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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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entgegnete Cassandra mit schneidender Stimme. »Geben Sie sie mir oder ich lasse Sie hier und jetzt verbluten. Geben Sie sie zurück!«
    Sie streckte die Hand nach der Uhr aus. Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte Clara die Handfläche der alten Frau sehen: Sie war mit Brandwunden und Blutflecken bedeckt. Grisini klatschte ihr die Uhr so grob in die Hand, dass Cassandra zusammenzuckte. Dann schmiss sie den glitzernden Zeitmesser ins Feuer, als wäre er Müll. Ein würgender Laut entfuhr Grisinis Kehle.
    »Und jetzt, Gaspare, sagen Sie mir: Bluten Sie?«, fragte Cassandra.
    Grisini verzog das Gesicht. Er fasste sich an den Hinterkopf und betrachtete dann seine Finger. Sie glänzten tiefrot. Er lächelte schwach. »Sì, Madama.«
    »Und bluten sollen Sie, bis ich entscheide, dass es genug ist.« Cassandra blickte Lizzie Rose an, dann Parsefall. »Seht ihr, wie ich für euch Rache übe, Kinder? Seht ihr, wie groß meine Macht ist? Dieser Mann wird euch nie mehr ein Leid zufügen. Er ist meine Puppe.« Sie hob die Arme und spreizte die Finger, als würde sie Fäden ziehen. »Seht ihr? Ich kann ihn bluten lassen, ich kann ihn tanzen lassen!«
    Grisinis Körper zuckte. Er hielt die Arme hoch, die Handflächen geöffnet, um zu klatschen. Seine Knie beugten sich, er stellte den Fuß schräg und begann, mit der Ferse auf den Boden zu pochen. Dann vollführte er wilde Hüpfer, wobei sein Kopf von einer Seite zur anderen kippte. Wie Perlen quollen Blutstropfen aus den gefurchten Wunden auf seinen Wangen. Das Blut verfärbte den Kragen seines Nachthemds dunkel und glitzerte auf dem stumpfen Schwarz seines Gehrocks. Die Hexe riss die Hände in die Höhe, und er vollführte einen kerzengeraden Luftsprung. Dann schnippte Cassandra mit den Fingern und er machte mit einem knackenden Geräusch einen Kniefall. Schon war er wieder auf den Beinen, klapperte mit den Absätzen auf dem Boden und drehte sich um die eigene Achse wie ein Kreisel. Er war außer Atem, keuchte und wimmerte vor Schmerzen.
    »Aufhören!« Lizzie Rose fasste die Hexe am Arm. »Hören Sie auf! Das ist grauenhaft!«
    »Bist du nicht bei Verstand?« Cassandra schüttelte Lizzie Rose ab. »Hast du vergessen, was er deinem Bruder angetan hat? Soll ich ihn etwa nicht bestrafen? Soll ich das etwa nicht rächen?«
    »Nicht so!« Lizzie Rose wandte den Blick von dem tanzenden Mann ab. »Hören Sie auf. Ach bitte, lassen Sie ihn aufhören, zu tanzen!«
    Cassandra ließ achselzuckend die Arme sinken. Grisini stürzte taumelnd auf Hände und Knie. Er duckte sich wie ein geschlagener Hund.
    »Wenn ich davon ablasse, ihn zu bestrafen, versprichst du dann, zu tun, was ich von dir verlange?«
    Lizzie Rose machte eine ruckartige Kopfbewegung, sodass ihre Tränen im Licht funkelten. Clara konnte nicht sagen, ob es ein Ja oder Nein bedeuten sollte.
    »Das, worum ich dich bitten werde, ist nichts Schlimmes, und es wird dir kein Leid geschehen. Versprichst du es? Oder soll ich Signore Grisini weiter quälen?«
    Grisini stöhnte auf. Lizzie Rose schluckte schwer. »Ich verspreche es.«
    Cassandra räusperte sich: »Gaspare. Diese junge Dame hält es für angebracht, Gnade mit Ihnen zu haben. Stehen Sie auf und gehen Sie mir aus den Augen.«
    Grisini rappelte sich auf. Er stolperte unsicher zur Flügeltür und verschwand. Clara hörte noch seine leiser werdenden Schritte, als er sich die breite Treppe hinunterschleppte.
    Cassandra streckte den Kindern die Arme entgegen. »Kommt her.« Ihre Stimme klang jetzt matter. Der letzte Zauber war kräftezehrend gewesen. Sie ging ihnen zum Sofa voraus und ließ sich mit einem erleichterten Seufzen daraufsinken. »Ich sage euch, was zu tun ist.« Sie wandte sich an Lizzie Rose: »Marguerite?«
    Lizzie Rose starrte sie an. »Gnädige Frau?«
    Cassandra gab sich einen Ruck. »Verzeih mir. Ich meinte natürlich Lizzie Rose! Hör zu, mein Kind: Ich will mit deinem Bruder allein sprechen. Nimm den Hund mit, kehr auf dein Zimmer zurück und geh schlafen. Tust du das bitte?«
    Lizzie Rose beugte sich vor, um an der Hexe vorbei Parsefalls Gesicht sehen zu können.
    »Es dauert nicht lange, und ich tue ihm nichts«, versicherte ihr Cassandra. »Du hast versprochen, mir zu gehorchen.«
    »Parsefall sollte jetzt auch ins Bett.«
    »Gleich. Erst will ich kurz mit ihm sprechen. Wenn du mir nicht gehorchst, muss ich Gaspare zurückrufen und wieder tanzen lassen. Also? Tust du, was ich dir sage?«
    »Ja«, antwortete Lizzie Rose widerstrebend. »Aber Sie dürfen

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