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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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nach kurzem Nachdenken. »Sobald wir in Carlisle sind, müssen wir so schnell wie möglich Arbeit finden. Du musst dein Bestes mit dem Theater geben, und ich helfe dir – oder ich suche mir eine Stelle als Mädchen für alles.« Sie biss sich auf die Unterlippe, und Parsefall erkannte, dass auch ihr die bevorstehende Reise Angst machte. »Die Weidentruhe können wir allerdings nicht mitnehmen, weil wir die zu zweit tragen müssten. Bis zum Bahnhof sind es vielleicht Kilometer.«
    »Wie sollen wir dann die Puppen transportieren?«
    Lizzie Rose dachte nach. »Ich nähe die Kattunbeutel an unsere Mäntel«, sagte sie schließlich. »Das wird zwar unmöglich aussehen – wobei ich mein Schultertuch über die Puppenbeutel breiten kann –, aber wir müssen unsere Hände frei haben. Ich arbeite heute den Tag über daran, damit wir heute Abend aufbrechen können …«
    »Heute Abend?«, wiederholte Parsefall und es klang wie ein Quieken.
    »Heute Abend«, bekräftigte Lizzie Rose so ernst, dass er erkannte, sie wollte unter keinen Umständen Zeit verlieren. »Wir sind in Gefahr, Parsefall. Wir dürfen hier keine weitere Nacht bleiben.«

43. Kapitel

     
    Das Labyrinth im Turm
     
    U m elf Uhr nachts stahlen sie sich davon. Sie entriegelten die Küchentür und huschten in den Garten hinaus. Sie waren beide schwer bepackt und trugen ihre Kleider in mehreren Schichten übereinander. Es schneite, weshalb Parsefall leise vor sich hinschimpfte. »Keine Bange«, flüsterte ihm Lizzie Rose ermutigend zu. »Das hört bald auf, das sind nur ein paar Flocken.« Die Flocken waren jedoch so groß wie Halfpennys. Sie blieben schwer an den Wimpern der Kinder hängen und im Nu hatten sie nasse Wangen.
    Sie schlichen durch den Küchengarten und dann den Hang hinunter. Ruby zerrte an ihrer Leine. Sie war überglücklich, dass sie mitten in der Nacht einen Spaziergang unternahmen.
    »Verfluchter Mistköter«, murmelte Parsefall. Ihm war unbehaglich. Warum führte Lizzie Rose sie bloß zum See hinunter? Aber womöglich kannte sie eine Abkürzung, mit der sie das Torhaus umgehen konnten. Erst als sie bei den steinernen Urnen ankamen, stellte er sie zur Rede: »Warum sind wir hier langgegangen?«
    Lizzie Rose fuhr zusammen. »Wie sonderbar! Ich weiß nicht, warum. Ich war vermutlich abwesend.«
    »Solltest du nicht besser anwesend sein?«, erwiderte Parsefall. Er wusste, dass sie Sarkasmus hasste, doch seine Angst war zu groß, um auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Sie trug die Verantwortung für ihre Flucht von Strachan’s Ghyll, und er konnte keine Lizzie Rose brauchen, die Fehler machte.
    Sie blitzte ihn an, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte den Weg mit so großen Schritten wieder hinauf, dass er in einen Trab verfallen musste, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    »Auf dem ganzen verflixten Schnee sind wir viel zu gut zu sehen.«
    Lizzie Rose runzelte die Stirn wegen seiner Ausdrucksweise, deutete dann aber nur auf die Bäume, die rings um die Burg wuchsen. Darunter könnten sie Deckung finden. Sie zwängte sich zwischen zwei großen Stechpalmen hindurch, und Parsefall tat es ihr nach. Die stacheligen Blätter kratzten und rupften an ihm und er verfing sich mit der Mütze darin und mit den Puppenbeuteln auf seinem Rücken. Lizzie Rose und er veranstalteten einen gewaltigen Lärm. Parsefall konnte kaum glauben, dass niemand im Haus darauf aufmerksam wurde. Nichtsdestotrotz war er dankbar für den Schutz, den die Bäume boten. Der Zwischenraum zwischen dem Dickicht und der Burgmauer war wie eine Art Tunnel, ein dunkler, abgeschotteter, geheimer Gang. Einmal schrie Lizzie Rose kurz auf. Einer ihrer Zöpfe hatte sich in den dornigen Blättern verfangen. Parsefall wartete, bis sie sich befreit hatte, und war insgeheim froh über die Verschnaufpause. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie schwer die Puppen waren. Der Fußmarsch war mühselig.
    »Parsefall«, sagte Lizzie Rose mit gedämpfter Stimme. »Wir sind am Turm.«
    Parsefall wollte schon mit einer spöttischen Bemerkung reagieren – selbstverständlich befanden sie sich neben dem Turm. Was sollte die runde Mauer denn sonst sein – da begriff er plötzlich, was sie meinte: Sie hatten in dem Gestrüpp die Orientierung verloren und bereits drei Viertel der Strecke um die Burg zurückgelegt. Den Torweg hatten sie dabei verpasst. Erneut standen sie hinter dem Gebäude und blickten auf den abfallenden Hang, der zum See hinunterführte.
    »Wir kehren um«, erklärte er

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