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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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gesehen.«
    »Ach, keine Sorge«, erklärte Clara. »Ich sage Papa, dass du mir das Leben gerettet hast, und er wird dafür sorgen, dass die Polizei dich in Ruhe lässt.«
    Parsefall hatte ganz vergessen, dass er Clara das Leben gerettet hatte. Jetzt, da er daran erinnert wurde, fand er, dass sein Verhalten heldenhaft gewesen war: Furchtlos hatte er barfuß das einbrechende Eis überquert. Unter diesen Umständen sollte Clara ihm eigentlich etwas mehr Bewunderung schenken. »Willst du mir nich’ dafür danken?«
    Clara überdachte das. In ihren Augen blitzte etwas auf, und plötzlich fiel Parsefall ein, dass Clara den Feueropal gestohlen hatte, um zu verhindern, dass er in seine Hände geriet. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Eines Tages.«
    Das war eine sonderbare Antwort, aber Parsefall sagte sie zu. Lizzie Rose fing manchmal an, zu weinen, oder wollte ihre Arme um seinen Hals schlingen, wenn sie für etwas dankbar war. Nachdem Clara nun wieder zu einem Menschen geworden war, wollte er ihr nicht mehr zu nahe kommen. Ihr schien es genauso zu gehen, denn sie hielt sich auf Abstand.
    Die beiden Kinder stiegen ins Kellergeschoss hinunter. Zu ihrer Enttäuschung fanden sie die Küche leer vor. Das Feuer brannte zwar, aber es lag kein Duft von Essen in der Luft. In der Spüle stapelte sich kein Geschirr und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass man eine Mahlzeit vorbereitet hatte oder dass es zu erwarten war. Parsefall hatte gerade begonnen, die Vorratskammer zu inspizieren, als die Tür aufschwang und Lizzie Rose mit Ruby hereinkam.
    Ihre Wangen glühten vor Kälte. Doch in ihren Augen lag Besorgnis. Sie ging in die Hocke, um die Leine von Rubys Halsband zu lösen, und sagte: »Na los! Lauf hoch zu Madama!« Dann richtete sie sich leicht vorwurfsvoll an Parsefall und Clara: »Ihr habt doch die Tür zu Madamas Zimmer offen gelassen?«
    »Weiß nich’«, sagte Parsefall, aber Clara erwiderte: »Ja.« Sie ging zu Lizzie Rose und griff nach ihren Händen. »Was ist los?«
    »Die Dienstboten sind weg. Und Grisini …« Lizzie Rose sprach nicht weiter.
    »Ist er etwa nich’ tot?«, japste Parsefall.
    »Doch, doch, er ist tot«, sagte Lizzie Rose schnell. »Aber … ach, es war grauenhaft! Ich bin mit Ruby nach draußen, und sie ist zum See hinuntergerannt. Er muss über Nacht wieder zugefroren sein. Man sieht noch, wo die Risse waren … und Grisini ist da, unter der Eisschicht, dunkel, umgeben von all den Rissen, wie eine Spinne in ihrem Netz …« Es schüttelte sie. »Irgendjemand wird das Eis aufbrechen und seine Leiche herausholen müssen. Aber alle Dienstboten sind auf und davon. Alle.« Sie deutete auf ein Blatt Papier auf dem Küchentisch. »Als ich heute Morgen runterkam, habe ich den Brief gefunden. Mrs Fettle schreibt, dass sie mit dem Haushaltsgeld den Bediensteten den ausstehenden Lohn gezahlt hat, weil alle beschlossen haben, zu gehen. Alle auf einmal. Wir sind zu Sinnen gekommen und endlich sind wir frei  – das steht in dem Brief. Vermutlich standen sie unter einem Zauber, der jetzt gebrochen wurde. Ich habe keine Ahnung, ob Mark Fettle überhaupt je losgefahren ist, um den Wachtmeister zu holen, und Madama braucht doch einen Arzt und jetzt auch noch Grisini und seine grässliche, grässliche Leiche.« Tränen traten ihr in die Augen, und Parsefall spürte wieder den gewohnten Knoten im Magen.
    Clara zog einen Stuhl am Tisch zurück, fasste Lizzie Rose an den Schultern und zwang sie, sich zu setzen. »Du warst die ganze Nacht wach und du hast einen Schock«, sagte sie ruhig. »Parsefall, setz Wasser auf. Lizzie Rose braucht eine Tasse Tee. Und such in der Vorratskammer nach Zucker. Papa sagt, Zucker ist gut bei einem Schock.«
    Parsefall war einigermaßen von sich selbst überrascht, dass er gehorchte. Er hob den Wasserkessel an, stellte fest, dass er gefüllt war, und platzierte ihn auf dem Herd. Dann suchte er auf den Küchenregalen nach einer Teedose. Er überlegte, ob er Clara mögen würde, jetzt, da sie sprechen konnte. Sie würde sich sogar noch befehlshaberischer benehmen als Lizzie Rose, so viel war ihm klar.
    »Wir müssen die Kaminfeuer am Brennen halten«, sagte Clara. Sie zählte an den Fingern ihre weiteren Überlegungen auf, während sie fortfuhr: »Das kann nicht so schwierig sein, wir legen einfach Kohle nach. In der Vorratskammer sollten wir etwas zu essen finden, und ich denke, einer von uns könnte den Doktor holen, wenn ein Pferd im Stall steht …

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