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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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Finger im Spiel.« Er hielt inne und überlegte kurz, ob er seiner Frau von der Unterredung mit Lizzie Rose erzählen sollte. Er entschied sich dagegen. Grisinis Mündel waren verschwunden, und die Vermieterin hatte keine Ahnung, wohin.
    »Wenn irgendjemanden eine Schuld trifft, dann mich: Ich habe diesem Lump Zutritt zu unserem Haus gewährt! Aber wie hätte ich das ahnen sollen? Clara hat es sich gewünscht, und ich wollte sie glücklich sehen …« Er zwang sich, leiser zu sprechen. »Aber wenn wir uns selbst oder uns gegenseitig die Schuld geben, verlieren wir beide den Verstand.«
    Seine Frau vergrub das Gesicht in den Händen. Dabei schluchzte sie so heftig, dass er kein Wort verstand.
    »Ada, was sagst du?«
    Sie ließ die Hände sinken und blickte ihn mit solcher Bitterkeit an, dass er einen Schritt zurückwich. »Aber du gibst mir die Schuld«, widersprach sie ihm. »Und du hast recht. Ich habe sie nicht so geliebt wie die anderen. Wie auch, da ich doch wusste, dass sie mir genommen werden könnte? Ich habe dir fünf Kinder geboren, Thomas. Fünf Kinder in acht Jahren – ich habe sie unter Leiden in meinem Bauch getragen und unter Schmerzen zur Welt gebracht. Du weißt nicht, wie das ist. Kein Mann weiß das. Aber ich habe sie alle geliebt, aufrichtig geliebt … und dann kam die Cholera und hat sie mir genommen. Alle bis auf Clara. Ich wollte sie lieben. Ich habe versucht … ich habe sie geliebt, aber schließlich wurde auch sie mir genommen.« Sie presste ihre ineinander verkrampften Hände an die Brust. »Ich war eine schlechte Mutter, das weiß ich, aber ich schwöre dir, Thomas, ich wollte nie, dass sie sterben. Ich wollte nie, dass eines von ihnen stirbt …«
    »Ada, sch …« Er öffnete die Arme, doch sie schüttelte den Kopf und hielt Abstand zu ihm. »Ich weiß, dass du sie geliebt hast. Du darfst dich nicht so quälen. Lass die Toten ihre Toten begraben.« Das hatte er eigentlich gar nicht sagen wollen, doch das Bibelwort schien seltsam passend. »Sosehr wir auch um unsere Kinder trauern, es bringt sie uns nicht zurück. Die Totenmasken und die Fotografien und Porträts … das sind nur Dinge, das sind nicht unsere Kinder.«
    Dr. Wintermute hatte jäh die Vision, wie er die Totenmasken von der Wand nahm und zärtlich in Watte einwickelte. Er könnte das tun, wenn er wollte. Er war der Herr im Haus.
    »Unsere Kinder sind bei Gott, Ada. Sie brauchen unseren Besuch an Weihnachten nicht. Sie sind bei Gott im Himmel.«
    »Und Clara?«
    Dr. Wintermute sah, wie sich Adas Augen verengten, als sie mit Nachdruck die entscheidende Frage stellte: »Wo ist Clara?«

41. Kapitel

     
    Ein Weihnachtsgeschenk
     
    D ie Dunkelheit brach früh herein am Weihnachtstag. Lizzy Rose kehrte vom Eislaufen zurück und machte es sich im Grünen Zimmer gemütlich, um auf Parsefall zu warten. Sie nahm die Bibel ihrer Mutter zur Hand und las die Weihnachtsgeschichte bei Matthäus und Lukas. Als Parsefall schließlich auftauchte, fühlte sie sich körperlich und geistig erfrischt, und so begrüßte sie ihn mit einem freundlichen »Frohe Weihnachten! Wo warst du den ganzen Tag?«.
    Parsefall blinzelte sie an. Er griff in seine Tasche und zog etwas Funkelndes heraus. »Da!«, sagte er bloß und ließ es in ihren Schoß fallen. »Frohe Weihnachten.«
    Es war die Smaragdkette. Lizzie Rose war gleichermaßen gerührt und etwas erschrocken. »Ach, Parsefall. Das war nicht nötig! Madama wäre das sicher nicht recht … aber wie lieb von dir! Oje, aber ich habe ja gar nichts für dich! Wenn wir in London geblieben wären, hätte ich dir ein ordentliches Klappmesser gekauft – das hatte ich vor …«
    Parsefall wehrte ab. »Ich brauch kein Klappmesser«, erklärte er großmütig, »die alte Lady hat mir ’ne Pistole gegeben. Nur dass sie nich’ schießt. Los, zieh die Klunkern mal an, damit wir sehen, wie’s aussieht.«
    Lizzie Rose hielt sich die Kette mit spitzen Fingern vor die Brust wie bei einem Fadenspiel. »Ich darf sie ganz sicher nicht behalten. Ich habe Madama gesagt, dass ich keine Juwelen brauche, und sie würde es wahrscheinlich nicht gutheißen …«
    »Wen kümmert’s schon, was die denkt?«, fiel ihr Parsefall ins Wort. »Ich hab gewusst, dass du sie haben willst. Ich hab gesehen, wie du die Kette angeschaut hast am ersten Abend. Also bin ich an Heiligabend in Madamas Zimmer und habse vom Tisch genommen. Und Madama weiß, dass ich sie genommen hab, und trotzdem hab ich sie nich’ zurückgeben

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