Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)
nachdachte. Ein paar Sekunden später wisperte sie: »Ich glaube, das würde ihm gefallen.«
Parsefall verdrehte entnervt die Augen. Er versuchte nicht, Grisini eine Freude zu machen. Er wollte sein Grab entweihen. Gleichwohl hatte Lizzie Rose nicht unrecht. Grisini hatte einen gottlosen Sinn für Humor gehabt. Es war gut möglich, dass es ihm gefiel, dass der Affe mit dem teuflischen Gesichtsausdruck über seinem Leichnam hockte. Parsefall schaute finster drein, dann hellte sich seine Miene auf. Von einem künstlerischen Blickwinkel aus betrachtet, war es stimmig. Er fragte sich, was Clara wohl von der Idee hielt. Sie hielt sich stur an ihre wohlerzogene Rolle. Parsefall starrte frustriert ihren Rücken an. Er dachte an die Zeit zurück, als sie noch eine Puppe gewesen war: Er hätte nur einen Finger unter den Faden schieben müssen, der zu ihrer Wange führte, und sie hätte den Kopf gedreht …
Ihre Schulter zuckte. Und einen Augenblick später wandte sie sich nach ihm um und runzelte die Stirn.
»Ich muss dir was erzählen«, wisperte Parsefall.
Clara nickte kaum merklich. Sie formte mit den Lippen das Wort später und blickte schnell wieder nach vorne. Der Priester machte gerade das Kreuzzeichen. Die Sargträger traten vor und packten die Griffe des Sargs. Anscheinend würde nun Cassandras Leichnam endlich ins Grab hinuntergelassen.
Parsefall musste sich beherrschen, um nicht seine Mütze in die Luft zu schleudern. Es war fast vorbei. Danach würde es Roastbeef und Yorkshire Pudding zum Abendessen geben und anschließend würden sich die Erwachsenen mit ihren Zeitungen und Stickarbeiten zurückziehen. Er sah, wie Clara den Kopf senkte, um ein Lächeln zu verbergen. Dann wandte er sich nach Lizzie Rose um und zwinkerte ihr zu. Alle drei warteten nur darauf, wieder unter sich zu sein und gemeinsam lachen zu dürfen.
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Carol Mason, die mir mit dem britischen Sprachstil und der Mundart half und mich inspirierte, indem sie in die Rollen von Parsefall Hooke und Mrs Pinchbeck schlüpfte. Ich danke außerdem Barry Smith, Mitglied der Friends of Kensal Green Cemetary, der sein enzyklopädisches Wissen über die viktorianischen Bestattungsbräuche mit mir teilte und mir Fotografien von Katafalken, Särgen und Mausoleen schickte.
Ich hätte keine hilfsbereiteren Fachleute finden können. Etwaige Fehler in diesem Buch sind mir persönlich zuzuschreiben.
Schlitz, Laura Amy:
Clara und die Magie des Puppenmeisters
ISBN 978-3-522-61022-3
Aus dem Amerikanischen von Eva Plorin
E-Book-Konvertierung: KCS GmbH, Buchholz
© 2012 by Laura Amy Schlitz
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Splendors and Glooms« bei Candlewick Press, USA.
© 2013 by Thienemann Verlag
(Thienemann Verlag GmbH), Stuttgart/Wien
für die deutschsprachige Ausgabe
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Interview mit der Autorin
In Ihren Geschichten gelingt es Ihnen auf bezaubernde Weise, für den Leser Orte und eine bestimmte Atmosphäre lebendig werden zu lassen, und Ihre Schilderungen des viktorianischen Englands in ‚Clara und die Magie des Puppenmeisters‘ bilden da keine Ausnahme. Wie sahen Ihre vorbereitenden Recherchen zu dem Roman aus, um ein solch wahrheitsgetreues Bild jener Epoche zu zeichnen? Die Detailgenauigkeit erinnert an die herrlichen Beschreibungen in ‚Good Masters! Sweet Ladies!‘, Ihrem Band über das Mittelalter.
Die Recherchen zu diesem Buch sind mir in gewisser Weise leicht gefallen, denn ich hege schon seit jungen Jahren eine Leidenschaft für das viktorianische England. Als ich in der vierten oder fünften Klasse war, hat mir mein Vater einen dünnen Band mit den gekürzten Fassungen von Dickens’ Romanen gekauft: ‚Eine Weihnachtsgeschichte‘, ‚Oliver Twist‘, ‚David Copperfield‘ und ‚Große Erwartungen‘. Ich
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