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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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Parsefall nichts Schlimmes sagen.«
    »Geh jetzt und nimm den Hund mit. Ich schicke Parsefall in fünf Minuten hinterher.«
    Lizzie Rose rief Ruby mit einem Fingerschnippen. An der Tür drehte sie sich nochmals um, doch Parsefall erwiderte ihren Blick nicht.
    Sobald die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, beugte Cassandra sich vor und fragte leise: »Und, Parsefall. Hat es dir gefallen, deinen Meister tanzen zu sehen?«
    Parsefall antwortete nicht. Sein Blick war dunkel. Dann bleckte er die Zähne zu einem freudlosen Lächeln.
    »Man kann auf den Geschmack kommen, was solche Dinge angeht. Hättest du gern diese Macht über Grisini?« Cassandra ließ das filigrane Goldmedaillon aufschnappen. »Du hasst ihn, oder? Nach dem, was er dir angetan –«
    »Daran erinner ich mich nicht!«, fiel Parsefall ihr mit lauter Stimme ins Wort. »Ich erinner mich nicht! Es war was Schlimmes, aber ich weiß nich’, was.«
    »Nein? Noch immer nicht? Deine Schwester hat es begriffen: Deshalb hat sie geweint. Du erinnerst dich an gar nichts?«
    »Nein. Da is’ ein schwarzer Fleck … in meinem Kopf.«
    »Dann befehle ich dir, dich zu erinnern.« Cassandra senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Das mache ich dir zur Aufgabe. Zieh dir dein Nachthemd an, leg dich ins Bett und dann träume – jetzt gleich.« Sie streifte mit dem Feueropal seine Wange; es war eine ungeheuer zarte Liebkosung. »Im Traum wirst du dich erinnern.«
    Er will sich nicht erinnern!, hätte Clara so gern geschrien. Lassen Sie ihn in Ruhe! Sie beobachtete, wie Parsefall zur Tür ging. Er bewegte sich wie eine Aufziehpuppe.
    »Ich musste es tun«, sagte Cassandra laut, nachdem der Junge ihr Zimmer verlassen hatte. Sie sprach nicht zu Clara, sondern zu sich selbst. »Ich musste.« Erschöpft setzte sie den Stein zurück an seinen Platz und mit einem scharfen Klick ließ sie das Medaillon zuschnappen.

45. Kapitel

     
    Der schwarze Fleck
     
    V or dem Schlafzimmer der Hexe schlug Parsefall den Weg in Richtung Turmzimmer ein. Ganz am Ende des Korridors stand eine Gestalt und winkte ihm. Eine Sekunde lang hielt er sie für Grisini, dann erkannte er Lizzie Rose. Sie winkte nochmals und legte den Finger vor die Lippen.
    Parsefall zögerte. Madamas Befehle waren unmissverständlich. Er sollte sein Nachthemd anziehen, um sich im Traum zu erinnern. Allerdings hatte sie nicht gesagt, wo er sich schlafen legen sollte. Und irgendwo in seinem Hinterkopf regte sich dunkel die Überzeugung, dass er in Lizzie Roses Nähe besser aufgehoben wäre. Also schlich er auf Zehenspitzen durch den Korridor zu ihr.
    Lizzie Rose ließ ihn in ihr Schlafzimmer eintreten und schloss die Tür hinter ihm. Das Weiße Zimmer mit seinen hellen wollenen Wandbehängen und den rosafarbenen Vorhängen wirkte sicher und einladend. Das Bett war aufgeschlagen und im Kamin prasselte ein kräftiges Feuer. Parsefall machte sich daran, sich auszuziehen. Wie aus weiter Ferne hörte er Lizzie Rose, die ihm Fragen stellte, wissen wollte, ob es ihm gut gehe. Er antwortete kurz, ohne zu wissen, was er sagte.
    Die Hexe hatte ihm befohlen, sein Nachthemd anzuziehen. Sie hatte nicht gewusst, dass er es bereits trug. Er schleuderte die Stiefel von den Füßen und entledigte sich der Hose. Dann stellte er fest, dass Lizzie Rose inzwischen die Decken von ihrem Bett geräumt hatte, damit er, wie gewohnt, in einem Nest vor dem Feuer schlafen konnte. Durch einen Tränenschleier schaute sie ihm zu. Eine bleierne Müdigkeit übermannte ihn, und er wandte sich ab, um zwischen die Decken zu kriechen.
    Der Schlaf kam nicht sachte, sondern jäh, als würde er von einer Klippe fallen. Seinem Körper blieb keine Zeit, sich zu entspannen, sodass sich seine Muskeln verkrampften und zuckten. Augenblicklich nahm ihn ein Traum gefangen. Der Boden unter ihm kippte wie eine Wippe, dann hörte er das knarzende Geräusch des Schaukelstuhls.
    »Parsefall.« Das war die Stimme eines Mädchens, nicht Grisinis. Sie stand neben ihm im Dunkeln. »Parsefall, ich bin hier. Ich bleibe bei dir.«
    Wer bist du? Bevor es ihm gelang, die Frage zu formulieren, sank er tiefer in seinen Traum.
    Seine Augenlider flatterten. Er befand sich nicht mehr im Weißen Zimmer, sondern in einer schäbigen Pension. Durch die verschmierten Fensterscheiben drang trübes Licht. Parsefall sah die geschwungene Armlehne eines Schaukelstuhls – sie erschien grotesk groß – und den ausgefransten Ärmel von Grisinis Gehrock. Grisini saß im Schaukelstuhl, und

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