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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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gewiss. Mit der Macht des Feueropals konnte ich Männer dazu bringen, mich zu umschwärmen. Aber ihre Liebe war weder echt noch von Dauer, und ich wurde ihrer immer bald müde. Es ist schon eigenartig, nicht wahr? Wenn ich an mein langes Leben zurückdenke, dann gab es bloß zwei Menschen, die von Bedeutung waren: Gaspare und Marguerite. Er hat mich verraten und ich sie.« Cassandra rutschte unruhig hin und her. »Du machst ein Gesicht, als hättest du Mitleid mit mir. Lass das. Hast du schon vergessen, dass ich euch nach Strachan’s Ghyll geholt habe, damit ihr den Feueropal stehlt? Einer von euch hätte den Fluch des Opals geerbt: du oder dein Bruder oder Clara, wenn sie nicht so stark gewesen wäre. Ich wusste genau, was ich da weiterreichte. Ein vergeudetes Leben, einen Tod in den Flammen. Es war mir egal. Das meine ich ernst: Es war mir egal. «
    Cassandras Stimme blieb fest. Sie riskierte einen Blick zu Lizzie Rose hinüber und sah die Erschütterung in den Augen des jungen Mädchens. Cassandra drehte sich von ihr weg und zog die Bettdecke über die Schulter, um zu signalisieren, dass sie zu müde war, um weiterzureden.
    Ruby grummelte irritiert und stand auf. Dann streckte sie sich und tapste in Richtung Kopfkissen. Behutsam und bedächtig leckte sie der Hexe die Tränen vom Gesicht.

50. Kapitel

     
    Ein Wiedersehen
     
    A ls Parsefall erwachte, befand er sich in Madamas Zimmer. Er setzte sich auf und kratzte mit den Fingernägeln an seinen vom Schlaf verklebten Augenlidern. Dann strampelte er die Decken von sich und tastete nach seinen Kleidern, als ihm wieder einfiel, dass die ja im Weißen Zimmer lagen. Ein Sonnenstrahl fiel durch einen Spalt zwischen den karmesinroten Vorhängen. Es war helllichter Tag. Lizzie Rose und Ruby waren nicht da. Sie mussten zu ihrem Morgenspaziergang aufgebrochen sein. Parsefall wunderte sich, dass kein Dienstmädchen das Frühstück ins Zimmer gebracht hatte. Bei dem Gedanken knurrte sein Magen, und er stand auf.
    Clara hatte er ganz vergessen. Sie schlief, fest zusammengerollt wie eine Katze, in einem Sessel. Auf einen Erwachsenen mochte sie klein wirken, doch auf ihren vormaligen Puppenmeister wirkte sie riesig. Parsefall versetzte der Anblick einen Stich: Sie gehörte ihm nicht mehr. Er erinnerte sich an das elektrisierende Gefühl, wenn er sie tanzen ließ, und wie seltsam uneinsam er sich gefühlt hatte, wenn er sie auf seinem Schoß wiegte. Jetzt war sie von ihm getrennt, etwas, was er verloren hatte.
    Clara bewegte sich und öffnete die Augen. Auf einer Wange zeichnete sich eine rote Druckstelle von der Armlehne des Sessels ab. »Gibt es heißes Wasser?«
    Parsefall zuckte mit den Schultern. Er entsann sich dunkel, dass die Dienstboten von Strachan’s Ghyll jeden Morgen Wasser zum Waschen brachten, aber das hatte ihn nie sonderlich interessiert. Es dämmerte ihm, dass Clara wahrscheinlich wie Lizzie Rose ständig auf ihre Sauberkeit bedacht sein würde. Clara ging auf Zehenspitzen zum Waschtisch, stippte ihren Finger in den Wasserkrug und runzelte die Stirn. Dann kam sie zurück und griff nach ihren Schläppchen. Parsefall folgte ihr hinaus auf den Korridor.
    Sie sprach mit gedämpfter Stimme. »Ich habe Hunger. Meinst du, es gibt etwas zu essen?«
    »Normalerweise schon«, sagte Parsefall. Er schnüffelte hoffnungsvoll, aber er verfügte nicht über Lizzie Roses feinen Geruchssinn und witterte keinen Duft von Speck oder gebratenem Schinken. »Komm, sehen wir mal nach.«
    Sie gingen nebeneinanderher zur Treppe. Clara setzte sich auf die oberste Stufe, um ihre Schuhe anzuziehen. Da fiel Parsefall wieder auf, dass er ja noch im Nachthemd war. »Warte hier«, befahl er und verschwand im Weißen Zimmer, wo er sich rasch anzog und in seine Stiefel schlüpfte. Dann stapfte er polternd zurück zu Clara.
    Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und wartete auf ihn. Während seiner Abwesenheit hatte sie sich etwas zurechtgemacht, ihre Schärpe neu geknotet und das Haar mit den Fingern gekämmt. Es hatte nicht viel gebracht. Ihre Locken waren verfilzt und der Rock ihres Kleides war zerrissen. »Meinst du, Mrs Fettle ist beim Frühstücken?«, fragte sie.
    Parsefall zuckte mit den Schultern. Dann begriff er. »Sie wird dir Fragen stellen, wie? Was willste ihr erzählen?«
    »Ich weiß es nicht.« Clara umschlang ihre Knie. »Vermutlich sollte ich ihr sagen, dass Mr Grisini mich entführt und gefangen gehalten hat. Letztlich war es so. Allerdings wird bei dem Wort

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