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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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Allerdings weiß ich nicht, wie man das Geschirr anlegt. Hat von euch schon mal jemand ein Pferd angeschirrt?«
    Parsefall schaute sie ausdruckslos an, aber Lizzie Rose schluchzte nur.
    »Vermutlich nicht«, beantwortete sich Clara die Frage selbst. Sie tätschelte Lizzie Roses Schulter. »Nicht weiter schlimm, meine Liebe, wir schaffen das schon. Irgendwo muss eine Straße sein, und wir können fragen …« Ihre Stimme versiegte, und es schien, dass auch sie die Probleme entmutigten, die vor ihnen lagen. Sie wandte sich an Parsefall: »Hast du Zucker für den Tee deiner Schwester gefunden?«
    Mechanisch setzte Parsefall an: »Sie ist nich’ meine richtige Schwester –«, da verpasste Clara ihm auch schon eine schallende Ohrfeige.
    Das klatschende Geräusch jagte allen dreien einen Schreck ein. Parsefall zuckte zurück und hielt sich die Backe. »Wie kannst du es wagen?«, schrie Lizzie Rose und sprang auf, um sich auf Clara zu stürzen.
    »Er darf so etwas nicht sagen!«, erklärte Clara zornig. »Tu das nie mehr, Parsefall, hörst du?« Ihre Stimme wurde sanfter. »Er meint das nicht böse«, sagte sie zu Lizzie Rose. »Es ist nur so, dass er eine andere Schwester hatte, die im Arbeitshaus gestorben ist. Ihr Name war Eppie.«
    »Eppie?«, wiederholte Lizzie Rose.
    »So hieß sie doch, oder?«, fragte Clara Parsefall. »Eppie war seine leibliche Schwester, und sie war sehr gut zu ihm. Parsefall ist treu. Er will sie nicht vergessen … Aber du darfst das nicht mehr sagen, Parsefall, denn Lizzie Rose ist deine richtige Schwester. Ich habe miterlebt, wie sie für dich gekämpft und ihr Essen mit dir geteilt hat und wie sie dir den Kopf gehalten hat, als du dich übergeben musstest. So etwas tut nur eine echte Schwester.«
    Parsefall warf Lizzie Rose einen zerknirschten Blick zu. Sie wusste, dass das seine Art war, sich zu entschuldigen, und sie verzieh ihm sofort. »Ach, Parsefall«, sagte sie schluchzend, als unerwartet eine Glocke schellte, worauf Ruby anfing, zu bellen.
    »Das muss Madama sein«, sagte Lizzie Rose atemlos. Doch auf dem Zettel unter der Glocke stand HAUSTÜR. »Vielleicht ist Mrs Fettle zurückgekommen. Oder es ist sogar der Doktor!« Sie raffte ihre Röcke und rannte los.
    Einen Moment später hasteten ihr Parsefall und Clara hinterher. Keines der Kinder hätte es zugegeben, aber die Aussicht, dass womöglich ein Erwachsener ins Haus kam, war beruhigend. Ein Erwachsener würde wissen, wo das Dorf lag und was mit Madama zu tun wäre.
    »Clara!« Lizzie Roses stieß einen spitzen Schrei aus. »Es ist dein Vater! Clara, Clara! «
    Clara war noch ein Stück hinter Parsefall. Jetzt schoss sie an ihm vorbei wie eine Sternschnuppe. Sie flog die letzten Stufen hinauf, rannte über die schwarz-weißen Fliesen des großen Saals und auf das Portal zu, wo sie sich ihrem Vater entgegenwarf. Er hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis herum. Es herrschte ein konfuses Gewirr aus Schreien und Schluchzen und Rubys Kläffen, begleitet von den mitfühlenden Lauten, die Lizzie Rose ausstieß. Ein kalter Luftzug brauste durch die sperrangelweit offene Tür.
    Parsefall fröstelte. Er wünschte, jemand würde die Tür schließen. Er überlegte kurz, ob er es selbst tun sollte, zögerte aber, denn dafür hätte er sich durch das Durcheinander schluchzender, jubelnder Menschen drängeln müssen. Also verharrte er im Schatten der steinernen Säulen und beobachtete das Schauspiel mit den Händen in den Hosentaschen.
    »Mrs Wintermute, gnädige Frau! Helfen Sie mir, Dr. Wintermute!« Lizzie Rose eilte zu Claras Mutter, um sie zu stützen. »Oh, bitte schnell, Sir, sie ist ganz schwach!«
    Clara löste sich von ihrem Vater und rannte zu ihrer Mutter. Dr. Wintermute fing seine Frau auf, bevor sie zu Boden sank, und führte sie zur Treppe, wo er ihr auftrug, sich hinzusetzen und den Kopf zwischen den Knien hängen zu lassen.
    »Arme Mama«, flüsterte Clara.
    Ihre Mutter wimmerte: »Ach, Clara, mein Liebling, warum bist du weggelaufen? Wie konntest du so grausam sein?«
    Clara war sprachlos. Da trat Parsefall hinter den Säulen hervor. »Sie is’ nich’ weggelaufen«, erklärte er kühl. »Sie is’ entführt worden und war im Turm eingesperrt.«
    Clara warf ihm einen raschen Blick zu, in dem unbeschreibliche Dankbarkeit lag.
    »In dem Turm, der wo letzte Nacht eingestürzt is’.« Parsefall deutete in Richtung der Ruine. »Grisini hat sie entführt und den Turm verriegelt und verrammelt. Und alle haben gesagt, man darf

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