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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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genug – und du musst mir Unterricht geben, damit ich eine bessere Puppenspielerin werde; ich lasse sie immer noch schweben. Würdest du das tun? Und ich bringe dir vielleicht im Gegenzug das Schlittschuhfahren bei.«
    »Wir könnten schon üben …«, sagte Parsefall vorsichtig, doch seine Miene hatte sich bereits aufgehellt. »Ich geb dir Unterricht.« Und als ein Zeichen seines guten Willens rollte er den Rest seines Brots zu einem Kügelchen und warf es in die Luft, damit Ruby danach schnappen konnte.

42. Kapitel

     
    Das Torhaus
     
    D ie Kinder probten im Grünen Zimmer. Parsefall redete sich ein, dass ihm bei Tageslicht und mit Lizzie Rose an seiner Seite nichts passieren könne. Er wollte glauben, dass Grisini nur nach Anbruch der Dunkelheit ins Haus kommen würde. Doch die Worte des Puppenmeisters klangen ihm noch im Ohr: Ich kann ins Haus, wann immer es mir beliebt … Wenn du mich enttäuschst, bin ich gezwungen, dir wehzutun.
    Und Parsefall hatte Grisinis Erwartungen enttäuscht. Es war ihm nicht gelungen, den Feueropal zu stehlen, und er wagte es nicht, einen zweiten Versuch zu unternehmen. Clara hatte ihn davor gewarnt, und es gab auch gar keine Möglichkeit, in Madamas Zimmer zu gelangen. Seit ihrem Zusammenbruch wachten die Dienstboten abwechselnd am Bett der kranken Frau. Parsefall zermarterte sich das Hirn, doch er fand keinen Ausweg aus seiner misslichen Lage. Er hatte nie gelernt, für mehr als ein oder zwei Tage vorauszuplanen und er war zu panisch, um seine Handlungsmöglichkeiten abzuwägen.
    Also konzentrierte er sich auf die Proben. Wenn er mit den Puppen beschäftigt war, vergaß er seine Angst. Grisini und Madama verblassten zu bloßen Schatten neben den soliden kleinen Figuren auf der Bühne. Parsefall arbeitete unermüdlich und mit Leidenschaft, und er sorgte dafür, dass Lizzie Rose mit ihm Schritt hielt.
    Lizzie Rose teilte ihre Zeit zwischen dem Puppentheater und dem See auf. Das Wetter blieb kalt, und so ging sie jeden Nachmittag zum Eislaufen. »Du solltest mitkommen«, sagte sie ernsthaft. »Es ist schön draußen – es herrscht da so eine Klarheit mit dem See und dem Schnee und der frischen Luft.«
    Parsefall hatte nichts für frische Luft übrig. Seiner Erfahrung nach neigte sie dazu, kalt zu sein. Er machte einen Versuch mit dem Schlittschuhlaufen und verbuchte ihn als Misserfolg: Lizzie Roses Schlittschuhe waren zu groß für ihn, und er knickte mit den Knöcheln um. Von da an zog er sich ins Turmzimmer zurück, wenn Lizzie Rose zum Eislaufen ging.
    Im Turm lag ein Fernrohr und damit konnte Parsefall die steinerne Urne sehen. Wenn Ruby daran festgebunden war, befand sich Lizzie Rose auf dem Eis. Wenn das lange Seil schlaff herabhing, war sie auf dem Rückweg zum Haus. Parsefall wartete auf ihre Schritte auf der Hintertreppe. Sobald er sie hörte, schob er den Riegel zurück und flitzte durch den Korridor zum Grünen Zimmer.
    An einem späten Vormittag befand sich Parsefall schon in seinem Zimmer, als er hörte, wie Lizzie Rose seinen Namen rief. Panik schwang in ihrer Stimme mit: »Parsefall! Parsefall! « Die Tür wurde aufgestoßen und sie stürzte atemlos herein. »Hör zu … es ist furchtbar … aber ich muss dir etwas sagen …« Sie holte tief Luft. »Grisini ist hier.«
    Parsefall fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. »Hier? Im Haus? Jetzt gerade?«
    »Nein, nicht hier. Nicht im Haus.« Lizzie Rose warf ihre Schlittschuhe auf den Boden. »Im Torhaus. Er wohnt dort. Ich habe ihn gesehen –« Sie unterbrach sich. »Aber – du hast es gewusst, stimmt’s?«
    Parsefall riss die Augen auf in einem schwachen und verspäteten Versuch, Erstaunen zu heucheln.
    »Du hast es die ganze Zeit gewusst, seit wir hier sind, oder? Das ist es, was dir zu schaffen macht! Ach, Parsefall! Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Er hat’s mir verboten. Er hat gesagt, er tut dir weh.« Seine Stimme brach. Er traute sich kaum, Lizzie Rose anzusehen. So oft hatte er sie belogen und sie hatte ihm immer geglaubt, und jetzt, da er die Wahrheit sagte, war es nur naheliegend, dass sie es nicht tat. In Lizzie Roses Gesicht konnte man lesen wie in einem Buch. Ihre Miene verriet eine Reihe von Gefühlen: Skepsis, Schock, Mitgefühl, Empörung.
    »Erzähl mir, was passiert ist!«, befahl sie.
    Parsefall senkte den Kopf. Er wollte nicht daran denken müssen, wie Grisini über ihm gekniet hatte. Der Teppich fesselte seine ganze Aufmerksamkeit. Er war moosgrün

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