »Öffnen mit ... Image Magnifier«. Fünf Sekunden später erschien ein
Fenster mit dem Bild des Blauhähers. Das Bild wechselte von Farbe zu
Schwarz-Weiß und wurde körnig. Langsam zuerst, dann immer schneller,
verschwanden einzelne Pixelgruppen. Nach dreißig Sekunden blieben nur noch zwei
Zeilen alphanumerischer Zeichenpaare - 168 Stück insgesamt. Kaseke
doppelklickte auf den Einwegschlüssel für heute und öffnete ihn. Die
Entschlüsselung war mühsam und dauerte fast zehn Minuten, aber danach hatte er
einen Text vor sich:
     
    Sonntag, 8.50 Uhr
    Open
Heart Congregational Church
     
    Eine christliche Kirche, dachte Kaseke. Viel besser als
eine Bibliothek oder gar eine Schule. Er wusste, wo sich die Kirche befand, und
vermutete, dass dort, wie in den meisten Kirchen Waterloos, am Vormittag
mehrere Gottesdienste stattfinden würden. Kurz vor 9.00 Uhr würden die Menschen
gerade den ersten Gottesdienst verlassen, während die Teilnehmer des zweiten
schon ankamen. Die Gemeindemitglieder brauchten ja ein paar Minuten, um ihre
Sachen zu nehmen und hinauszugehen ... Während seiner anfänglichen Erkundung
hatte er sich das Kommen und Gehen der Gemeindemitglieder angesehen. Sie
standen gern zwischen den Gottesdiensten vor der Kirche herum, schüttelten sich
die Hände, lachten und redeten über dies und das. Was für eine Frivolität! Was
hier als Anbetung Gottes galt, war eine Schande.
    8.50 Uhr. Ja, das war der perfekte Zeitpunkt. Auf der
Eingangstreppe und dem Bürgersteig würden hundert oder mehr Menschen stehen. Es
würden allerdings auch Kinder dabei sein, und das gefiel Kaseke nicht besonders,
aber Allah würde ihm vergeben. Einige wenige zu opfern, um einem höheren Ziel
zu dienen, war gerechtfertigt.
    Es war
jetzt Freitagabend. Er würde den größten Teil des Samstags die Örtlichkeiten
auskundschaften und am Samstagabend das Gerät überprüfen. Das würde, wie er
wusste, nicht lange dauern. Seine Aufgabe war einfach: das Gerät abstellen, den
Zeitschalter einstellen, weggehen und einen guten Beobachtungspunkt finden, um
den Ablauf zu beobachten.
     
     
    Das Feuer ist großartig, dachte
Shasif Hadi. Selbst aus einer Entfernung von fünf Kilometern leuchtete der
Himmel über den Baumwipfeln fast so hell wie von der Sonne bestrahlt. Und dann
waren auch noch die Explosionen zu hören und zu sehen gewesen - riesige Flammenpilze
und aufwallende schwarze Rauchwolken, die lautlos in den dunklen Himmel
stiegen. Nur Sekunden später folgte ein Donnergrollen, das so mächtig war, dass
Hadi spürte, wie es sich durch den Straßenbelag fortsetzte, durch die Reifen
und die Karosserie seines Autos lief und schließlich den Sitz beben ließ, auf
dem er saß. Durch uns vier, dachte
Hadi, hat Allahs Hand der Raffinerie den
Todesstoß versetzt.
    Nachdem
sie die Sprengsätze angebracht hatten, waren sie einzeln an der Pipeline
entlang zu der Baumgruppe zurückgegangen, an der sie ihre Overalls angezogen
hatten. Ohne weitere Anweisungen zu geben, hatte Ibrahim plötzlich »Lauft!«
befohlen und war sofort davongerannt. Sie waren noch 200 Meter vom Viehgatter
entfernt gewesen, als die erste Ladung explodierte.
    Gebannt
hatte Hadi verfolgt, wie die hintereinander geschalteten Ladungen an den
Ventilen der Pipeline hochgegangen waren, gefolgt von der stärkeren Hauptladung.
Danach war knapp zwei Minuten lang nichts mehr geschehen, vom Aufheulen der
Alarmsirenen in der Raffinerie abgesehen. Die Notfallteams hatten wahrscheinlich
gerade die zerstörte Pipeline erreicht, als die letzte Ladung hochging und sich
das Ethanol wie eine Flutwelle in die Raffinerie ergoss. Diese Männer waren
vermutlich sofort getötet

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