Clancy, Tom
diesem
Moment zu interessieren hat. Verstehst du, was ich sagen will?«
Jack
nickte. »Ja, ich glaube schon.« Während die reale Welt üblicherweise in
Grautönen gehalten war, gab es im Augenblick der Wahrheit nur noch Raum für
Schwarz und Weiß. Jack lächelte und prostete Clark mit seiner Kaffeetasse zu.
»Du bist ein weiser Mann, John.«
»Danke.
Das bringt das Alter zuweilen mit sich. Oder so sollte es zumindest sein. Es
gibt jedoch immer Ausnahmen von dieser Regel. Dein Dad zum Beispiel. Der ist
viel klüger, als er von seinem Alter her eigentlich sein dürfte. Ich wusste das
von dem Augenblick an, als ich ihn kennenlernte.«
»Mein
Gott, wann war das?«
»Netter
Versuch, Jack. Hast du schon mit ihm gesprochen?«
Ȇber den
Campus? Ja, als wir zusammen von Andrews zurückfuhren. Zuerst war er zwar
stinksauer, aber dann hat er es viel besser verdaut, als ich erwartet hatte.«
»Lass mich
raten: Er selbst möchte es deiner Mutter beibringen?«
Jack
nickte. »Und unter uns, ich bin darüber verdammt froh. Mein Dad ist ein harter
Hund, aber meine Mom ... Sie hat da diesen Blick - diesen Blick, den dir nur
deine Mutter zuwerfen kann, verstehst du, was ich meine?«
»Durchaus.«
Sie saßen
eine Weile schweigend da und schlürften ihren Kaffee. »Ich muss immer an Dom
denken«, sagte Jack plötzlich.
»Er kommt
da schon wieder raus. Außer vielleicht für dich, war für ihn die Umstellung auf
den Campus am schwersten. Er wurde von einem honorigen FBI-Beamten zu einem
frei schwebenden Geheimagenten. Er kam von einer Behörde, die immer strikt nach
Regeln und Regularien agiert, in ein getürktes Wertpapierhaus, das außerhalb
von Recht und Gesetz Schurken jagt. Und jetzt noch diese Sache mit Brian ...«
Clark zuckte die Achseln. »Wie immer man es auch betrachtet, es ist ein Scheiß-Geschäft.«
»Ich
überlege mir nur, ob es nicht vielleicht zu früh für ihn ist, wieder in den
Einsatz zu gehen.«
»Ding
glaubt das nicht, und das genügt mir. Gerry im Übrigen auch. Außerdem sind wir
jetzt nur noch zu viert, und wir müssen einen Haufen Felder beackern.« Clark
lächelte. »Denk immer daran, mit wem er unterwegs ist. Ich habe dem Jungen
meine Tochter anvertraut, Jack, und es nie bereut. Er sorgt schon dafür, dass
Dom das übersteht.«
Obwohl
durch 600 Kilometer voneinander getrennt, hatten Raharjo Pranata und Kersen
Kaseke in den letzten Wochen fast denselben Tagesablauf gehabt: zur Schule
gehen, keine Aufmerksamkeit erregen und auf Anweisungen warten. Pranatas
Instruktionen waren nur wenige Stunden nach Kasekes letztem planmäßigem Login
des Tages gekommen. Er war so überrascht, die Datei in seiner Inbox zu sehen,
dass er den ersten Entschlüsselungsversuch vermasselte.
Der Ort,
den sie für ihn ausgesucht hatten, lag nur anderthalb Kilometer von seiner
Wohnung entfernt. Er war fast jeden Tag daran vorbeigekommen. Als Ziel war er
geradezu ideal: groß genug für mehrere Hundert Menschen, aber auf allen Seiten
von Gebäuden begrenzt. Auch die Uhr zeit war gut gewählt. Pranata hatte die Ankündigungen
für das Ereignis in der ganzen Stadt gesehen, obwohl er sie nicht genau
verstanden hatte. Irgendeine Einweihung - eine Statue, ein Brunnen oder etwas
in der Art. Belanglos.
Von den
drei Zielen, auf die er sich hatte vorbereiten sollen, bot dieses die größte
Wahrscheinlichkeit einer hohen Opferzahl. Wie sagten die Amerikaner doch - eine
richtige Truthahnjagd?
Die
Karten, die er für die Vorbereitung benutzt hatte, waren leicht zu beschaffen
gewesen, mehrere davon sogar im örtlichen Fremdenverkehrsbüro. Die topografische
Karte hatte er von einer beliebten Website für Wanderer heruntergeladen. Die
Wanderwege interessierten ihn zwar nicht, aber Höhen und Entfernungen waren
deutlich angegeben, und ein Spaziergang durch die Stadt mit seinem tragbaren
GPS-Gerät hatte bestätigt, dass die Karte verlässlich war.
Als er
sich sicher gewesen war, alle notwendigen Daten zu haben, hatte er die Zahlen
einfach in die passenden Gleichungen eingegeben und die Einstellungen erhalten.
Jetzt kam
der schwierige Teil: das Warten. Er würde sich die Zeit verkürzen, indem er das
Auf- und Abbauen seiner Ausrüstung übte.
Musas zweiter Reisetag war ziemlich kurz; die Fahrt
führte von Toppenish, Washington, nach Nampa, Idaho, dessen einziger Anspruch
auf Ruhm laut einem Schild an der Stadtgrenze darin bestand, dass es mit 79249 Einwohnern
nicht nur die größte Stadt des Canyon County, Idaho, war,
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