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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koller
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ihres Tuns wahrzunehmen. Nur auf ein Ziel fixiert. Diese Pistole
an sich zu bringen. Und dieser Widerlichkeit ein Ende zu bereiten. Burger war
zu weit gegangen.
    »Ich zieh
mir noch den Pelzmantel an .« Ihre Stimme erstickte
fast. Burgers Augen glänzten. Er hatte nicht damit gerechnet, so leichtes Spiel
zu haben. Er trat mit einer angedeuteten Verbeugung zur Seite. Clara griff in
den offenen Schrank. Burger hatte nicht einmal Gewalt anwenden müssen. Er würde
sie auch so bekommen. Seine Hose platzte beinahe. Claras Finger glitten in die
Innentasche des Mantels. Plötzlich schleuderte sie ein Ruck zurück. Burger
hatte sie am Arm gepackt. Ganz ohne Gewalt wollte er sie nun doch nicht haben.
    »Lass den
verdammten Mantel! Wir werden auch so viel Spaß haben .« Er brachte ihren Körper vor sich und schob sie in Richtung Bett. Eisern
umklammerte er sie. Clara begann zu schreien. Zu treten. Doch alles prallte von
ihm ab. Er hatte seine Beute gegriffen. Nun würde er sie auch erlegen. Clara
flehte um Gnade. Er zerrte an ihrem Rock und öffnete seine Hose.

 
    6

 
    Clara saß in
der Dunkelheit am Boden. Ihr Rücken drückte gegen die Gitterstäbe. Ihre Arme
waren daran gefesselt. Mit dünnen Streifen, die er aus dem Leintuch gerissen
hatte. Apathisch wimmerte sie vor sich hin. Immer noch diese schrecklichen
Bilder vor Augen. Dieses geifernde Gesicht. Die brutalen Stöße, die sie
empfangen hatte. Die Schläge mit offener Handfläche. Die unsägliche Schmach,
die sie empfunden hatte, als er sich in ihr entleerte. Dann war alles
verschwommen. In schemenhaftem Gewirr versunken. Bis hin zur Fesselung. Seine
Stimme klang in ihren Ohren. Verzerrt. Mechanisch. Mörderisch. Clara fühlte
sich völlig leer. Durch den Fleischwolf gedreht. Schmutzig. Besudelt. Jerry kletterte
an ihren Schultern herum. Er hatte sein Versteck verlassen. Ein Versteck, um
das sie ihn unendlich beneidete. Denn sie war in der Falle. Ausgeliefert. In
den Fängen des Bösen. Drinnen wie draußen. Es gab keinerlei Hoffnung mehr.
Burger schnarchte. Verfolgte sie bis in den finstersten Winkel. Clara war am
Ende. Es gab nur eines. Rache. Rache war der Strohhalm, von dem sie nun trank.
Burger setzte zur nächsten Schnarchsalve an. Sein Körpergeruch breitete sich
mittlerweile über den ganzen Raum aus. Dieser widerliche Gestank, der sie immer
wieder daran erinnerte. Der sich in jeder Pore ihres Körpers festgesetzt hatte,
während seine linke Hand ihre Kehle beinahe zerdrückte. Jerry saß auf ihren
Schoß. Suchte eine Wärme, die sie niemals wieder mehr erfahren wollte. Ja, es
war die Rache, die sie am Leben ließ.

 
    7

 
    Als das
Licht anging, schickte Burger einen mächtigen Fluch in Richtung Kellerdecke. So
schlaftrunken er auch war. Er rollte vom Bett und begab sich zur Toilette. Ohne
den Vorhang zu schließen, pisste er in den Zylinder. Dann benetzte er sich kurz
mit etwas Wasser und kramte einen der Schrankschlüssel aus der Hosentasche. Er
hatte sie nach seiner gestrigen Schandtat an sich genommen. Clara erinnerte
sich daran, während sie aus den Augenwinkeln sein Treiben beobachtete. Sie
hatte kaum geschlafen. War nur zeitweise etwas weggenickt. Und doch war sie
jetzt hellwach. Die Tränen waren verschwunden. Sie versuchte, sich einen Rest
von Würde zu bewahren. Burger schloss mit dem klobigen Schlüssel den Vorratsschrank
auf.
    »Zeit fürs
Frühstück«, murmelte er vor sich hin. Clara überwand sich und sprach ihn an.
    »Ich muss
auf die Toilette !« Erst jetzt schien er ihre
Anwesenheit zu registrieren. Er starrte sie mit einem völlig leeren Blick an.
    »Dann piss
dich doch an !« , höhnte er. Jetzt verlor sie die
Nerven.
    »Du
verdammtes Dreckschwein! Was bist du nur für ein Mensch ?« Sie war außer sich. Es war ihr alles egal. Sollte er doch mit ihr machen, was
er wollte. »Glaub ja nicht, dass du damit durchkommst !« Burger schritt heftig auf sie zu. Seine Füße donnerten gegen den kalten
Steinboden. Erst jetzt bemerkte sie, wie steif ihre Glieder waren. Er bückte
sich zu ihr runter und gab ihr eine mächtige Ohrfeige.
    »Halts Maul,
du Schlampe !« , drohte er. »Glaubst du wirklich, dass du
hier lebend rauskommst ? Gruber wird dich niemals
gehen lassen. Und falls doch …« Er unterbrach den Satz. Er brauchte ihn nicht
zu Ende zu bringen. Es lag ohnehin auf der Hand. Der Mensch war eine Bestie.
Sobald er sich jenseits jeglicher rechtlicher Normen sah, verlor er alle
Hemmungen. Clara liefen einige Tränen über die

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