Clara
kaufen wollte, dann
pflegte er für gewöhnlich auch zu kaufen. Ein arbeitsloser Lagerarbeiter würde
ihn bei diesem Vorhaben nicht stoppen können. Er würde Mittel und Wege finden,
mich fertigzumachen.
Burger stieß
die Bordelltür auf und taumelte ins Freie. Ich startete den Wagen und fuhr in
den Innenhof. Parkte ein paar Meter neben Burgers Wagen. Er wankte bedenklich.
Kramte in seinen Hosentaschen. Offensichtlich fand er seinen Schlüssel nicht.
Ich stellte den Motor ab, machte das Licht aus und nahm die Eisenstange, die am
Beifahrersitz lag. Dann stieg ich aus. Burger sah hoch. Erst beim zweiten
Hinsehen erkannte er mich.
»Hast es dir
also anders überlegt«, grunzte er. »Aber wie hast du mich hier gefunden? Oder
gehst du am Ende auch ins Puff ?« Er lallte und lachte
vor sich hin. Betrunkener als sonst. Meine vormittägliche Absage hatte ihn mehr
mitgenommen als erwartet. Ich schritt auf ihn zu. Wortlos. Mit der Waffe im
Rücken. »Du trauriger Tropf!« Seine Stimme vermischte sich zu einem einzigen
Brei der Widerlichkeit. »Hast also doch einen Schwanz. Wenn das deine Alte
wüsste. Diese …« Weiter kam er nicht mehr. Das Rohr sauste mit voller Wucht
gegen seine Stirn. Er riss seine Augen weit auf. Ganz kurz nur. Dann wankte er.
Erst nach links, dann nach vorn. Dann fiel er. Plumpste auf den lehmigen Boden.
Ich sah mich um. Niemand war da. Nur die Nacht. Die Sterne. Hatte ich ihn
umgebracht? Der Hieb war fürchterlich gewesen. Stärker als geplant. Aber er
hatte mich in Rage gebracht. Ich öffnete meinen leeren Kofferraum. Dann
durchsuchte ich Burgers Taschen und warf alles vor sein Auto. Schlüssel,
Brieftasche, Handy. Die Bordellbetreiber würden sich darum kümmern. Würden sein
Auto und seine Habe wegschaffen. In den Osten verkaufen. Denn ein verlassener
Wagen vor der eigenen Haustür würde eindeutig zu viele Fragen aufwerfen und
sehr schlecht fürs Geschäft sein. Ich wuchtete seinen Leib unter unsäglichen
Mühen hoch. Dann torkelte ich zum Kofferraum und schmiss den Körper hinein.
Völlig außer Atem fühlte ich seinen Puls. Ja, er war am Leben. Und doch schon
tot. Ich sprang ins Auto, legte den Rückwärtsgang ein und verschwand von hier.
Zurück auf die Hauptstraße. Zurück zum Verlies. Es gab noch viel zu tun diese
Nacht. Die Blondine stand wieder am Bürgersteig. Beinahe an derselben Stelle
wie zuletzt. Doch dieses Mal winkte sie mir nicht zu. Dieses Mal las sie den
Tod in mir.
5
Ich fuhr mit
meinem Auto aufs Grundstück. Ganz dicht an den schmalen Pfad zur Hütte heran.
Dann stieg ich aus und eilte zum Tor zurück, um es wieder zu verschließen. Die
Nacht war dunkel, sternenlos. In den Häusern des Dorfes hatte kein Licht mehr
gebrannt. Man war bereits zu Bett gegangen. Und somit standen die Chancen recht
gut, von niemandem auf dem Weg hierher beobachtet worden zu sein. Ich holte den
Leiterwagen und stellte ihn direkt vorm Kofferraum ab. Eine kleine
Stabtaschenlampe spendete mir etwas Licht, als ich ihn aufschloss. Da lag er
nun. Franz Burger. Örtlicher Zampano. Geachteter Geschäftsmann. Wüstling. Nun,
er würde ein neues Betätigungsfeld erhalten. Ich zerrte an seinem Körper,
rollte ihn über die Gepäckraumkante und wuchtete ihn schließlich in den
Leiterwagen. Er rührte sich nach wie vor nicht. Ich begann zu ziehen. Burger
war ein wahrer Koloss. Alleine seine Handflächen waren tortengroß. Ich mühte
mich ab. Die Räder zerfurchten den feuchten Boden. Darum würde ich mich morgen
kümmern müssen. Endlich erreichte ich die Hütte. Schloss auf und kippte das
kleine, hölzerne Fahrzeug um. Burger rollte einen guten Meter aus. Ich drehte
ihn auf den Rücken, umfasste ihn durch die Achseln und schliff ihn in die
Hütte. Nun hieß es erst einmal verschnaufen. Einen Moment erschien es mir so,
als würde er sich bewegen. Eilig öffnete ich die Bodenklappe und zerrte seinen
Körper in diese Richtung. Jetzt war es eindeutig. Er kam zu sich. Einen Moment
lang überlegte ich. Dann entschied ich, ihn einfach in die Schleuse
runterfallen zu lassen. Der Aufprall würde ihn wieder außer Gefecht setzen. So
war es auch. Ich warf ihn mit den Füßen voran hinab. Er plumpste auf und schlug
mit seinem Kopf gegen die Eisenleiter. Ich ging in die Hütte zum Stromkasten
und legte den Schalter um. Spätestens jetzt würde ich Claras Aufmerksamkeit
erhalten. Ich kletterte in die Schleuse hinab, stieg über Burgers reglosen
Körper und öffnete die Stahltür. Clara saß in ihrem Bett und rieb
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