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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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stand da und weinte, bis Ruby herbeigesprungen kam und aufgeregt mit den Pfoten an ihrem Rock kratzte.
    Rubys Eingreifen war erfolgreich. Lizzie Rose lachte ein bisschen und ging in die Hocke, um das seidenweiche Fell des quirligen Hundekörpers zu streicheln. Ihre Eltern waren ihre Schutzengel. Sie konnte nicht an sie denken, ohne sich daran zu erinnern, wie aufrichtig die beiden sie geliebt hatten. »Es ist Weihnachten, Ruby«, sagte Lizzie Rose, und weil der Hund noch immer beunruhigt wirkte, zog sie einen ihrer Fäustlinge aus und schleuderte ihn so weit, wie sie konnte. Ruby jagte hinterdrein, begeistert, dass Lizzie Rose nicht mehr traurig war, sondern lieber mit ihr spielen wollte.
    Pflichtgemäß nahm Lizzie Rose den Handschuh wieder entgegen und warf ihn ein weiteres Mal und noch einmal … Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass, wenn sie nicht alles täuschte, die Schlittschuhe ihrer Mutter ganz unten in der Weidentruhe sein müssten, die sie nach Strachan’s Ghyll mitgebracht hatten. Lizzie Rose hatte sämtliche Überbleibsel aus dem Leben ihrer Eltern gehortet – und eingepackt. Sie war jetzt beinahe vierzehn Jahre alt und inzwischen würden ihr die Schlittschuhe ihrer Mutter vielleicht passen. Mit einem Händeklatschen rief sie Ruby herbei, nahm ihr den Fäustling aus dem Maul und machte sich auf den Weg den Hügel hinauf zum Haus.
    In der Küche wischte sie Ruby erst die Pfoten ab, bevor sie die Treppe hinaufstieg, um mit Parsefall zu frühstücken. Doch am zweiten Morgen in Folge fand sie das Grüne Zimmer leer vor. Parsefalls Nachthemd lag auf dem Teppich wie eine abgeworfene Schlangenhaut und auf seinem Frühstückstablett waren nur noch ein paar Krümel. Wo steckte er? Am Vortag beim Abendessen hatte er eigentlich wie immer gewirkt – vielleicht ein bisschen mürrisch. Er war in keiner sonderlich redseligen Stimmung gewesen … Lizzie Rose schaute zum Wandteppich hinauf, als könnten ihr die dargestellten Ritter und edlen Damen einen Hinweis auf Parsefalls Verbleib geben. Sie hatte das eigentümliche Gefühl, dass irgendetwas im Zimmer fehlte, was sie normalerweise immer dort gesehen hatte.
    Schließlich fiel ihr Blick auf die Weidentruhe. Sie eilte hin, kniete sich davor und wühlte darin, bis ihre Hand eine Metallkufe berührte. Ja, tatsächlich, da waren die Schlittschuhe ihrer Mutter! Das Metall zeigte kaum Rostspuren und am Leder war nur ein bisschen Schimmel. Wenn sie zwei Paar Strümpfe anzog, würden ihr die Schuhe sehr gut passen.
    Ruby ließ ein außerordentlich leidvolles Seufzen hören, um kundzutun, dass sie kurz davor stand, den Hungertod zu sterben. Lizzie Rose legte die Schlittschuhe auf den Boden und ging zu ihrem eigenen Frühstückstablett. Sie entfernte die Rinden an dem getoasteten Brot und warf sie eine nach der anderen der Hündin zu. Dann nahm sie zum Essen Platz. Auch den Frühstücksspeck teilte sie sich mit Ruby, die außerdem den Porridgeteller ablecken durfte. Nach drei Tassen stark gesüßtem Tee schob Lizzie Rose sich noch einen Zuckerklumpen in die Backe und machte sich auf die Suche nach Parsefall.
    Sie durchkämmte sämtliche Zimmer, doch vergebens. Treppauf, treppab, großer Saal, Kellerräume … Wäre Mrs Sagredo nicht krank gewesen, hätte Lizzie Rose nach Parsefall gerufen. So aber schlich sie auf Zehenspitzen herum wie ein Dieb. Allmählich wurde sie ärgerlich. Der metallische Geruch des Hauses plagte sie und sie bekam Kopfschmerzen. Wo steckte Parsefall? Anscheinend ging er ihr aus dem Weg, mied sie ganz bewusst. Zum zweiten Mal an diesem Tag füllten sich Lizzie Roses Augen mit Tränen. Sie hatte es nicht verdient, dass man sie so behandelte. Sie sollte den Weihnachtsfeiertag nicht ganz allein verbringen müssen.
    Lizzie Rose stapfte zurück ins Grüne Zimmer, packte sich warm in den jadegrünen Samtmantel ein und griff nach den Schlittschuhen ihrer Mutter.
     
    Draußen hatte das Wetter umgeschlagen. Der unbeständige Himmel war jetzt wolkenverhangen und Schneeflocken tanzten in der feuchtkalten Luft. Mattweiß lag der See vor ihr und die Berge ringsherum wirkten durchscheinend. Das war, als würde man sich im Inneren eines milchigen Mondsteins befinden, dachte Lizzie Rose. Fröstelnd kehrte sie in die Küche zurück und holte einen Besen, um den Schnee vom Eis zu fegen.
    Schon während sie den Ziegelweg hinunterging, begann sie zu kehren. Bei den rhythmischen Bewegungen wurde ihr warm und mit tiefen Atemzügen sog sie die reine Luft in die Lungen.

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