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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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sich bewegte, wie es Blut durch seinen Körper pumpte
und ihn dadurch am Leben und bei Bewusstsein hielt. Zwar würde das alles bald
zu Ende sein, aber jetzt war es noch ganz gegenwärtig. Wann würde er endlich
ins Paradies gelangen?, begann er sich zu fragen. Wann würde er Allahs Antlitz
sehen?
    »Die
Atmung hörte nach genau drei Minuten und sechzehn Sekunden auf«, stellte
Pasternak fest. Chavez notierte das auf der Karte. Der Doktor griff nach der Beatmungsmaske
und vergewisserte sich, dass sie funktionierte. Er drückte auf den Knopf auf
der Maske und hörte das mechanische Geräusch, das das Einströmen der Luft in
die Maske erzeugte. Dann holte er die Paddel vom Reanimationsgerät und presste
sie gegen die Brust des Emirs. Dabei beobachtete er die EKG-Anzeigen auf dem
kleinen Computerbildschirm. Er sah einen normalen Sinusrhythmus.
    Das würde
nicht mehr lange so bleiben.
    Der Emir
hörte um sich herum seltsame Geräusche und hatte seltsame Empfindungen, war
jedoch nicht mehr fähig, mit seinen unverwandt auf die weißen Deckenplatten
starrenden Augen nach der Ursache dieser Geräusche zu suchen. Aber sein Herz
schlug noch. So sieht also der Tod aus, schoss ihm
durch den Kopf. Hatte Tariq bei seinem Tod etwas Ähnliches empfunden? Er hatte
seinen Herrn im Stich gelassen, aber wahrscheinlich nicht aus Feigheit oder
Nachlässigkeit, sondern weil der Feind zu geschickt und raffiniert gewesen war.
Das war nicht zu ändern, und zweifellos war Tariq voller Scham über das
Scheitern seiner Lebensaufgabe gestorben. Und so war er sich sicher, dass
Tariq im Paradies war und sich jetzt vielleicht mit den Jungfrauen vergnügte,
falls diese Geschichte denn stimmen sollte. Wahrscheinlich tat sie das nicht,
wie der Emir sehr wohl wusste. Im Koran stand das zumindest nicht. Allahs Gunst
und Gnade würden sie genießen, da war er sich sicher. Und das war allemal
genug.
    In seiner
Brust spürte er jetzt plötzlich einen stechenden Schmerz. Er wusste nicht,
dass kein Sauerstoff mehr in sein System gelangte, seitdem seine Atmung aufgehört
hatte. Sein Herz, ein kräftiger Muskel, brauchte jedoch eine Menge Sauerstoff,
um zu funktionieren. Als es keinen mehr bekam, litt darunter vor allem das Herzmuskelgewebe
- und das würde schon bald absterben.
    Das Herz
war voller Nerven, die den Sauerstoffmangel als Schmerz an das weiterhin
funktionierende Gehirn meldeten. Es waren wirklich grausame Schmerzen, die
grausamsten, die sich ein Mensch überhaupt vorstellen konnte.
    So weit
war es zwar noch nicht, aber es würde bald so weit sein ...
     
    Sein Gesicht spiegelte diesen Prozess natürlich nicht wider.
Die peripheren motorischen Nerven waren alle bereits tot, zumindest vollkommen
lahmgelegt, wie Pasternak wusste. Aber das Schmerzempfinden würde bis zum Ende
funktionieren. Vielleicht hätte man das sogar mit einem Elektroenzephalogramm
messen können. Dabei hätte man aber nur die Spuren schwarzer Tinte auf weißem
Endlospapier sehen können und nichts von der entsetzlichen Agonie wahrgenommen,
die sich hinter diesen Messwerten verbarg.
    »Okay«,
sagte er mit ruhiger Stimme. »Es fängt an. Wir geben ihm noch eine Minute oder
etwas mehr.«
     
    Gefangen in seinem gelähmten Körper,
war Saif diesen Schmerzen hilflos ausgeliefert. Nachdem
sie ganz schwach angefangen hatten, wurden sie schnell immer stärker. Er hatte das Gefühl, jemand würde ihm das Herz aus
der Brust reißen wie nasses Papier aus einem zerstörten Buch und dabei alle
Herzgefäße durchtrennen. Aber es war kein Papier. Es
war sein Herz, das Zentrum seines Körpers, das Organ, das ihm erst das Leben ermöglichte. Jetzt schien
es in Brand zu geraten. Es brannte wie ein loderndes Feuer, es brannte,
brannte, brannte ... Seine ganze Brust stand in Flammen. Sein Herz verbrannte
bei lebendigem Leib und vollem
Bewusstsein. Es schlug nicht mehr, es schickte kein Blut mehr durch seinen
Körper, aber es brannte wie trockenes Holz, wie Benzin, wie Papier, es brannte,
brannte ... Es verbrannte, während er noch am Leben war. Wenn dies der Tod war,
dann war der Tod etwas Schreckliches, ging ihm durch den Kopf... das
Allerschrecklichste. Oft genug hatte er diese Qual anderen zugefügt. Er hatte
russische Soldaten erschossen, alles Ungläubige zwar, aber er hatte doch ihr
Leben beendet und sie etwas Derartiges durchmachen lassen ... Und hatte er es
nicht auch genossen? Tatsächlich hatte ihn das Töten fasziniert. Aber war das
wirklich Allahs Wille?
    Die
Schmerzen wurden immer

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