Clancy, Tom
Quellen entweder
besonders gut geschützt wurden oder dass er tatsächlich der Einzige war, der
über das begehrte Wissen verfügte.
Aber das
spielte jetzt eigentlich keine Rolle. Sie würde ihren Job erledigen, das Geld
einstreichen und dann ... Wer weiß?
Ihr
Honorar war beachtlich; vielleicht würde es sogar als Startkapital für ein
neues Leben an einem anderen Ort ausreichen. Ihren Lebensunterhalt wollte sie
mit etwas Stinknormalem verdienen, Buchhändlerin oder Buchhalterin oder so.
Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Stinknormal - das wäre schön. Allerdings
würde sie sehr vorsichtig sein müssen, besonders mit diesen Leuten. Wie auch
immer sie die Informationen verwenden wollten, es würde jedenfalls etwas extrem
Wichtiges sein. Wichtig genug, um dafür zu töten, vermutete sie.
Mach endlich deine Arbeit...
Sie
zeichnete spielerisch mit dem Fingernagel eine seiner Brustwarzen nach. »Aber
du bist doch nicht irgendwie in Gefahr oder so? Ich meine, kannst du dir dort
womöglich Krebs holen?«
»Naja,
eigentlich nicht«, sagte er. »Vermutlich gibt es ein gewisses Risiko, aber wir
haben genug Protokolle, Vorschriften, Regeln ... So viele, dass ich schon einen
total idiotischen Fehler machen müsste, um verstrahlt zu werden.«
»Also ist
noch nie etwas passiert - niemandem?«
»Sicher,
aber das waren ziemlich dumme Sachen. Mal fuhr ein Gabelstapler einem Mann über
die Zehen, oder in der Caféteria wäre mal einer beinahe an einem Nacho
erstickt. Es gab auch ein paar recht gefährliche Zwischenfälle in ... in
anderen Einrichtungen, aber gewöhnlich auch nur deshalb, weil sich jemand den
Job leicht machen wollte, und selbst wenn das passiert, gibt es Backup-Systeme
und Sicherheitsverfahren. Glaub mir, Baby, mein Job ist ziemlich sicher.«
»Gut, das
freut mich. Ich darf gar nicht daran denken, dass du verletzt oder krank
werden könntest.«
»Mir wird
schon nichts passieren, Ali. Ich bin sehr vorsichtig.«
Das werden wir noch sehen, dachte sie.
Jack jr.
presste sich flach gegen die Wand und schob sich langsam vorwärts. Er spürte,
wie die aufgerichteten Fasern der ungehobelten Bretter an seinem Hemd kratzten.
An der Ecke blieb er stehen, im beidhändigen Weaver-Anschlag, den Lauf der
Waffe nach unten gerichtet. Nicht wie in den Hollywoodfilmen oder den
Polizeiserien im Fernsehen, dachte er, in denen sie die Waffe immer auf
Augenhöhe und aufs Ziel gerichtet hielten. Sicher, das sah ziemlich cool aus,
schließlich rahmte nichts das kantige Kinn und die stahlgrauen Augen des Helden
besser ein als eine klotzige Glock - aber hier ging es nicht darum, cool
auszusehen, sondern am Leben zu bleiben und die Schurken aus dem Verkehr zu
ziehen. Im Weißen Haus aufgewachsen zu sein, umgeben von den Leibwächtern des
Präsidenten, die ihre Waffen besser kannten als ihre eigenen Kids, hatte doch
seine Vorteile, oder etwa nicht?
Das
Problem mit dem Hollywoodmodell der Schusswaffenhaltung hatte zwei Seiten:
anvisieren und Hinterhalt. Beim echten Gebrauch von Handfeuerwaffen ging es
darum, auch unter Druck gut und genau zu schießen, und das wiederum hatte mit
der mentalen Vorbereitung und dem sicheren Anvisieren zu tun. Bei Ersterem ging
es im Grunde darum, ein bestimmtes Verhalten zu erler nen; bei
Letzterem ging es hingegen um Mechanik. Es war sehr viel leichter und
effektiver, eine Waffe anzuheben, das Ziel gut und sicher anzuvisieren und
dann den Schuss abzufeuern, als den Vorgang umgekehrt durchzuführen. Der
andere Faktor - Hinterhalt - drehte sich vor allem um das, was passiert, wenn
man um eine Ecke biegt und plötzlich den Schurken vor sich sieht. Willst du die
Waffe in diesem Augenblick lieber auf Gesichtshöhe haben oder nach unten
gerichtet, wo du vielleicht, aber auch nur vielleicht, eine Chance hast, dem
anderen eine Kugel ins Bein zu jagen, bevor er dich angreift und die Situation
zu einem Ringkampf eskaliert, bei dem jedes Mittel erlaubt ist? Das passierte
natürlich nicht sehr oft, aber soweit es Jack oder auch jeden guten Schützen
anging, war es doch entschieden besser, mit einem Gegner zu ringen, der ein
9-Millimeter-Geschoss im Bein hatte, als mit einem, der topfit war.
Alles Theorie, mahnte sich Jack und kehrte damit
in die Wirklichkeit zurück. Theorien taugen für die Lehrstunden, nicht für die
Realität.
Wo zum
Teufel war Dominic? Sie hatten sich an der Haustür getrennt, Dominic war rechts
um das Haus gegangen, um zu den rückwärtigen - den potenziell »schwereren«
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