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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koller
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Drecksack.
Das hat er also die ganze Zeit über hier getrieben. Ein Gefängnis gebaut. Aber
dahin wird er selbst bald wandern. Wenn ich ihn nicht vorher erwische .« Ein bedrohlicher Ausdruck bemächtigte sich seines
Gesichtes. Clara wich unwillkürlich etwas zurück.
    »Clara
Bergmann, sagst du? Dachte, die wäre längst tot .« Es
war beinahe nicht zu erkennen. Und doch. Clara spürte dieses leichte Funkeln in
seinen Augen. Es wurde ihr unbehaglich. Sie stand auf und setzte sich auf den
Stuhl.
    »Er hält
mich seit Weihnachten hier gefangen. Bringt einmal pro Woche Lebensmittel. Wie
Sie sehen, ist das Ganze hier für eine Person konzipiert. Wir werden uns also
arrangieren müssen .« Burger schien das zu überhören.
Überhaupt kam es Clara so vor, als habe er kaum Interesse an der Situation, in
der er sich befand. Er zog sich am Schrank hoch und taumelte zu den Gitterstäben.
Umfasste sie mit seinen mächtigen Pranken und rüttelte daran. Doch auch bei ihm
tat sich nichts.
    »Ziemlich
stabil gebaut. Habe ich ihm gar nicht zugetraut .« Er
blickte zu Clara. »Einmal in der Woche taucht er also auf ?« Sie nickte.
    »Manchmal
auch öfters. Aber Lebensmittel gibt es immer am Wochenende. Wenn mein Kalender
stimmt .« Burgers Lebensgeister kehrten langsam zurück.
Er hatte die Konstitution eines Pferdes. Clara fragte sich, wie es Michael
gelungen war, ihn auszuschalten und ihn hierherzubringen .
Plötzlich begann er zu schreien. Er hatte die Überwachungskameras erkannt.
    »Du
verdammtes Aas! Dich mach ich fertig !« Seine Stimme
überschlug sich. Clara stand auf, um ihn zu beruhigen. Es machte keinen Sinn.
Und es war genau das, was Michael letztlich wollte. Das musste sie ihm
klarmachen. Doch als sie bei Burger ankam, stieß er sie heftig zur Seite, noch
ehe sie irgendetwas sagen konnte. Sie schlug gegen den Tisch. »Warte, bis ich
dich in die Finger kriege !« , setzte er seine
Wutpredigt fort. »Dann befördere ich dich höchstpersönlich zu deiner Alten.
Aber vorher wirst du mir noch die Füße küssen !« Clara
verdrückte sich in die hinterste Ecke. Gleich neben den alten Fernseher. Die
Lage war bedrohlich. Sie war mit jemandem in einen Raum gesperrt, den sie nicht
kannte. Den sie nicht einschätzen konnte und der schon
nach kurzer Zeit handgreiflich geworden war. Sie dachte an die Waffe in ihrem
Pelzmantel. Aber konnte das einen Mord rechtfertigen?

 
    3

 
    Burger
begann, seine neue Unterkunft zu besichtigen. Ungeniert öffnete er Schränke und
Schubladen. Clara schien für ihn gar nicht zu existieren. Erst als er ihre
Kleidung erblickte, entsann er sich wieder ihrer Anwesenheit. Der Pelzmantel,
der kurze Rock, die High Heels . Er sah sie an. Mit
einem aufgesetzten, widerlichen Grinsen. Clara stand noch immer neben dem
Fernseher, während er weiter die Kästen durchsuchte und die dort verstauten
Gegenstände ins Auge fasste. Als er endlich den Vorratsschrank inspizierte,
überkam ihn ein neuerlicher Wutanfall.
    »Was denkt
diese Sau sich eigentlich! Glaubt er wirklich, dass ich mit diesem Fraß hier
lange auskomme? So ein Arschloch!« Er schleuderte eine weitere Tirade in
Richtung der Kameras. Er wusste offensichtlich nicht, mit wem er es hier zu tun
hatte. Und was diese Person im Schilde führte. Sein ganzes Benehmen, sein
Gebaren, seine Ignoranz gegenüber der Realität wirkten beängstigend genug auf
Clara. Und augenfällig hatte er nicht vor, sich mit ihr zu arrangieren. Denn er
sprach stets in der ersten Person. Ich. Sie spielte hier keine Rolle. Was war
das nur für ein Mensch? Clara erschauderte. Ja, was waren das nur für Menschen,
mit denen sie es hier zu tun hatte? Entführt, gefangen mit einem Unmenschen.
Schnell war ihr klar geworden, wie sehr Michael mit seiner Beschreibung Burgers recht hatte. Aber warum war er hier? Warum wollte
Michael ihn aus dem Weg haben? Und warum zog er sie da mit rein? Hatte sie noch
nicht genug gelitten? Waren das die harten Zeiten, von denen er unentwegt
gesprochen hatte? Clara versuchte, mit Burger irgendeine Basis zu finden.
Irgendeine Gemeinsamkeit, die sie vielleicht zusammenschweißen würde.
    »Haben Sie
irgendeine Ahnung, warum er Sie hierhergeschafft hat ?« , eröffnete sie. Burger hatte inzwischen auf dem Stuhl
Platz genommen und starrte vor sich hin. Er kochte vor Wut.
    »Was geht
dich das an !« , schrie er sie an. Dann besänftigte er
sich etwas. »Ich weiß es nicht. Es ist auch egal. Ich bin hier und werde auch
wieder von hier verschwinden. Dieser

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