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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koller
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erneut. Sie hatte sich gegen ihn erhoben.
Und er würde jetzt seine Rache fordern. Er ging zur Kamera und drückte einen
Knopf. Im nächsten Moment war er über ihr. Mit einem funkelnden Messer in der
Hand. Sie schrie vor Entsetzen. Im Bewusstsein des Todes.

 
    2

 
    Ich hielt
ihr das Messer an die Brust, hob meine Kutte an und begann, meine Lenden
rhythmisch zu bewegen. Täuschte für die Kamera eine Vergewaltigung vor. Immer
heftiger entluden sich meine inszenierten Stöße an Claras Unterkörper. Sie war
mir völlig ausgeliefert. Sie schrie in einem fort. Zerrte an den Fesseln, die
keinen Millimeter nachgaben. Ich bearbeitete weiterhin die Gegend zwischen
ihren Beinen. Plötzlich wurde sie still. Nur ihr heftiger Atem war noch zu
vernehmen. Sie hörte auf herumzustrampeln. Mit leicht angehobenem Kopf sah sie
mir direkt in die Augen. Offenbar wollte sie mir etwas sagen. Aber das konnte
ich nicht zulassen.
    Während ich
mit meiner Rechten weiterhin das Messer umklammert hielt, legte ich meine linke
Hand mit einem kräftigen Druck auf ihren Mund. Dabei achtete ich darauf, ihr
nicht den Atemweg durch die Nase abzuschneiden. Sie wollte meinen Griff
abschütteln. Rüttelte mit weit aufgerissenen Augen ihren Kopf. Doch ich blieb
eisern und führte meinen Akt weiter fort. Minute für Minute. Solange, bis es an
der Zeit war und ich den Orgasmus vortäuschte. Unter lustvollem Gestöhne zuckte
mein ganzer Körper.
    Clara hatte
sich mittlerweile abgefunden und sah nur noch angewidert zur Seite. Ich begann,
ihr offenbar langweilig zu werden. Nun, da musste ich wohl oder übel Abhilfe
schaffen. Ich entfernte meine Hand von ihrem Mund. Berührte ein letztes Mal
diese zarten Lippen, dieses wundervolle Gesicht, das mehr und mehr zu leiden
begann. Aber trotz des sichtlichen Verfalls nichts an seiner Schönheit
eingebüßt hatte. Clara wandte sich mir gerade wieder zu, als ich den Dolch hob
und ihn am schwarzen Griff beinahe zerdrückte. Jetzt kehrte die Panik vollends
in ihren Ausdruck zurück. Mit mächtigem Schwung schnellte die Klinge auf sie
zu. Clara kreischte wie wahnsinnig. Jede einzelne Faser wollte sich gegen
diesen Amoklauf wehren. Doch sie war unfähig, etwas dagegen zu unternehmen. Zu
gnadenlos präsentierte sich die ganze Situation, in der sie steckte. Wuchtig
prallte der Schaft des Dolches gegen ihr Brustbein. Ein letzter, entsetzlicher
Schrei. Dann war sie weggetreten.
    Ich drehte
demonstrativ den Griff um neunzig Grad, verlagerte meinen Körper kurz vor den
direkten Sichtbereich der Kamera und hob das Messer. Die Klinge kehrte aus dem
Schaft zurück. Ich verließ das Bett und fuhr mit dem Theaterrequisit ein
letztes Mal über Claras Brust. Genau über jene Stelle, wo ich besonders viel
rote Farbe angebracht hatte. Dann wandte ich mich zum Okular der Kamera,
starrte mit der Maske auf dem Kopf hinein und schaltete sie schließlich ab. Ich
holte ein echtes Messer und kehrte zum Bett zurück. Die Fackeln würden es nicht
mehr lange machen.
    Claras
ohnmächtiges Gesicht war von der gerade erlebten Grausamkeit gezeichnet.
Schmerzverzerrt, verzweifelt, hoffnungslos. Ich musste mich sehr
zusammenreißen, um sie nicht zu küssen. Ich packte das Messer und schnitt eine
der Handfesseln ab. Dann versenkte ich die Klinge in der Matratze. Direkt vor
Claras Scham.
    Ich packte
die Kamera samt Stativ zusammen und verließ die Zelle. Es war inzwischen sehr
frostig geworden. Hoffentlich war der kalte Atem auf dem Film zu erkennen. Ich
zog mich in der Schleuse um und verstaute alles in einer alten Sporttasche. Ich
würde wieder den längeren Weg nehmen müssen. Den, auf dem mich im Schutze der
Dunkelheit niemand beobachten konnte. Ich schloss die Hütte ab und ging davon.
Hinaus in die klare Nacht. Nacht, die für Clara lange herrschen würde. Nacht
und Kälte.

 
    3

 
    Clara
erwachte in völliger Dunkelheit. Stille umgab sie. Nur der Geschmack von Rauch
lag in der Luft. Sie war also noch am Leben. Im Geiste ging sie nochmals dieses
bizarre Schauspiel durch, das mit ihrem vermeintlichen Tod geendet hatte. Es
war alles so real gewesen. Der Dolch, der auf sie heruntersauste. Der stechende
Schmerz in ihrer Brust. Was bezweckte er nur mit alldem? Diese vorgetäuschte
Vergewaltigung bei laufender Kamera. Der inszenierte Mord an ihr. Diese
Horrorverkleidung. Irgendetwas Diabolisches ging hier vor. Sie durfte jetzt den
Kopf nicht verlieren. Musste weiter pragmatisch denken. So irrational sich auch
alles darstellte. Sie durfte nicht

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